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    Mein Freund, der Delfin 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Mein Freund, der Delfin 2
    Von Christoph Petersen

    Größer, lauter, krachender – wenn in Hollywood ein erfolgreicher Film fortgesetzt wird, dann soll das Sequel möglichst noch spektakulärer ausfallen als der Vorgänger. Aber in dieser Hinsicht stand Regisseur und Drehbuchautor Charles Martin Smith vor einer echten Herausforderung, nachdem sein tierisches Familien-Abenteuer „Mein Freund, der Delfin“ weltweit fast 100 Millionen Dollar eingespielt hatte und er plötzlich eine Fortsetzung in Angriff nehmen sollte. Schließlich basiert der Film auf einer weltweit mit Schlagzeilen begleiteten wahren Begebenheit: Die gestrandete Delfindame Winter wurde von den Pflegern der Clearwater Station in Florida nach dem Verlust ihrer Schwanzflosse nicht nur wieder aufgepäppelt, man hat auch extra für sie eine spezielle Flossenprothese entwickelt, mit der sie inzwischen wieder normal schwimmen kann. So avancierte Winter zum Hoffnungsträger für Menschen in aller Welt, die selbst ein Körperteil verloren haben. Nun hätte sich Regisseur Smith natürlich eine ähnlich spektakuläre Story für die Fortsetzung „Mein Freund, der Delfin 2“ einfach aus den Fingern saugen können, aber stattdessen begnügt er sich lieber mit einer weniger außergewöhnlichen, dafür aber erneut wahren Geschichte. Und er konfrontiert sein vorwiegend junges Publikum mit einem herausfordernden moralischen Dilemma, aus dem es keinen einfachen Ausweg gibt.

    Dank Delfindame Winter (spielt sich selbst) ist die Clearwater Pflegestation in den vergangenen Jahren zu einer erfolgreichen Touristenattraktion herangewachsen – und die Eintrittsgelder stellen sicher, dass sich der Tierarzt Dr. Clay Haskett (Harry Connick Jr.) und sein Team auch zukünftig angemessen um gestrandete und verletzte Meerestiere kümmern können. Doch dann stirbt Winters Delfinfreundin Panama an Altersschwäche und da es in den USA streng verboten ist, einen Delfin ohne Artgenossen isoliert zu halten, muss  schnellstmöglich eine neue Gefährtin her: Ansonsten müsste Winter an ein anderes Aquarium abgegeben werden. Und tatsächlich ist gerade erst das Delfinweibchen Mandy mit Verletzungen und Sonnenbrand eingeliefert worden. Allerdings stehen Haskett und seine Teenager-Tochter Hazel (Cozi Zuehlsdorff) so vor einem echten Dilemma, denn es ist schließlich die oberste Maxime der Station, dass Delfine nach ihrer Gesundung möglichst schnell wieder ins Meer ausgesetzt werden sollen – ein Mensch bleibt schließlich auch keinen Tag länger im Krankenhaus als nötig. Aber wenn Mandy wieder freigelassen wird, dann würde das eben auch bedeuten, dass Winter wahrscheinlich nicht länger bleiben darf…

    Zu Beginn des Films gibt es einen kurzen Auftritt der seit einer Haiattacke einarmigen Profi-Surferin Bethany Hamilton, deren Geschichte Hollywood bereits in „Soul Surfer“ verarbeitet hat. Leider fällt das gutgemeinte Gastspiel aber eher kitschig als inspirierend aus – und man fragt sich kurzzeitig, ob Regisseur Smith nach der warmherzig-einfühlsamen Inszenierung des ersten Teils nun mit allen Mitteln auf die Tränendüse drücken möchte. Doch dann fängt er sich wieder und präsentiert das oben beschriebene Dilemma, das vor allem deshalb so anrührend ist, weil hier nicht wie sonst in Kinderfilmen üblich „Gut“ und „Böse“ oder „Richtig“ und „Falsch“ klar definiert werden (nicht einmal die Finanziers des Aquariums werden in ein übermäßig negatives Licht gerückt), sondern das Problem „Freilassen oder nicht“ angemessen komplex und ohne offensichtlich korrekte Lösung dargeboten wird. Und wenn sich dann in der zweiten Hälfte des Films alles darum dreht, zwei sich fremde Delfine in ein gemeinsames Becken zu lassen (jedes Mal wieder sauspannend), dann haben einen die überzeugenden menschlichen (Ashley Judd, Morgan Freeman) und tierischen Darsteller (Pelikan Rufus, der diesmal eine eigenartige Passion für eine Riesenschildkröte entwickelt, stiehlt erneut allen die Show) längst schon wieder so sehr auf ihre Seite gezogen, dass man den Kinosaal vor lauter Drücken mit ganz blauen Daumen verlässt.

    Fazit: Manchmal kitschiges, aber meistens berührendes Familien-Abenteuer, deren Macher das junge Zielpublikum angenehm ernstnehmen.

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