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    Happy Feet 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Happy Feet 2
    Von Christoph Petersen

    Schon 2006 zum ersten Teil monierte FILMSTARTS, dass die Werbekampagne dem Film nicht wirklich gerecht wird. Während die TV-Spots eine poppige Musical-Revue mit süß-animierten Pinguinen versprachen, entpuppte sich der vollkommen zu Recht als bester Animationsfilm mit dem Oscar ausgezeichnete „Happy Feet" als so viel mehr als das. Neben den mitreißenden Songs gab es auch noch eine sehr kritische, mitunter beißend satirische Seite, die den ohnehin sehr guten Film in den Rang eines Meisterwerks erhob. Bei der ebenfalls von „Mad Max"-Regisseur George Miller inszenierten Fortsetzung „Happy Feet 2" verhält sich die Sache ähnlich. Wenn im Trailer kurz angedeutet wird, dass die Pinguine von Eismassen eingeschlossen werden, löst diese Erkenntnis kaum mehr als ein Schulterzucken aus, bevor es mit dem nächsten Gag gutgelaunt weitergeht. Aber im Film selbst erreicht diese existenzbedrohende Situation eine unglaubliche Intensität.

    Mumble (Stimme: Elijah Wood), der steppende Pinguin-Held aus dem ersten Teil, ist inzwischen Papa geworden. Doch sein kleiner Sohn Erik (Ava Acres) weigert sich, mit all den anderen Pinguinen zu tanzen, weshalb er sich wie ein Außenseiter fühlt. Gemeinsam mit seinen Freunden und dem feurigen Womanizer-Pinguin Ramon (Robin Williams) reißt der Steppke aus und begegnet dabei Sven dem Großen (Hank Azaria) - einem Pinguin, der tatsächlich fliegen kann. Davon ist Erik natürlich sofort begeistert und sein Vater erst einmal abgemeldet. Aber dann erschüttert ein Erdbeben die Antarktis und Mumbles Pinguinvolk wird von gigantischen Eismassen eingeschlossen, die den Tieren auch den Weg zum Meer und damit zu ihrer Nahrungsquelle abschneiden. Zwar können Mumble und Erik ein benachbartes Pinguinvolk dazu überreden, ihnen beim Fischfang zu helfen, doch dann zieht auch noch ein gewaltiger Schneesturm herauf, der nicht nur die Eingeschlossenen, sondern auch die Retter in Lebensgefahr bringt...

    Der australische Filmemacher George Miller packt sein junges Publikum nicht in Watte. Das war bei seinen düster-intelligenten Familienfilmen „Schweinchen Babe in der großen Stadt" und „Happy Feet" schon so und das ist nun auch bei „Happy Feet 2" nicht anders. Wenn hier ein Pinguin von einem zähnefletschenden Seelöwen durchs Wasser gejagt wird, dann ist das nicht wie bei „Ice Age" & Co. ein Anlass für Slapstick, sondern bedeutet wirkliche Gefahr. Dasselbe gilt für die Notlage des eingeschlossenen Pinguinvolks. Natürlich ist jedem erfahrenen Zuschauer von Anfang an klar, dass die Sache am Ende schon irgendwie gut ausgehen wird, aber trotzdem ist die Lage zwischenzeitig derart bedrohlich, dass man immer mal wieder am Happy End zweifelt. Dafür fällt das Gefühl der Erleichterung im tosenden Finale dann aber auch viel stärker als gewöhnlich aus.

    Miller nimmt kleine Kinogänger zwar ernst, überfordert sie aber auch nicht. Immer wieder bricht er die Anspannung auf, indem er neben den atemberaubend choreographierten Musical-Einlagen etwa noch einen humorvollen Nebenplot um zwei Krills (= antarktische Garnelen) installiert: Will (Brad Pitt) hat die Nase voll davon, als einer von Millionen Krills im Gleichtakt des Schwarms mitzuschwimmen und beschließt, es fortan mit seinem besten Freund Bill (Matt Damon) auf eigene Faust zu versuchen. Dabei ist jede einzelne ihrer philosophischen Debatten ein echtes Comedy-Highlight – die Dialoge über Individualismus und Verantwortung sind intelligent, scharfsinnig und urkomisch, auch wenn wohl nur erwachsene Begleiter wirklich alle Ebenen dieses tiefsinnigen Humors verstehen werden. Zudem fällt „Happy Feet 2" auch deshalb weniger düster als sein Vorgänger aus, weil die Moral eine hoffnungsvollere ist: War „Happy Feet" vor allem eine beherzte Kritik am Umgang der Menschen mit ihrer Umwelt, geht es in der Fortsetzung darum, wie sich auch existenzielle Probleme beseitigen lassen, wenn nur alle zusammen an einem Strang ziehen.

    Will und Bill sind nicht nur ziemlich lustig, sondern auch zwei der bisher bestanimierten Leinwandcharaktere überhaupt. Die teilweise durchsichtigen, fluoreszierenden Garnelenviecher mit ihren vielen Armen bieten Animatoren etliche Herausforderungen, die diese aber allesamt hervorragend gemeistert haben. Dasselbe gilt auch für den Rest der Animationen. Die Pinguine sind viel detailreicher gestaltet und wirken noch um einiges lebendiger als im ersten Teil. Zudem erreicht auch das 3D eine selten gesehen Schärfe, weshalb Pixar mit „Merida - Legende der Highlands" im kommenden Jahr nicht nur erzählerisch, sondern auch technisch einen Volltreffer landen muss, um sich den Titel als unangefochtener Klassenprimus unter den Animationsstudios weiterhin ohne schlechtes Gewissen ans Revers heften zu können.

    Fazit: Während Pixar in diesem Jahr mit „Cars 2" keinerlei Risiko eingegangen ist, springt nun George Miller mit „Happy Feet 2" in die Bresche. Sein Sequel ist ein grandios animiertes, sehr spannendes und mutig erzähltes Musical-Abenteuer, das große wie kleine Zuschauer ab acht Jahren von der ersten Minute an mitreißt.

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