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    Men In Black 3
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Men In Black 3
    Von Christoph Petersen

    Seien wir ehrlich: Am Anfang des Projekts „Men in Black 3" stand die Idee, noch mehr Geld aus der Reihe herauszuholen. Erst danach wurde darüber nachgedacht, ob es überhaupt eine weitere Geschichte um die Aliens-jagenden Agenten J und K gibt, die es zu erzählen lohnt. Als dann herauskam, dass sich die Drehbuchautoren ausgerechnet den Allzweck-Kniff „Zeitreise" ausgesucht haben, um die Story irgendwie am Leben zu halten, sind die Hoffnungen auf einen sehenswerten Sommerfilm auch nicht unbedingt gestiegen. Aber Comebacks sind bekanntlich immer dann am schönsten, wenn zuvor alles gegen sie spricht. Und so legt neben dem aus einer vierjährigen Schaffenspause kommenden Will Smith auch die „Men in Black"-Reihe eine beeindruckende Rückkehr hin! Autor Etan Cohen hat eine Menge lustiger neuer Ideen, die Darsteller sahnen nicht einfach nur ihren Gehaltscheck ab, sondern haben sichtlich Spaß an der Sache, und Regisseur Barry Sonnenfeld garniert seine Science-Fiction-Komödie erneut mit etlichen jener irrwitzigen Einfälle, die den ersten „Men in Black"-Teil zum weltweit erfolgreichsten Film des Jahres 1997 machten.

    Vor 40 Jahren hat Agent K (Tommy Lee Jones) dem außerirdischen Kriminellen Boris (Jemaine Clement) bei einem Einsatz in Cape Canaveral einen Arm abgeschossen und ihn anschließend in ein Hochsicherheitsgefängnis auf dem Mond verfrachtet. Nur so konnte eine außerirdische Invasion und somit die Auslöschung der Menschheit verhindert werden. Aber nun ist dem intergalaktischen Bösewicht mit Hilfe seines Fans Lilly (Nicole Scherzinger) die Flucht gelungen. Sein Ziel: grausame Rache! Allerdings will Boris Agent K nicht einfach umbringen, denn das würde ihm seinen Arm auch nicht zurückbringen. Stattdessen reist Boris ins Jahr 1969, um Agent K dort bereits vor ihrem ersten Aufeinandertreffen auszulöschen. Verhindern kann das nur K's Partner Agent J (Will Smith), der ebenfalls in die Vergangenheit reist, um dort die Dinge mit der Hilfe des jungen Agent K (Josh Brolin) wieder in Ordnung zu bringen...

    Was Autor Etan Cohen in „Men in Black 3" mit dem so oft verwendeten Zeitreise-Motiv anstellt, erweist sich als überraschend frisch und originell. Statt den Zeitsprung in die 60er Jahre ausschließlich zu nutzen, um im Stile von Tim Burtons Seventies-Vampir-Komödie „Dark Shadows" ein reines Retro-Feuerwerk abzufackeln, schlagen die Macher einen emotionalen Bogen, der die Beziehung von Agent K und Agent J auf eine ganz neue Ebene hebt. Denn was leicht ins Kitschige hätte abgleiten können, geht voll auf und wer am Ende eine Träne verdrückt, muss sich keinesfalls schämen. Neben der unerwarteten Infusion von Gefühlen gibt es mit „Boris die Bestie" einen Bösewicht, dessen Erscheinung inklusive eines „Alien"-artigen Krabbelviechs, das in seiner Handfläche lebt, wirklich etwas hermacht. Was die ansonsten sehr ideenreiche Inszenierung von Barry Sonnenfeld („Schnappt Shorty") angeht, ist lediglich der 3D-Einsatz zu kritisieren. Dieser ist zwar handwerklich sauber (also keine Kopfschmerzgefahr!), aber fügt nichts zum Kinoerlebnis hinzu.

    Genau wie der erste Teil wird „Men in Black 3" neben seiner überraschend einnehmenden Story vor allem von den vielen aberwitzigen Einfällen getragen, die Regisseur Barry Sonnenfeld und sein Autorenteam mitunter im Sekundentakt in den Film einstreuen. Das gilt für die absurden Eigenheiten der verschiedenen Alien-Rassen (von riesigen Goldfischen bis zu heuschreckenartigen Dudelsackbläsern ist alles dabei), aber auch für die bissigen Kommentare zur Rassendiskriminierung in den 1960er Jahren: „Ja, ich habe das Auto gestohlen, aber nicht weil ich schwarz bin!" Einer der Höhepunkte ist der Besuch von Andy Warhols (Bill Hader) legendärer Factory – hier hätte man natürlich den offensichtlichen Pfad beschreiten und aus dem Kunstfreak ein Alien machen können, aber wie die Autoren hier mit der Erwartungshaltung des Publikums jonglieren, ist eben noch viel, viel witziger. Immer wenn man glaubt zu wissen, was gleich kommt, denken die Filmemacher noch eine Ecke weiter. In solchen verblüffenden Szenen zeigt sich am besten: Es steckt deutlich mehr Herzblut in „Men in Black 3" als es alle Vorabinfos vermuten ließen.

    Er lag nicht einfach auf der faulen Haut, sondern hat zum Beispiel als Produzent von „Karate Kid" die Karriere seines Sohnes Jaden Smith vorangetrieben, aber der letzte Leinwandauftritt von Will Smith (in „Sieben Leben") liegt tatsächlich schon vier Jahre zurück. Eine solch lange Pause ist für einen Superstar vom Kaliber Smiths eigentlich undenkbar, aber er hat nicht nur das Nichtstun unbeschadet überstanden, sondern mit „Men in Black 3" auch ein standesgemäßes Comeback hingelegt: Noch immer merkt man ihm jene unvergleichliche Spiellaune an, die ihn schon zu Beginn seiner Karriere als „Der Prinz von Bel-Air" ausgezeichnet hat. Er hat mächtig Spaß bei der Arbeit und das spürt auch der Zuschauer.

    An der Seite von Spaßvogel Smith agieren im dritten Teil gleich zwei grummelige Eigenbrötler, an denen er sich reiben kann. Während Tommy Lee Jones („Auf der Flucht") als störrischer Agent K erneut beweist, dass man auch ohne eine Miene zu verziehen ein hervorragendes komödiantisches Timing besitzen kann, gelingt es Neuzugang Josh Brolin („True Grit") als junger Agent K, zugleich die Eigenarten des älteren Kollegen zu kopieren und doch eine vollkommen eigene Rolle zu entwickeln. Obwohl man dafür die Zeitreise-Thematik noch weiter ausreizen müsste, plädieren wir ganz klar dafür, dass Josh Brolin auch bei einem möglichen „Men in Black 4" wieder mit von der Partie sein sollte.

    Fazit: Mit der Konkurrenz von „The Avengers" und „The Dark Knight Rises" ist „Men in Black 3" vielleicht nicht der beste Blockbuster des Kinosommers 2012, aber auf jeden Fall derjenige, der unsere Erwartungen am deutlichsten übertroffen hat. Außerdem macht die turbulente Alienjagd einfach eine Menge Spaß!

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