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    Devil's Due - Teufelsbrut
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Devil's Due - Teufelsbrut
    Von Christoph Petersen

    Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett haben mit „10/31/98“ eines der stärksten Segmente zum Found-Footage-Episodenfilm „V/H/S“ beigesteuert und so klang es durchaus vielversprechend, dass das Regie-Duo mit „Devil’s Due – Teufelsbrut“ nun auch noch einen Found-Footage-Horror in Spielfilmlänge nachlegt. Aber da gibt es leider einen Haken: Die „Rosemaries Baby“-Reminiszenz im Heimvideo-Look hat wie schon „10/31/98“ zwar einige nette Ideen und kompetent platzierte Schockmomente zu bieten, aber die hätten nur für einen weiteren überzeugenden 15-Minüter ausgereicht, während in den anderthalb Stunden von „Devil’s Due“ nun vor allem eines vorherrscht: jede Menge Leerlauf. Gerade jetzt, wo die Hollywoodstudios das Found-Footage-Genre mit seinen niedrigen Produktionskosten endgültig als wahre Gelddruckmaschine ausgemacht haben und uns gefühlt im Wochentakt mit neuen Varianten im Kino und auf DVD überschwemmen, bedarf es schon ein wenig mehr Finesse und Eigenständigkeit als hier, um die bereits mehr als ausreichend versorgten Gruselfreunde noch hinter dem Ofen vorzulocken.

    In der Nacht vor seiner Hochzeit beschließt Zach McCall (Zach Gilford, „The Purge 2“), möglichst viel von seinem zukünftigen Leben mit seiner Angebeteten Samantha (Allison Miller, „Blood: The Last Vampire“) in einer Art visueller Familienchronik mit seiner Videokamera festzuhalten. Reichlich Gelegenheit dazu bekommt er gleich auf der Hochzeitsreise nach Santo Domingo, wo traumhafte Strände und historisch bedeutende Kirchen neiderregende Bildhintergründe liefern. Aber dann lässt sich das Paar in der Nacht vor der Abreise von einem allzu freundlichen Taxifahrer (Roger Payano) dazu überreden, noch in einen hippen unterirdischen Club mitzukommen. Dort ist es zwar zunächst tatsächlich ziemlich cool, aber dann verlieren die Frischverheirateten plötzlich das Bewusstsein und an der ohnmächtigen Samantha wird ein satanisches Ritual verübt. Am nächsten Morgen erwacht das Paar mit einem tierischen Kater und ohne Erinnerung an die vergangene Nacht. Die werdenden Eltern haben bei Samanthas folgender Schwangerschaft dann immer wieder mit nicht gerade alltäglichen und für sie unerklärlichen Nebenwirkungen zu kämpfen…

    Auch in „Devil’s Due“ gibt es einige wirklich starke Einfälle. So zum Beispiel eine Sequenz gleich zu Beginn, in der das Publikum aus der Perspektive des Eindringlings miterlebt, wie er in Samanthas Haus eindringt. Das erinnert sicher nicht zufällig an die berühmte Eröffnungsszene aus „Halloween“, obwohl die Auflösung diesmal eine völlig andere ist. Auch wenn die Filmemacher später die Hormonschwankungen ihrer schwangeren (und sich eigentlich vegetarisch ernährenden) Protagonistin auf die Spitze treiben und sie statt saure Gurken frisch entnommene Rehinnereien vernaschen lassen, ist das für einige intensiv-überraschende Momente gut. Das eigentliche Problem des Films liegt nicht bei diesen Schockeffekten, sondern vielmehr bei dem Füllmaterial dazwischen, denn die Szenen aus dem Beziehungsalltag von Zach und Samantha sind für sich genommen kaum von Interesse und überdies nicht gerade gut in den Horror-Plot integriert. Wenn die Handlung etwa in der „Paranormal Activity“-Reihe auf einen weiteren geisterhaften Zwischenfall zusteuert, dann ziehen die Macher die Suspense-Schraube meist schon Minuten vorher langsam an, sodass sich die ganze angestaute Anspannung dann selbst bei der minimalen Bewegung einer angelehnten Tür entlädt. In „Devil’s Due“ kommen die Schockeffekte hingegen oft aus dem Nichts, während die vorhergehenden minutenlangen Schilderungen des banalen Beziehungslebens genau das sind: banal.

    Es ist zugegebenermaßen gerade im Horror-Genre nicht leicht, noch unbeackertes Terrain aufzutun. Aber im Fall von „Devil’s Due“ ist dem Experten wirklich jedes Handlungsdetail von der ersten bis zur letzten Szene bereits aus anderen Schwangerschafts-Schauerstücken bekannt - von Roman Polanskis Klassiker „Rosemaries Baby“ bis zum Reality-TV-Thriller „Delivery“. Das geht ironischerweise soweit, dass die Autoren sich eines der beliebtesten Versatztücke sparen können: Ein Priester, Okkult-Kenner oder Geisterjäger, der den Betroffenen ihr Schicksal erläutert, wird in „Devil’s Due“ nicht gebraucht - man hat das alles ja schon hundertmal gesehen. Und während die Macher aus dem Found-Footage-Stil einige kreative Einstellungen herauskitzeln (etwa wenn die unbemerkt weiterlaufende Kamera das Ritual an Samantha aufzeichnet und der Zuschauer so einen Wissensvorsprung vor den Protagonisten bekommt), ist die inhaltliche Begründung für die Existenz einiger Aufnahmen gerade in der zweiten Hälfte mehr als dünn. Es kommen immer weitere und dubiosere Quellen für das Video-Material hinzu, zur Rechtfertigung müssen oft halbgare Dialog-Halbsätze herhalten, die nicht mehr sind als fadenscheinige Found-Footage-Alibis: Über Sinn und Unsinn der zusätzlichen Kameras sollte man jedenfalls besser gar nicht erst nachdenken.

    Fazit: Nur mäßig spannender Satansbraten-Schocker.

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