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    Nach "Rust"-Tragödie: Superstar Dwayne Johnson will echte Waffen an Filmsets verbieten
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Als zugelassener Rechtsanwalt interessiert sich Björn Becher auch für alle Filmthemen mit Jura-Bezug – von Justizfilmen über Fragen des Jugendschutzes bis hin Hollywoods Branchenprozessen.

    Im Rahmen der Weltpremiere seines neuen Netflix-Films „Red Notice“ gab Dwayne Johnson bekannt, dass er für eine neue Politik an Filmsets kämpfen will – eine Reaktion auf die Tragödie am Set von „Rust“, bei der Kamerafrau Halyna Hutchins starb.

    Netflix

    Knapp zwei Wochen ist es her, dass es am Set des Westerns „Rust“ zu einem tragischen Unglück kam. Die Details sind noch unklar, doch ein grobes Bild ist bekannt. Alec Baldwin erschoss mit einem Revolver die Kamerafrau Halyna Hutchins, weil die echte Waffe mit scharfer Munition geladen war. Die Ermittlungen laufen – und es sind viele Fragezeichen offen.

    Unglück bei "Rust": Eine Kette von Fehlern?

    Bevor wie zu Dwayne Johnson kommen, fassen wir die aktuelle Entwicklung im Fall zusammen: Die zuständige Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed besteht darauf, dass sie die Waffe mit Patronen aus der Schachtel mit Dummys, mit Platzpatronen, geladen habe. Ihre Anwälte lassen mittlerweile die Theorie kursieren, dass jemand womöglich die Munition böswillig ausgetauscht habe. Doch selbst in diesem Fall hätte sie wohl als Expertin den Unterschied bemerken sollen.

    Die Waffe gelang dann über den Regie-Assistenten David Halls in die Hände von Alec Baldwin. Hier kam es wohl zum nächsten Fehler. Halls übergab Baldwin die Waffe mit dem Hinweis, dass es sich um eine „Cold Gun“ handele, diese also nicht scharf sei. Er räumte mittlerweile ein, dass er nicht, wie es Vorschrift ist, alle Patronen in der Kammer noch einmal selbst überprüft hat. Und ein weiterer Fehler ist wohl, dass Baldwin die Waffe in Richtung von Hutchins (und des hinter ihr stehenden und beim Unglück verletzten Regisseurs Joel Souza) richtete.

    Es gab also wohl eine ganze Kette von Fehlern, die dazu führten, dass es zum Unglück kam und eine Sicherheitsmaßnahme nach der anderen versagte. Doch jenseits all dieser Fehler ist auch klar: Zur Tragödie wäre es nicht gekommen, wenn erst gar keine echte Waffe eingesetzt worden wäre. Und genau deswegen werden Stimmen immer lauter, echte Waffen an Filmsets komplett zu verbieten. Diese Stimmen haben nun einen prominenten Sprecher an der Spitze: Superstar Dwayne Johnson!

    Dwayne Johnson kann für Veränderung sorgen

    Dem Branchenmagazin Variety erklärte Johnson bei der Premiere zu „Red Notice“, dass er für ein solches Verbot nicht nur kämpfen werde, sondern es ab sofort umsetze. Bei allen Filmen und TV-Serien, die seine Firma Seven Bucks Productions produziere, werden ab sofort keine echten Waffen mehr zum Einsatz kommen. Er werde auch alle Studios, mit denen er arbeite, zwingen, ab sofort nur noch sogenannte Rubber Guns einzusetzen – auch wenn damit womöglich höhere Produktionskosten verbunden sind.

    Dwayne Johnson ist nicht die erste Stimme, die sich in Hollywood nach dem „Rust“-Unglück so äußert. Bereits mehrere Film- und Serienschaffende riefen dazu auf, den Einsatz von echten Waffen an Sets zu beenden. Die Macher der TV-Serie „The Rookie“ verbannten noch am Tag nach dem Unglück alle echten und umgebauten Waffen vom Set. Eine Online-Petition zum Verbot echter Waffen an Sets hat bereits über 100.000 Unterschriften bekommen.

    Johnsons Stimme ist aber wahrscheinlich trotzdem so wichtig, wie keine andere. Denn er ist der aktuell vielleicht größte und einflussreichste Filmstar in Hollywood, der mit fast allen großen Studios arbeitet. Wenn Johnson auf seine Worte wirklich Taten folgen lässt, dann dürften echte Waffen wirklich bald von den Sets verschwinden.

    Darum kommen überhaupt echte Waffen zum Einsatz

    Viele dürften sich fragen, warum bislang überhaupt echte Waffen zum Einsatz kommen und nicht Attrappen wie die sogenannten „Rubber Guns“. Oft werden die echten (meist eigentlich umgebauten und so teilweise entschärften) Waffen mit Realismus und Kosten begründet. Wichtig: Diese Waffen sind normalerweise nicht mit scharfer Munition geladen, sondern mit sogenannten „Blanks“ oder auch „Dummys“. Dass es im Fall von „Rust“ aus noch ungeklärten Gründen anders war, ist also eine Besonderheit. Aber wie viele Expert*innen anmerken, können auch echte Waffen trotz Umbau und Ladung mit „Blanks“ gerade auf kurze Distanz gefährlich sein.

    Gegenüber „Rubber Guns“ haben echte Waffen den Vorteil, dass sie ein Mündungsfeuer und einen Knall erzeugen. Man habe diese Elemente also direkt beim Dreh und nehme sie auf, müsse sie nicht erst mühselig in der Post-Produktion ergänzen. Sie helfen zudem angeblich den Schauspieler*innen, die so realistisch darauf reagieren können.

    Dieser Sichtweise wird aber oft widersprochen. Der Ton wird ohnehin in der Post-Produktion überarbeitet, oft neu aufgenommen. Und selbst das Mündungsfeuer muss nach Aussagen vieler Expert*innen oft noch einmal nachträglich angefasst werden, weil es gar nicht richtig von der Kamera aufgenommen wurde. Und Schauspieler*innen werden schließlich dafür bezahlt, realistisch auf nicht vorhandene Dinge zu reagieren.

    Unter anderem „The Hunt“-Regisseur Craig Zobel, der jüngst mit der Serie „Mare Of Easttown“ einen großen Erfolg feierte, verwies darauf, dass bei ihm natürlich alle Pistolenschüsse aus dem Computer kommen und er keinen Grund sehe, warum es anders gemacht werden solle:

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