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    Twilight 4.2: Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht (Teil 2)
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Twilight 4.2: Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht (Teil 2)
    Von Christoph Petersen

    Nach dem Weltraumgefecht um den zweiten Todesstern in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter", dem Klingenkreuzen am Schicksalsberg in „Die Rückkehr des Königs" und dem Magiewettstreit um Hogwarts in „Die Heiligtümer des Todes - Teil 2" endet nun auch die „Twilight"-Saga wie jede anständige Fantasy-Reihe mit einer alles entscheidenden Schlacht. Regisseur Bill Condon („Dreamgirls") bringt in „Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht (Teil 2)" als martialisches Epos zu Ende, was vier Jahre zuvor in Catherine Hardwickes „Twilight" noch als vergleichsweise harmloses Kleinstadt-Liebesdreieck zwischen einem jungen Mädchen, einem glitzernden Vampir und einem Werwolf mit Sixpack seinen Anfang nahm. Das Ergebnis ist ein würdiger Abschluss für eines der größten Popkulturphänomene unserer Zeit, bei dem vor allem die Schlacht selbst überzeugt, während sich die Vorbereitung auf das Duell mehr als nötig in die Länge zieht.

    Zwei Tage nach der Geburt ihrer Tochter Renesmee (Mackenzie Foy) erwacht Bella (Kristen Stewart) aus dem Koma. Allerdings ist sie inzwischen nicht nur Mutter eines Halb-Vampir-halb-Mensch-Mischlings geworden, bei dem niemand so genau weiß, was das eigentlich für das Kind bedeutet, sondern endlich auch selbst ein Vampir. Ehemann Edward (Robert Pattinson) musste sie beißen, um ihr nach der schwierigen Geburt das Leben zu retten. Doch das Blutsauger-Glück währt nicht lange: Zum einen muss Bella verkraften, dass sich Werwolf Jacob (Taylor Lautner) bereits auf ihr neugeborenes Baby „geprägt" und damit eine lebenslange Verbindung zu Renesmee geschlossen hat, zum anderen hat die hellseherisch begabte Vampir-Tante Alice (Ashley Green) eine Vision, laut der der mächtige Vampir Aro (Michael Sheen) mit seinem Volturi-Clan die Cullen-Familie um Edward und Bella angreifen wird. Es bleibt nicht viel Zeit, um sich für die alles entscheidende Schlacht zu wappnen...

    Für „Breaking Dawn (Teil 1)" erwies sich die filmische Zweiteilung des zugrundeliegenden Romans von Stephenie Meyer als purer Segen. Alles spitzte sich auf die Geburt von Bellas Baby zu und Regisseur Bill Condon nutze die durch die Aufsplittung hinzugewonnene Zeit geschickt, um die Story als atmosphärischen Horrorfilm in der Tradition von „Rosemaries Baby" in Szene zu setzen. Im zweiten Teil zieht sich die Handlung nun allerdings mitunter ganz schön zäh dahin, schließlich braucht man für eine Schlacht Kämpfer, die erst einmal an den Start gebracht werden müssen. Außerdem wird nicht etwa vorrangig auf das Figurenpersonal der vorherigen vier Filme zurückgegriffen, sondern es tauchen jede Menge neuer Vampire auf, darunter der ägyptische Elemente-Flüsterer Benjamin (Rami Malek) und der Beatles-Verächter Garrett (Lee Pace). Es bleibt zwar genügend Zeit, um jeden einzelnen Neuzugang kurz vorzustellen, aber kaum welche, um anschließend mit den hinzugekommenen Charakteren auch noch etwas Sinnvolles anzufangen. Figuren nur einzuführen, damit sich am Ende beim Showdown im Schnee mehr als nur eine Handvoll Krieger gegenüberstehen, ist als einziger Grund dann doch ein wenig dünn.

    Nachdem man sich zu Beginn noch Sorgen macht, weil die ersten Spezialeffekte (Bella rennt im Vordergrund und im Hintergrund bewegen sich die Bäume in einem im Verhältnis völlig falschen Tempo) noch enttäuschen, sind die technischen Probleme zum Glück rechtzeitig zur finalen Konfrontation mit den Volturi ausgeräumt. Und die kann sich dann auch wirklich sehen lassen, zumindest wenn man wie von der FSK angeraten tatsächlich zwölf Jahre oder älter ist. Nachdem während einer Rückblende zuvor schon ein kleiner süßer Junge auf einen brennenden Scheiterhaufen geworfen wurde, verzichtet Bill Condon zwar auf den Einsatz von Blut (Vampire haben halt keinen Herzschlag), macht ansonsten aber im Finale keine halben Sachen. Da werden Köpfe einfach brutal abgerissen oder von Edward und Bella im Kung-Fu-Doppel mit cool choreographierten Moves abgetrennt.

    Zudem gibt es noch einen interessanten Kniff, der die Nicht-Buchkenner tatsächlich überrascht, auch wenn der überwiegende Teil des Publikums natürlich längst weiß, worauf alles hinausläuft. Ist die Schlacht dann geschlagen und der Schnee voller Asche (statt Blut), werden die letzten zehn Minuten ganz den Hardcore-„Twilight"-Fans gewidmet: Erst gibt es einen zärtlichen Rückblick auf die Liebesgeschichte zwischen Bella und Edward, anschließend werden (fast) alle Darsteller aller „Twilight"-Filme in einer Schwarz-Weiß-Montage namentlich vorgestellt. Eigentlich sind wir keine großen Freunde von solchem reinen Fanservice, aber als ich morgens zur Pressevorführung ins Kino am Potsdamer Platz in Berlin marschiert bin, standen draußen schon wieder mehr als 100 Fans in Warmhaltefolien und haben trotz klirrender Kälte für die abendliche Premiere am Roten Teppich ausgeharrt. Da bleibt kein anderer Schluss als: Diese zehn Minuten haben sich die Twihards ehrlich verdient!

    Die nochmalige Aufstockung des Figurenarsenals bringt es übrigens auch mit sich, dass Robert Pattinson („Cosmopolis") und Taylor Lautner („Atemlos") in „Breaking Dawn (Teil 2)" mitunter wie Nebendarsteller in ihrer eigenen Filmreihe anmuten. Beide machen einen soliden Job und Taylor Lautner darf diesmal nicht nur sein Hemd ausziehen, sondern sich sogar ganz entblößen, aber insgesamt bekommen die beiden kaum Szenen, in denen sie sich zum Abschluss noch einmal richtig profilieren könnten. Ganz im Gegensatz dazu dreht Kristen Stewart („Snow White and the Huntsman", „On the Road") als Vampir mit matriarchalischem Beschützerinstinkt erst richtig auf. Plötzlich ist sie nicht mehr das verliebte kleine Mädchen, das sich immer wieder von den starken Jungs Edward und Jacob retten lassen muss, stattdessen besiegt sie selbst ihren Kraftprotz-Blutsauger-Schwager Emmett (Kellan Lutz) im Armdrücken. Der „Twilight"-Reihe wurde oft genug (und auch nicht ganz zu Unrecht) vorgeworfen, ein fragwürdiges Frauenbild zu propagieren, aber hier bekommt sie gerade noch einmal rechtzeitig die Frauenpower-Kurve.

    Fazit: „Breaking Dawn (Teil 2") ist nicht der beste „Twilight"-Film, aber nichtsdestotrotz ein würdiges Finale, dessen letzte schwarz-weiße Minuten ein rührendes Abschiedsgeschenk an die Fans der Reihe sind und den treuen Anhängern mit aller Wucht die Tränen in die Augen treiben werden.

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