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    She's the Man
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    She's the Man
    Von Matthias Ball

    In der Regel laufen Verwechslungskomödien nach einem gängigen Schema ab: Ein Mann verkleidet sich als Frau, versucht möglichst lange unentdeckt zu bleiben und gerät dabei reihenweise in missliche Situationen. Dass es auch andersrum funktionieren kann, zeigt die Teenie-Komödie „She’s The Man“: Jungstar Amanda Bynes nimmt als fußballverrückte Teenagerin die Rolle ihres Zwillingsbruders ein, um die High-School-Mannschaft ihres Ex-Freundes zu bezwingen. Dass so was nicht gut gehen kann, ist überflüssig zu erwähnen, spielt aber auch eher eine untergeordnete Rolle. Denn in erster Linie geht es um Peinlichkeiten aller Art, die natürlich konsequent ausgenutzt werden. Auch wenn dabei nicht alle Gags zünden und reihenweise Klischees aufgewärmt werden – wer auf kurzweilige Unterhaltung im Stil von „10 Dinge, die ich an dir hasse“ steht, kann mit diesem Feel-Good-Movie im Grunde nicht viel verkehrt machen.

    Viola (Amanda Bynes) hat ein Problem: Kurz vor Saisonbeginn wird ihr Fußballteam aufgelöst, in der Mannschaft der Jungs darf sie trotz vorhandenem Talent nicht spielen. Als dann noch ihr Zwillingsbruder Sebastian (James Kirk) für zwei Wochen in London untergetaucht ist, nimmt sie seinen Platz an der neuen Schule ein, um dort als Junge verkleidet gegen das Team ihres Ex-Freundes Justin (Robert Hoffman) anzutreten. Kaum ist sie angekommen, fangen die Probleme aber erst so richtig an: Erst droht im Büro des Direktors (David Cross) ihre Tarnung aufzufliegen, wenig später muss sie noch ein Willkommensritual unter der Dusche über sich ergehen lassen. Als wäre das nicht schon genug Stress, verliebt sich Viola ausgerechnet in ihren Mitbewohner Duke Casino (Channing Tatum). Duke hingegen ist eigentlich mehr an Olivia (Laura Ramsey) interessiert, die wiederum auf Sebastian alias Viola steht. Als dann auch noch der richtige Sebastian auftaucht, ist das Chaos perfekt…

    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zu Anfang vor allem die Geschlechter spezifischen Unterschiede. Hierbei merkt Viola relativ fix, dass Kerle doch irgendwie anders ticken und es mit den optischen Veränderungen alleine bei weitem noch nicht getan ist. Angefangen von der Stimme bis zur „richtigen“ Essensweise gestaltet sich das High-School-Leben im Ilyria-Internat demnach schwieriger als zunächst vermutet. Auch das Sozialleben wirft Probleme auf, schließlich will das richtige Macho-Verhalten erst einmal gelernt sein. Abhilfe schaffen ihre Freundinnen Kia (Amanda Crew) und Yvonne (Jessica Lucas), die Sebastian alias Viola kräftig einheizen. Nachdem sie dann auch noch die Freundin ihres Zwillingsbruders, Monique (Alex Breckenridge) abserviert, ist die Männerehre gerettet und Viola fortan das Bindeglied zwischen Duke und Olivia.

    Andy Fickman sorgte dieses Jahr bereits mit der vom Theater adaptierten Satire Kifferwahn für Aufsehen. Mit „She’s The Man“ betont Fickman erneut seine Leidenschaft fürs Theater, auch wenn das Beziehungsdreieck um Viola, Duke und Olivia eine sehr freie Interpretation der Shakespeare-Komödie „Was ihr wollt“ ist. Wirkliche Parallelen zu Shakespeare finden sich nämlich nur mit äußerst viel Fantasie. Neben dem Internat, das den Namen des Ortes Ilyra trägt, wurden auch die Hauptfiguren nach ihren Vorbildern benannt. Viel mehr Gemeinsamkeiten sind allerdings beim besten Willen nicht zu finden; anstelle eines Schiffwracks und romantischer Atmosphäre in der Originalgeschichte findet sich der Zuschauer zwischen Fußball und Beziehungsstress im High-School-Alltag wieder. Umgesetzt wurde die Geschichte unter anderem von den Drehbuchautoren von „10 Dinge, die ich an dir hasse“ (1999) und Natürlich Blond (2001), Karen McCullah Lutz und Kirsten Smith.

    In die Verwechslungsgeschichte eingebettet sind immer wieder kurze Fußballszenen, die eine doppelte Funktion erfüllen: Zum einen wird mit Violas Traum als Fußballstar der eigentliche Handlungsstrang weitererzählt, zum anderen bekommt der Zuschauer einen passenden Ausgleich zwischen Gags und Action. Mit diesem Mix wurde ein recht guter Mittelweg gefunden, denn das Beziehungsdreieck alleine bietet kaum Substanz und hätte auf die Dauer schnell ermüdend gewirkt. Um den Fußball möglichst packend darzustellen, wurde Fußball-Choreograph Dan Metcalfe engagiert, der die Bilder durchgängig temporeich inszeniert. Dass weder Amanda Bynes, noch Channing Tatum jemals Fußball gespielt haben, fällt so nicht weiter auf. Weitaus unglaubwürdiger ist schon die Tatsache, dass niemand den Unterschied zwischen Viola alias Sebastian und ihrem tatsächlichen Zwillingsbruder bemerkt, als beide kurz nacheinander für das gleiche Team auflaufen. Auch die ein oder andere Spielregel (seit wann kann ein Spieler zweimal eingewechselt werden?) wurde zu Gunsten der Dramaturgie mal eben ignoriert.

    Obwohl ein Großteil der Figuren in den Klischees nur so versinkt, punkten vor allem die Newcomer Channing Tatum und Laura Ramsey mit Witz und Charme. Auch Comedy-Experte David Cross (Vergiss mein nicht, Scary Movie 2) kann als überschwänglicher Direktor einige Lacher auf seiner Seite verbuchen. Im Mittelpunkt steht allerdings Amanda Bynes (Was Mädchen wollen), die mit 19 Jahren noch am ehesten in das Bild des High-School-Teenagers passt. Bereits mit zehn Jahren stand sie das erste Mal in der TV-Serie „All That“ vor der Kamera, zum endgültigen Teen-Star schaffte sie es dann mit ihrer eigenen Comedy-Show „The Amanda Show“. Ihr Auftritt ist zwar stellenweise etwas überdreht und albern, dennoch hinterlässt sie einen sympathisch-hilflosen Eindruck. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man ihr die Verkleidung als Junge zu keiner Zeit wirklich abnimmt.

    Das Motto von „She’s The Man “ ist denkbar einfach gehalten: „If you want to chase your dreams, you’ve got to break the rules.“ Das hat mit der Realität zwar wenig am Hut, unterstreicht aber wenigstens den rebellischen Unterton. Um auch das ältere Publikum zu begeistern, fehlt es dem Drehbuch schlicht an Glaubwürdigkeit und bissigeren Witzen. So bleibt eine harmlose Teenie-Komödie, die viel mehr auch gar nicht sein will. Wer Shakespeare-Dialoge oder großes Drama erwartet, sitzt sowieso im falschen Film.

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