Die Filmstarts-Kritik zu Gun Shy

Simon West ist bekannt für selbstironische Big Budget-Action wie „Con Air“, „Lara Croft: Tomb Raider“ oder auch „Expendables 2“, die weltweit jeweils mehr als 200 Millionen Dollar einspielten. Doch diese Zeiten sind vorbei: Nachdem sein mit 30 Millionen US-Dollar immer noch einigermaßen solide budgetierter Thriller „Wild Card“ mit Jason Statham und der Actionthriller „Stratton“ floppten, war es für den Filmemacher schwer, ein neues Projekt zu realisieren. Unter anderem durch Crowdfunding kratzte er für „Gun Shy“ ein Budget von 10 Millionen US-Dollar zusammen. Dieses Engagement ist imponierend, doch leider ist der Actionkomödie immer wieder zum Nachteil anzumerken, wie limitiert die zur Verfügung stehenden Mittel waren. Außerdem enttäuscht der recht actionarme Film durch viele missratene Pointen.

Der exzessive Ex-Rockstar Turk Henry (Antonio Banderas) und seine Freundin, das Supermodel Sheila (Olga Kurylenko) reisen nach Chile, um bei einem Urlaub auszuspannen. Während Turk sich am Pool des Hotels volllaufen lässt, unternimmt Sheila einen Ausflug – und gerät in die Fänge von selbsternannten Piraten. Diese verlangen für Sheila ein Lösegeld von einer Million Dollar. Turk bittet Marybeth (Aisling Loftus), die Assistentin seines Agenten, das Geld zu besorgen. Doch der geltungsbedürftige Botschaftsmitarbeiter Ben Harding (Mark Valley) untersagt den Deal: Die USA verhandeln schließlich nicht mit Terroristen. Damit die Geldübergabe trotzdem stattfinden kann, heuert Marybeth den Söldner Clive Muggleton (Martin Dingle Wall) an – was zu turbulenten Verwicklungen führt…

Der Plot von „Gun Shy“ plätschert etwas zäh vor sich hin und so etwas wie Spannung kommt nie auf. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die beiden Drehbuchautoren Toby Davies und Mark Haskell Smith (der seinen eigenen Roman „Salty“ adaptierte) bei ihren vielen, zuweilen altbacken wirkenden humoristischen Einsprengseln ein Gespür für Timing mitbringen würden. Als sich etwa eine Schlange im Whirlpool an Turks „bestem Stück“ festbeißt, folgt kein hysterischer Slapstick wie bei einer ähnlichen Szene in „Road Trip“, sondern innerhalb weniger Sekunden die buchstäblich bierernste Auflösung: Die Schlange stirbt an einer Alkoholvergiftung. Weitere Gags mit Potenzial wie Turks Hit-Single „Teenage Ass Patrol“ oder eine Riesen-Zigarette, die sich der Suffkopf auf seinem Hotelzimmer mit einem Riesen-Feuerzeug anstecken will, bleiben bereits in der Exposition stecken - lange vor einer ausgearbeiteten Pointe.

Während solche Rohrkrepierer wenigstens im Ansatz lustig sind und einige witzige Dialoge um Verschwörungstheorien und Sexismus im Agentenalltag noch ganz amüsant, schmälert Antonio Banderas („Die Maske des Zorro“) das Filmvergnügen mit seinem gekünstelten Habitus ganz beträchtlich. In seiner Rolle als stets extravagant gekleidete Klischeerocker-Witzfigur Turk, die mit langen Haaren und trottelig-tuntiger Attitüde wie eine lärmende Parodie auf Johnny Depp in den „Fluch der Karibik“-Filmen wirkt, betreibt er hemmungsloses Overacting, das recht bald an den Nerven zerrt. Dagegen agiert Olga Kurylenko („Oblivion“) in ihrer flachen Rolle als weltfremde reiche Tussi geradezu subtil, aber Karrierepluspunkte sammelt sie mit diesem Film genauso wenig wie Banderas.

Das haben die beiden Hauptdarsteller mit Simon West gemein, dessen Qualitäten als Action-Regisseur einzig in einer schnell geschnittenen Rollkoffer-Verfolgungsjagd durch die Innenstadt von Santiago de Chile und bei einer Hatz von Harding und Muggleton über einen Basar kurz aufblitzen. Darüber hinaus sind wirkliche Actionszenen in dem lauen, charmebefreiten und mit Klischeefiguren gepflasterten „Gun Shy“ wohl auch wegen des schmalen Budgets Mangelware.

Fazit: Antonio Banderas als Johnny-Depp-Parodie – was durchaus witzig klingt, entpuppt sich in der unausgegorenen Actionkomödie „Gun Shy“ ebenso wie zahlreiche Gags als Rohrkrepierer.