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    Dieser Science-Fiction-Flop mit Keanu Reeves hätte beinahe "Matrix" verhindert
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Bevor er als Neo im ersten „Matrix“-Film zu sehen war, spielte Keanu Reeves die Hauptrolle in einem anderen Cyberpunk-Blockbuster. Doch dieser ging an der Kinokasse baden – was fast gewaltige Folgen für die Filmgeschichte nach sich gezogen hätte...

    Ein von Cyberpunk inspirierter 90er-Jahre-Science-Fiction-Actionfilm mit Keanu Reeves in der Hauptrolle? Klar, das ist „Matrix“! Doch gerne wird vergessen, dass es noch einen zweiten Film gab, der sich mit exakt diesem Satz beschreiben ließe: „Vernetzt – Johnny Mnemonic“ (1995).

    Darin spielt der „John Wick“-Star den titelgebenden Datenkurier, der im damals noch in der Zukunft liegenden Jahr 2021 über einen in seinem Gehirn implantierten Chip geheime Informationen schmuggelt. Doch sein jüngster Auftrag bringt ihn in große Gefahr: Die Datenmenge überschreitet seinen Speicherplatz – wenn es ihm nicht gelingt, sie innerhalb von 24 Stunden loszuwerden, wird sein Gehirn explodieren. Und während für Johnny ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bekommt er es noch mit einem korrupten Pharmakonzern und Yakuza-Auftragskillern zu tun...

    „Vernetzt – Johnny Mnemonic“ ist der erste und bislang einzige Film von Robert Longo, der vor allem als bildender Künstler bekannt ist. Schon Ende der 80er Jahre versuchte er, eine Verfilmung von William Gibsons Kurzgeschichte „Johnny Mnemonic“ zu finanzieren – zunächst ohne Erfolg. Longo schwebte damals ein Kunstfilm in Schwarz-Weiß vor, doch kein Studio wollte in ein solches Projekt investieren.

    Erst als das Internet in den frühen 90er Jahren immer mehr an Relevanz gewann und dadurch auch das Science-Fiction-Subgenre Cyberpunk populärer wurde, zeigte endlich ein großes Studio Interesse an dem Stoff – allerdings nur unter der Bedingung, den Film als starbesetzten Blockbuster zu produzieren. Robert Longo brachte die Situation gegenüber Wired folgendermaßen auf den Punkt: „Es ist interessant, dass dieser Film als künstlerischer 1,5-Millionen-Dollar-Film begann und dann zu einem 30-Millionen-Dollar-Film wurde, weil wir keine anderthalb Millionen bekommen konnten.“

    Keanu Reeves trifft auf Dolph Lundgren

    Entsprechend zerrissen ist auch das Ergebnis: Nachdem Keanu Reeves an Bord war, verlangte das Studio mehr Explosionen und Actionszenen, um die zahlreichen Fans des ein Jahr zuvor erschienenen Mega-Hits „Speed“ ins Kino zu locken, mit dem Reeves seinen Action-Durchbruch feierte. Auch der Auftritt von Dolph Lundgren ist ein Zugeständnis an die Produzenten – und fällt reichlich kurios aus, weil Longo und der eng in das Projekt involvierte William Gibson keine Ahnung hatten, was sie mit dem „Rocky IV“- und „The Punisher“-Star anfangen sollten.

    In weiteren Rollen sind Rapper Ice-T, der japanische Regisseur und Schauspieler Takeshi Kitano, Punk-Ikone Henry Rollins sowie mit Udo Kier und Barbara Sukowa zwei Stars des deutschen Autoren-Kinos zu sehen. Eine Besetzung, so disparat wie der ganze Film, der am Ende weder das von Longo erhoffte Kunstwerk noch der vom Studio anvisierte Action-Blockbuster war.

    Die Studios hatten Angst, dass "Matrix" ein zweites "Vernetzt – Johnny Mnemonic" wird

    Das bekamen alle am Film beteiligten Parteien nach Kinostart deutlich zu spüren: Mit einem Einspielergebnis von nur 19 Millionen US-Dollar (bei einem geschätzten Budget von 26 Millionen) war „Vernetzt – Johnny Mnemonic“ ein kompletter Reinfall. Das miserable Box-Office-Resultat hat später sogar dazu geführt, dass die Entstehung eines tatsächlich bahnbrechenden Sci-Fi-Actionfilms kurzzeitig ernsthaft in Gefahr geraten ist: Als die Wachowski-Schwestern nach Geldgebern für „Matrix“ suchten, winkten mehrere Studios ab, weil der Film auf dem Papier zu sehr nach „Vernetzt – Johnny Mnemonic“ klang – und niemand Lust auf einen Flop mit Ansage hatte. Glücklicherweise erkannte Warner Bros. schließlich doch noch das Potenzial des späteren Überraschungserfolgs, der das Genre revolutionieren sollte!

    Sehenswert ist „Vernetzt – Johnny Mnemonic“ übrigens dennoch – nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Unebenheiten. Auch die frühen Digitaleffekten bringen zum Teil einzigartige Bilder hervor. „Die Darstellungen des Cyberspace und das Set-Design haben zu ihrer Zeit nicht ohne Grund neue Maßstäbe gesetzt und beeindrucken noch heute“, schrieb so auch Gregor Torinus im Fazit seiner 3-Sterne-Kritik auf FILMSTARTS. Ein Blick lohnt sich heute also auf jeden Fall!

    Einer der besten Sci-Fi-Filme der 90er hat "Matrix" vorweggenommen – und eine geheime Fortsetzung, die kaum jemand kennt

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