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    Empire State - Die Straßen von New York
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Empire State - Die Straßen von New York
    Von Stefan Dabrock

    Bei einem sogenannten „Heist“-Thriller macht die punktgenaue Umsetzung eines raffinierten Einbruchsplans, mit dem oftmals ausgefeilte Sicherheitsmaßnahmen umgangen werden, einen großen Teil des Reizes aus. Als Zuschauer beobachtet man die Diebe in Klassikern wie „Frankie und seine Spießgesellen“, Steven Soderberghs populärem Remake „Ocean's Eleven“ oder dem Meisterwerk „Rififi“ dabei, wie sie mit ihren speziellen Fähigkeiten perfekt zusammenarbeiten. Man fiebert mit, ob die Präzision bis zum Schluss anhält und der große Coup gelingt. In Dito Montiels „Empire State – Die Straßen von New York“ fehlen trotz eines Raubs mit spektakulärer Beute solche Elemente so konsequent, dass man fast von einem Anti-Heist-Thriller sprechen könnte. Dieser Ansatz macht es natürlich notwendig, andere Aspekte in den Vordergrund zu rücken. Montiels Versuch, mit der Schilderung eines Milieudramas genügend Spannung aufzubauen, überzeugt allerdings nur teilweise.

    Basierend auf dem bis dahin größten Geldraub Amerikas erzählen Regisseur Dito Montiel („Fighting“) und sein Autor Adam Mazer („You Don't Know Jack“) die Geschichte von Chris Potamitis (Liam Hemsworth). Der Sohn griechischer Einwanderer versuchte Anfang der 1980er Jahre vergeblich in die New Yorker Polizei einzutreten. Wegen einer Jugendsünde – er war gemeinsam mit seinem überdrehten Kumpel Eddie (Michael Angarano) beim Konsum eines Joints erwischt worden – wird er nicht zum Aufnahmetest zugelassen. Deswegen fängt er mangels Alternative bei einem Sicherheitsdienst an, in dessen Lagerraum erhebliche Geldsummen liegen. Als er Eddie erzählt, dass er nachts nur schlecht gegen Diebstähle geschützten Reichtum bewacht, schleppt dieser ein paar griechischstämmige Ganoven an, die unbedingt den großen Bruch wagen wollen. Angesichts des großen Drucks gibt Chris schließlich nach und lässt sich auf einen Beutezug ein. Als aber der New Yorker Polizist Ransome (Dwayne Johnson) Verdacht schöpft, läuft der eigentliche Plan aus dem Ruder…

    Im Zentrum von „Empire State“ steht das Scheitern, das sich durch weite Teile des Films zieht. Regisseur Dito Montiel stellt so den endgültigen Überfall nicht als Resultat einer konzentrierten Planung, als klassischen Heist, dar, sondern als Ergebnis einer völlig verstolperten Aktion ohne Sinn und Verstand, bei der lediglich viel Glück im Spiel ist. Die Hauptfiguren sind dilettantische Kleinkriminelle ohne besondere Fähigkeiten. Ein elegant durchgeführter Einbruch kommt für sie daher nicht in Frage. Montiel versucht die Spannung folgerichtig nicht aus dem Coup zu ziehen, sondern setzt mit einer überzeugenden Zeitkolorit-Bebilderung auf eine Mischung aus tragischer Geschichte und milieuorientiertem Familiendrama.

    Sowohl die Charakterisierung der Hauptfiguren als auch die Schilderung der Gemeinschaft griechischstämmiger New Yorker bleibt allerdings in Ansätzen stecken. Während das doppelte Scheitern von Chris, erst bei der Polizei, dann als Fahrer eines Geldtransporters, wo sein Kollege erschossen und er zur Nachtschicht im Innendienst verdonnert wird, noch eine bittere Dimension besitzt, bleibt die Erzählung der familiären Verhältnisse bruchstückhaft. Hier fehlt die tiefere Verknüpfung der Figur in ein lebendiges Umfeld, um wirklich mit Chris mitfühlen zu können. Stattdessen bekommt der Zuschauer nur ein paar erzählerische Brocken hingeworfen: Da wird schnell der Vater als arme Sau mit einem schäbigen Job, den er auch noch verliert, eingeführt und ein finsterer griechischer „Pate“ kurz als Widerling präsentiert. Damit hat sich für Montiel und Mazer die Schilderung des Umfelds erledigt. Kumpel Eddie bleibt sogar völlig konturenlos.

    Überraschenderweise gewinnt Jungschauspieler Liam Hemsworth („The Expendables 2“) das Duell der Hauptdarsteller mit Action-Star Dwayne Johnson („Fast & Furious 6“) für sich. Der jüngere Bruder von „Thor“ Chris Hemsworth strahlt in seiner Rolle so überzeugend die leidende Aura des Erfolglosen aus, dass er damit erzählerische Schwächen übertünchen kann. Dwayne Johnson leidet dagegen darunter, dass Drehbuchautor Adam Mazer für seinen New Yorker Polizisten rein gar keine Charakterisierung vorgesehen hat. Obwohl der einstige Haudrauf-Star und Wrestler mit Filmen wie „Snitch – Ein riskanter Deal“ und „Faster“ schon mehrfach sein dramatisches Talent unter Beweis gestellt hat, wird er hier nur benutzt, um mit ein paar Schießereien zusätzliche Spannung und Action einzubringen. So verschenkt wie hier war die unglaubliche Präsenz von Dwayne Johnson, die ihn in den vergangenen Jahren zum Franchise-Retter („Fast & Furious Five“, „G.I. Joe 2: Die Abrechnung“) werden ließ, schon lange nicht mehr.

    Fazit: „Empire State – Die Straßen von New York“ ist eine über weite Strecken zu unausgegorene Mischung aus Thriller und Drama, bei der die Spannung meist nur künstlich aufgesetzt ist.

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