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    "Die Ringe der Macht" kämpft gegen ganz reale Trolle: Amazon ergreift Maßnahmen bei User-Wertungen
    Annemarie Havran
    Annemarie Havran
    -Mitglied der Chefredaktion
    Nicht erst seit dem Besuch der Mitternachtspremiere von „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ liebt Annemarie epische Fantasy-Geschichten.

    Bei Amazon Prime Video werden die Publikums-Bewertung zur Fantasy-Serie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ nicht sofort veröffentlicht, sondern erst einer Prüfung unterzogen, um Fake-Bewertungen auszusortieren.

    Amazon Prime Video / Matt Grace

    „Review Bombing“ nennt man das Internet-Phänomen, bei dem User (teils mit verschiedenen Accounts) ein Produkt absichtlich in großer Anzahl schlecht bewerten, um ihm eine negative Reputation zu verleihen – häufig ohne das Produkt selbst genutzt zu haben. Besonders oft kommt diese Form der gezielten Diffamierung bei Spielen, Serien und Filmen vor, zum Beispiel wenn die „Fan“-Base eines Franchises bestimmte, vor allem politische und kulturelle Aspekte als problematisch wahrnimmt und diese bewertet, statt sich auf die Qualität des Produkts zu beziehen – zum Beispiel einen diversen Cast oder gleichgeschlechtige Beziehungen. Kurz und gut: Hinter Review Bombing steht oftmals eine toxische „Fan“-Base und sehr viel Hass.

    Um zu verhindern, dass die neue Fantasy-Serie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, in der es zum Beispiel Schwarze Zwerg*innen, Elb*innen und Harfüße sowie viele weibliche Hauptrollen gibt, von Internet-Trollen und Bots mit negativen Rezensionen zugespamt wird, werden bei Amazon laut einem exklusiven Bericht von Variety eingegangene Bewertungen erst nach 72 Stunden veröffentlicht.

    Keine Chance für Bewertungen von Trollen und Bots

    In dieser Zeit werde ein Filter angewendet, um Bewertungen von Trolls und Bots auszusortieren und nur solche von Usern, die die Serie gesehen haben und im Idealfall nur mit einem Account kommentieren, zu veröffentlichen. Und ein Blick auf die „Ringe der Macht“-Seite auf Amazon Prime zeigt: Tatsächlich sind dort noch keine Bewertungen zu lesen – können aber abgegeben werden.

    ›› "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" bei Amazon Prime Video*

    Typisch für Review Bombing ist das gehäufte Vorkommen der schlechtestmöglichen Bewertung und einer großen Abweichung zwischen der durchschnittlichen Publikumswertung und der durch die Presse. Ein Blick auf die Kritiken-Sammelseiten Rotten Tomatoes und Metacritic zeigt, dass die Maßnahme von Amazon durchaus gerechtfertigt sein dürfte. Bei Metacritic kommt „Die Ringe der Macht“ aktuell (3. September) bei den Kritiker*innen auf einen Schnitt von guten 71/100 Punkten, der überwiegende Teil der Rezensionen ist positiv. Einige Kritiken kommen zu einem gemischten Fazit – negativ ist keine. Der User-Score hingegen beläuft sich auf 2.0 von 10 möglichen Punkten.

    Und auch bei Rotten Tomatoes zeigt sich ein ähnliches Bild: Bei der Presse sind 83 Prozent der Bewertungen positiv, beim Publikum sind es nur 36 Prozent. Und auch wenn „Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ beim User Rating der IMDb nicht ganz so schlecht dasteht, sind 6.2 von 10 möglichen Punkten eher wenig angesichts der meist guten bis sehr guten Besprechungen in der Presse – und vor allem den 25 Prozent Ein-Sterne-Wertungen zu verdanken, die den Schnitt runterziehen, während die mittleren Bewertungen eher selten vergeben wurden.

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    Review Bombing ist gerade bei Serien in letzter Zeit zu einer hässlichen Praxis geworden und betraf zum Beispiel auch schon die MCU-Serie „Ms. Marvel“, in der eine junge muslimische Frau mit pakistanischen Wurzeln zur Superheldin wird. Auch die aktuell auf Disney+ laufende Serie „She-Hulk: Die Anwältin“ über eine weibliche Superheldin ist betroffen.

    72-Stunden-Fenster bei Amazon schon seit "Eine Klasse für sich"

    Amazon hat das 72-stündige Zeitfenster, um User-Kritiken auszuwerten und nur echte Bewertungen zu veröffentlichen, übrigens bereits vor einigen Wochen eingeführt. Laut Variety kam es zum ersten Mal zum Tragen, als am 12. August 2022 die Serie „Eine Klasse für sich“ über ein weibliches Baseball-Team mit BIPoC-Spielerinnen veröffentlicht wurde. Es könnte nun womöglich bei allen Neuveröffentlichung angewendet werden – bei „Die Ringe der Macht“ bekam diese Initiative aber nun größere öffentliche Aufmerksamkeit.

    Schon vor seiner Veröffentlichung hatte „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ mit Trolling, also verstärkt negativen oder hämischen und provokanten Reaktionen zu kämpfen. Gerade auf YouTube wurden unter den Trailern zu der Fantasy-Serie basierend auf J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“-Material viele offen negative und beleidigende oder einfach nur alberne Kommentare abgesetzt, die sich nicht direkt auf den Inhalt und die Qualität der Trailer bezogen, sondern sich einfach nur über die Serie lustig machten.

    Es bleibt zu hoffen, dass sich auf Portalen wie Metacritic und Rotten Tomatoes die Bewertungen irgendwann mehr aus echten (natürlich dann sowohl schlechten als auch guten) als aus zur gezielten Rufschädigung negativen Reviews zusammensetzen werden. Die Erfahrung zeigt, dass dies mit der Zeit passieren könnte, denn irgendwann geht selbst den Trollen die Luft aus und es kommentieren verstärkt Menschen, die die Serie wirklich gesehen haben und die Qualität bewerten.

    "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht": Wann kommt Folge 3 zu Amazon Prime – und wie geht es weiter?

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