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    Hampstead Park - Aussicht auf Liebe
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Hampstead Park - Aussicht auf Liebe
    Von Jens Balkenborg

    Über 3,2 Quadratkilometer erstreckt er sich im Norden Londons: Der Hampstead Health, ein malerischer Park mit etlichen Seen, Sümpfen, Wald- und Wiesenflächen.  und Ort einer romantischen Geschichte. Von 1987 bis zu seinem Tod im Jahr 2016 lebte der Ire Harry Hallowes, genannt  „der Einsiedler“, dort in einer selbstgezimmerten Hütte in dem Park und widerstand allen Versuchen von Firmen, das Land zu bebauen. Diese nette, vom Leben geschriebene Story inspirierte Regisseur Joel Hopkins („Liebe auf den zweiten Blick“) zu seiner romantischen Komödie „Hampstead Park - Aussicht auf Liebe“, die dank des schrulligen Hauptdarstellerduos Diane Keaton („Der Stadtneurotiker“, „Was das Herz begehrt“) und Brendan Gleeson („Brügge sehen... und sterben?“, „The Guard“) kurzweilige Unterhaltung bietet.

    Die Amerikanerin Emily Walters (Diane Keaton) lebt in einer beschaulichen Wohnung im Londoner Nobelviertel Hampstead mit Blick auf den idyllischen Park. Glücklich ist sie allerdings nicht: Der Tod ihres untreuen Mannes liegt noch nicht lange zurück, sie hat Geldsorgen und auch in der Nachbarschaft zwischen ihren affektierten Freundinnen fühlt sie sich nicht wirklich wohl. Eines Abends beobachtet sie, wie der in einer Hütte im Park lebende Donald Horner (Brendan Gleeson) von einem Schlägertrupp übel zugerichtet wird und ruft die Polizei. Ein windiges Bauunternehmen möchte den Aussteiger loswerden und seine improvisierte Behausung einstampfen, um dort Luxuswohnungen zu bauen. Nach ersten Zankereien kommen Emily und Donald sich schließlich näher und stellen sich, sehr zur Empörung von Emilys Freundinnen, gegen das Bauvorhaben...

    Der Handlungsort Hampstead liegt im mittlerweile äußerst hippen Bezirk Camden und damit gleichsam im Epizentrum der Gentrifizierung in London. Diese Entwicklung greift Hopkins auf und stellt ihr seine beiden nicht mehr ganz jungen Hauptfiguren entgegen, die für ihren Platz im Viertel kämpfen und so gar nicht in die markwirtschaftlich orientierte Leistungsgesellschaft passen wollen. Donald entzieht sich dem kapitalistischen Konsumgebaren komplett und lebt autark in seiner Hütte, ohne dabei militant zu sein. Emily wiederum hat irgendwas Geisteswissenschaftliches studiert, konnte damit nie Fuß fassen und hält sich gerade so über Wasser. Sie kommen sich näher, als sie ihre Gemeinsamkeiten erkennen: „Stolpern kann im Leben von Vorteil sein, denn so sind Sie bei mir gelandet“, sagt er einmal wissend zu ihr. Die angesprochene Kulturkritik wird zwar in keiner Weise ausformuliert und Regisseur Hopkins steuert seinen Film alsbald in recht seichte Fahrwasser, doch seine anachronistischen Idealisten sind in jedem Fall grundsympathisch.

    „Hampstead Park“ ist letztlich in Watte gepackte Seniorenromantik, die auf ein vorhersehbares Ende zumanövriert. Dies allerdings konsequent und ohne unnötige erzählerische Haken wie in Hopkins‘ teilweise völlig hanebüchenem Vorgänger „Wie in alten Zeiten“. Der Regisseur konzentriert sich voll und ganz auf die Annäherung zwischen seinen beiden Turteltäubchen, die  vom grandiosen Zusammenspiel des wieder einmal herrlich kauzigen Iren Brendan Gleeson und Woody Allens einstiger Muse Diane Keaton lebt. Wie ihre Emily, die vom Leben enttäuschte, mit sich selbst redende einsame Frau, durch ihn, den introvertierten, nach Patschuli und Teichalgen riechenden „Wilden“ einen Weg hin zu neuer Leidenschaft findet: Das ist schon zuckersüß und humorvoll inszeniert. So richtig lustig wird es dabei, wenn der Humor gelegentlich etwas schwärzer daherkommt, etwa wenn Emilys penetranter Steuerberater seiner Mandantin schleimig-obszöne Avancen macht.

    Fazit: Diane Keaton und Brendan Gleeson machen aus Joel Hopkins‘ seichter Senioren-RomCom nette Unterhaltung für entspannte Stunden.

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