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    Wie ausgewechselt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Wie ausgewechselt
    Von Moritz Stock

    Die Filmgeschichte der vergangenen 40 Jahre wurde nicht unwesentlich von sogenannten Body-Switch-Komödien mitgeprägt, in deren Zentrum Personen stehen, die durch irgendeinen Umstand plötzlich in einem anderen Körper aufwachen und dadurch eine völlig neue Perspektive auf ihr Leben gewinnen. Bekannte Vertreter dieses Genres sind unter anderem der Tom-Hanks-Klassiker „Big", „Ein ganz verrückter Freitag" mit Jodie Foster und nicht zuletzt „30 über Nacht" mit Jennifer Garner. Das süffisant-witzige Spiel mit dem Körper ist also schon vielfach variiert worden. Auch „Die Hochzeits-Crasher"-Regisseur David Dobkin versucht sich nun an dieser nach wie vor praktizierten Grundidee. Anstatt jedoch etwa einen cleveren Zeitbezug herzustellen, fährt Dobkin in „Wie ausgewechselt" vor allem Fäkalhumor auf und auch nachvollziehbare Charaktere sucht man vergebens.

    Mitch (Ryan Reynolds) und Dave (Jason Bateman) sind trotz ihrer grundverschiedenen Lebensentwürfe beste Freunde. Während Mitch ein ungebundener, in den Tag hinein lebender Single ohne Verpflichtungen ist, ist Dave erfolgreicher Anwalt, Ehemann und sorgender Vater von drei Kindern. Jedoch sind sowohl Dave als auch Mitch mit ihrem festgefahrenen Sein unzufrieden und wünschen sich nichts sehnlicher, als das Leben des jeweils Anderen zu führen. Tatsächlich geht dieser Wunsch nach einer alkoholgetränkten Nacht urplötzlich in Erfüllung und die beiden tauschen unter mysteriösen Umständen ihre Körper! Erst vollkommen irritiert, beginnen sie die unverhoffte Chance schon bald zu nutzen...

    Im Grunde gibt bereits die Eingangssequenz von Dave Dobkins neuestem Streich die Marschrichtung vor: Familienvater Dave bekommt hier unverhofft eine Ladung Exkremente ins Gesicht geschleudert. Im weiteren Verlauf des Films wird dieser plumpe Humor dann nur noch in den verschiedensten Formen variiert. Da trifft man auf sexhungrige, hochschwangere Frauen, gealterte Pornostars, Hände, die in menschlichen Körpern auf Forschungsreise gehen - und natürlich kommen auch immer wieder diverse Körperflüssigkeiten zum Einsatz. Abgerundet wird dieses komödiantische Treiben durch den inflationären Gebrauch von Schimpfwörtern, die als kalkulierter Tabubruch kontextlos in fast jedem Satz auftauchen. Aber entblößte Brüste und Schimpfwortkanonaden schockieren heutzutage nun wahrlich niemanden mehr richtig.

    In der zweiten Hälfte folgt dann die Moralpredigt, denn nun dürfen die Figuren ihren charakterlichen Wandel vollziehen. Gerade nach dem, was sich Dobkin der ersten Hälfte des Films geleistet hat, wirkt dies aufgesetzt und humorvolle Szenen sind auch hier Mangelware. Umso schwerer wiegt, dass die im Zentrum stehenden Charaktere eindimensional gezeichnet sind und dank ihres oft nicht nachvollziehbaren Handelns auch kaum Identifikationspotenzial bieten. Ganz besonders deutlich wird dies an Mitch, dem die soziale Kompetenz vollständig zu fehlen scheint und der durch seine übertriebene Dummheit negativ auffällt. Dagegen ist die Figur des Dave ein Biedermann wie er im Buche steht und in seiner Farblosigkeit uninteressant.

    Es ist dann letztendlich auch kein Wunder, dass die Darsteller in diesem Fest der Zoten, Anzüglichkeiten und Albernheiten verloren wirken. Jason Bateman, der sein komödiantisches Talent bereits in der cleveren Comedy-Serie „Arrested Development" bewiesen hat, macht gute Miene zum bösen Spiel und kann zumindest für den einen oder anderen Lacher sorgen. Ryan Reynolds hingegen hatte sich mit „Zurück im Sommer", „Adventureland" und „Buried - Lebend begraben" inzwischen einen Namen als talentierter Schauspieler gemacht, lässt hier nun aber leider wieder an unsägliche „Party Animals - Wilder geht's nicht"-Zeiten erinnern. Auch die weiblichen Rollen sind mit Leslie Mann und Olivia Wilde prominent besetzt – das war es aber auch schon, denn ihr Talent ist in Anbetracht der schematischen Figuren verschwendet. Wilde fungiert als reines Eye-Candy und bei Mann darf man sich fragen, wie sich die Angetraute von Komödien-Routinier Judd Apatow überhaupt für solch einen Film hergeben kann. Dasselbe gilt für Oscar-Preisträger Alan Arkin, der in seinen sowieso schon kurzen Auftritten belanglos wirkt.

    Fazit: Der Name ist Programm: „Wie ausgewechselt" ist trotz seines namhaften Regisseurs, seinen erfahrenen Drehbuchautoren Jon Lucas und Scott Moore („Hangover") und seiner hochkarätigen Besetzung eine komödiantische Enttäuschung.

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