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    Daddy's Home
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Daddy's Home
    Von Carsten Baumgardt

    Wenn sich zwei gestandene, grundverschiedene Männer einen rabiat-komischen Hahnenkampf à la Hollywood liefern sollen, dann ist Will Ferrell („Der Anchorman“) in seiner Paraderolle als Superspießer mit Wahnsinnsattacken eine sehr naheliegende Besetzung. Und wenn es dabei möglichst derb krachen soll, engagiert man als Macho-Gegenspieler einfach den kernigen Mark Wahlberg („Lone Survivor“): So wird effektiv maximale Explosionsgefahr heraufbeschworen. Die beiden Stars, die schon in „Die etwas anderen Cops“ als ungleiches Polizisten-Duo gut harmonierten, enttäuschen auch in „Daddy’s Home“ nicht, sind voll bei der Sache und hieven die schwächelnde Komödie immerhin noch ins Mittelmaß. Die Grundidee für das deftige Gerangel hat sich Regisseur Sean Anders („Kill The Boss 2“, „Der Chaos-Dad“) bei vielen Patchwork-Familien im wahren Leben abgeschaut, wo es nicht selten zu subtilen Konkurrenzkämpfen zwischen leiblichen Vätern und erziehenden Stiefvätern kommt. Hier wird das Szenario allerdings ins Groteske übersteigert, was weniger laute Lacher abwirft als man erwarten würde. Dafür gibt es bei aller sonstigen Vorhersehbarkeit immerhin gelegentliche Überraschungsmomente voller moralischer Widerhaken.

    Brad Whitaker (Will Ferrell) arbeitet als Produzent bei einem Jazz-Radiosender und führt in einem beschaulichen Vorort ein glückliches Familienleben mit seiner Frau Sara (Linda Cardellini) und den Kindern Megan (Scarlett Estevez) und Dylan (Owen Vaccaro). Doch die Idylle täuscht, denn Brad ist nur der Stiefvater von Megan und Dylan, die ihn nicht als „echten“ Vater akzeptieren, obwohl er sich aufopferungsvoll abmüht. Als mit Dusty Mayron (Mark Wahlberg) der leibliche Vater der Kinder nach längerer Abwesenheit seinen Besuch ansagt, ist Brad ein wenig in Panik, weil er gerade erste Fortschritte mit ihnen gemacht hat. Er will seinen Status als Familienoberhaupt zementieren, doch das fällt dem steifen Spießer schwer, denn Dusty ist ein cooler, gutaussehender Rockstar-Typ, der auf dem Motorrad angeritten kommt. Zunächst belauern sich die beiden Männer nur, aber bald steigern sie sich in eine krankhafte Rivalität.

    Regisseur Sean Anders geht mit der Väter-Duell-Konstellation einen Schritt weiter als die meisten Kollegen in vergleichbaren Filmen und so bekommt die familienfreundliche Brachial-Komödie stellenweise etwas von einer ätzenden Satire oder sogar von absurdem Theater. Diese merkwürdige Mischung geht erzählerisch nicht auf, aber sie sorgt für einige unerwartete Spitzen und außerdem geht es hier oft schlicht verrückt zu. Exemplarisch dafür steht die abgefahrenste Motorradstuntszene der Hollywood-Geschichte, in der Brad Dustys Maschine bei einer Probefahrt nicht kontrollieren kann und von der Veranda durch die Haustür den Flur hinaufdüst, ehe das Vehikel durch das Fenster über das Dach führerlos wieder herausprescht, auf der Familienkutsche landet und diese schrottet, während das Motorrad keinen einzigen Kratzer abbekommt - Brad bleibt unterdessen senkrecht in der Schlafzimmerwand stecken. Das ist so weit over the top, dass einem der Mund offen stehen bleibt und man kaum zum Lachen kommt.

    Vorwiegend geht es Regisseur Anders offenkundig darum, seine Figuren in möglichst abenteuerlich konstruierte Situationen zu manövrieren - da fordert ein Testikel- und Genitalienvergleich im Fortpflanzungszentrum das Familienpublikum ebenso heraus wie das alkoholgetränkte Chaos beim Besuch eines Basketballspiels der Los Angeles Lakers (inklusive Kobe-Bryant-Cameo) oder auch Will Ferrells tragischer Skateboardstunt als menschliches Grillhähnchen. Solche durchaus als augenzwinkernd zu verstehenden Gaga-Highlights passen nur nicht recht in die biedere Allerweltsstory. Die Einführung der Figuren wird auf Klischee-Autopilot absolviert und der gesamte 08/15-Handlungsverlauf steht im Widerspruch zu der anarchischen Energie einzelner Szenen. So sind es die Schauspieler, die den Film tragen und wenn sie für Augenblicke die ausgetretenen Pfade verlassen dürfen, schimmern in einigen rührenden Momenten sogar echte Emotionen durch – und es ist zu ahnen, was hier mit einem etwas raffinierteren Drehbuch möglich gewesen wäre.

    Die Hauptdarsteller zeigen souveräne Leistungen in ihrem Standardrepertoire: Will Ferrell variiert einmal mehr seine Rollen aus Filmen wie „Old School“, „Die Eisprinzen“ oder „Die Stiefbrüder“ und zelebriert den gruseligen Paradespießer, dem im Ernstfall der Wahnsinn aus allen Poren bricht: Irgendwann wird dieser Brad Whitaker explodieren, das ist klar. Mark Wahlberg („Boogie Nights“, „The Fighter“) dagegen spielt mit den Macho-Manierismen seiner Figur und zeigt seinen durchtrainierten Oberkörper so oft wie möglich ohne T-Shirt. Dabei mangelt es Dusty zwar massiv an Verantwortungsgefühl, er ist aber trotz aller (Klischee-)Anzeichen eben kein tumber Dummbeutel. Für etwas zusätzliche Würze sorgt Sidekick Thomas Haden Church („Sideways“) als Brads schräger Boss beim Radiosender, der immer schlechten Ratschlag auf der Pfanne hat, während Linda Cardellini („Avengers: Age Of Ultron“, „Mad Men“) als Brads Gattin und Dustys Ex meistens nur damit beschäftigt ist, mit den Augen zu rollen und den Hahnenkampf der Männer zu moderieren: Die Frau erkennt ihn natürlich als das kindische Gezanke, das er ist.  

    Fazit: Sean Anders‘ überdrehte Väter-Komödie „Daddy’s Home“ bietet erstaunlich wenige echte Lacher und eine enttäuschend biedere Story, aber auch einige verrückte Höhepunkte und gut aufgelegte Hauptdarsteller.

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