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    Assassination Games - Der Tod spielt nach seinen eigenen Regeln
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Assassination Games - Der Tod spielt nach seinen eigenen Regeln
    Von Robert Cherkowski

    Verwundert rieb sich die Filmwelt 2008 die Augen, nach Mabrouk el Mechris Action-Groteske „JCVD" war das Staunen groß. Kein Geringerer als der Ex-Actionstar und Direct-to-DVD-Experte Jean-Claude Van Damme wurde hier als talentierter und selbstreflexiver Mime von Format neu geboren. Hatte es der belgische Prügel-Barde etwa auf ein großes Comeback im Mickey-Rourke-Stil (mit „The Wrestler") abgesehen? Nachdem es im Laufe der Jahre still um den Actionstar geworden war, der einst den bewundernden Beinamen „Muscles from Brussels" verpasst bekam, meldete er sich hier mit einer Leistung zurück, die aufhorchen ließ. Aber alle Hoffnungen, den sympathischen Haudrauf nach „JCVD" in neuem Rollenfach oder zumindest mal wieder auf der großen Leinwand zu sehen, wurden enttäuscht. Während er sich sein Kino-Comeback mit einer Absage zu Sylvester Stallones Actionveteranen-Stelldichein „The Expendables" verdarb, ließ auch ein Imagewandel auf sich warten. Statt zu neuen Ufern aufzubrechen, drehte Van Damme lieber Direct-to-DVD-Gurken wie „Universal Soldier: Regeneration". Bevor er nun 2012 mit „The Expendables 2" doch noch seine Rückkehr auf die große Leinwand nachholt, tritt er zusammen mit Nachwuchsklopper Scott Adkins in Ernie Barbarashs Action-Thriller „Assassination Games" an, einem weiteren für ihn typischen Heimkino-Vehikel: Großes Kino sieht tatsächlich anders aus.

    Vincent Brazil (Jean-Claude Van Damme) ist ein Profi im Geschäft mit dem Tode. Wer den eiskalten Vollstrecker auf den Hals gehetzt kriegt, braucht für seine Zukunft keine weiteren Pläne zu schmieden – er hat keine. Kein Job ist dem zurückgezogen in Bukarest lebenden Killer zu heikel und so zögert er auch nicht lange, als er den Auftrag bekommt, den frisch aus der Haft entlassenen Gangster Polo (Ivan Kaye) auszuschalten. Diese Mission gestaltet sich jedoch schwieriger als erwartet: Nicht nur Vincent ist hinter dem durchtriebenen Strolch Polo her, sondern auch der Ex-Attentäter Roland Flint (Scott Adkins). Der hat im Gegensatz zu Brazil auch persönlich ein Hühnchen mit Polo zu rupfen, denn vor Jahren hat der Gangster Flints Frau von seinen Schergen vergewaltigen und ins Wachkoma prügeln lassen. Als Brazil und Flint voneinander erfahren, hauen sie sich zur Begrüßung erst mal gegenseitig die Hucke voll, bevor sie beschließen, gemeinsam Jagd auf Polo und seine Gang zu machen...

    Um „Assassination Games" etwas abgewinnen zu können, sollte man schon ein kleines Faible für den ausgewaschenen Look und die Schmucklosigkeit mitbringen, die der kostengünstig fabrizierten Direct-to-DVD- Actionware eigen ist. Statt Hochglanz-Kino-Optik gibt es hier reine Zweckmäßigkeit ohne erzählerischen Schnickschnack - wer braucht schon Charakterzeichnung? Die Protagonisten sind klassische Archetypen, die sich einzig über ihre Handlungen definieren, alle Figuren bleiben jederzeit engen Genreregeln verhaftet. Während es dem Action-Veteranen Van Damme gelingt, dank seines urigen, auf alten Heldentaten wie „Bloodsport" und „Harte Ziele" basierenden Charmes wohlwollende Blicke auf sich zu ziehen, bleibt Scott Adkins („The Tournament", „Unleashed - Entfesselt") darstellerisch mehr als blass. Es waren ganz offensichtlich eher seine athletischen als seine mimischen Fähigkeiten, die ihm die Rolle gesichert haben. Speziell die Szenen, in denen er als treusorgender Gatte seiner katatonischen Frau dargestellt wird, zeigen seine sehr eng gefassten schauspielerischen Grenzen auf.

    Die Welt, die in dem passend fatalistisch betitelten „Assassination Games" gezeichnet wird, ist vollkommen sinnentleert und emotionslos. Vincent und Flint sind letztlich nur zwei austauschbare Spielfiguren im ständigen Clinch zwischen Geheimdiensten, Verbrechenskartellen und Söldnernetzwerken, in dem sich die Fronten im Minutentakt ändern können. Schnell sind die beiden Protagonisten als ehrenwerte „Samurai" vom alten Schlag identifiziert, die immer noch einem eigenen Ehrenkodex anhängen, der es ihnen unmöglich macht, in der windigen Welt der schnell wechselnden Loyalitäten zu bestehen. Das mag nicht unbedingt originell sein, liefert jedoch einen durchaus passablen Rahmen für eine schnellen, harten Action-Reißer.

    Genau da liegt jedoch der Hase im Pfeffer begraben. So recht zündet „Assassination Games" nicht, das Action-Feuerwerk bleibt aus. Zwar sollte man Regisseur Barbarash und seinen Mitstreitern unbedingt zugutehalten, dass die einzelnen Actionsequenzen nicht wie sonst üblich in Minischnipsel zerschnitten und mit Spezialeffekten vollgestopft sind, sondern mit rohem Körpereinsatz bestechen, doch sehen sie im Direktvergleich mit den neuesten Knallern aus Frankreich, China oder Südkorea unglaublich klobig und nicht sehr dynamisch aus. Dabei schlägt sich Van Damme trotz seines fortgeschrittenen Alters erstaunlich wacker und macht auf jeden Fall eine deutlich bessere Figur als sein alter Konkurrent Steven Seagal in der jüngeren Vergangenheit. Trotzdem lässt sich nicht übersehen, dass auch Van Damme, der wohlweislich auf seinen berühmten Spagat und andere akrobatische Sperenzchen verzichtet, seine besten Tage schon hinter sich hat.

    Während Van Damme fehlende Explosivität durch sein Charisma ausgleicht, ist Ex-Kickboxer Scott Adkins im Kampfgetümmel voll in seinem Element und lässt seine mehr als begrenzten Fähigkeiten im mimischen Bereich immer wieder für kurze Zeit vergessen. Alles in allem sind die Kampfsequenzen und die zahlreichen Schießereien also grundsolide. Großzügig betrachtet ist „Assassination Games" im besten Sinne altmodisch, während böse Zungen wohl eher das Wort „altbacken" verwenden würden. Alles in allem trifft es aber „unspektakulär" wohl am besten.

    Fazit: Für eingefleischte Van Damme-Fans und Action-Liebhaber ist „Assassination Games" ein solides Vergnügen für zwischendurch. Genreverächter, die mit dem belgischen Muskelmann ohnehin nichts anfangen können, wird „Assassination Games" allerdings nicht bekehren.

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