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    Career Day mit Hindernissen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Career Day mit Hindernissen
    Von Markus Fiedler

    Statt einer einzigen einfach einen Haufen Geschichten parallel zu erzählen, das versuchen Regisseure und Drehbuchautoren in Episodenfilmen ja immer mal wieder. Mitunter entstehen dabei Meisterwerke wie Robert Altmans „Short Cuts“ oder Paul Thomas Andersons „Magnolia“. Auch die Schauspielerin Judy Greer („Halloween“) hat sich in ihrem Regie-Debüt mit dem unschönen deutschen Denglisch-Titel „Career Day mit Hindernissen“ an solch einem Stoff versucht und lässt etliche Handlungsstränge, die alle am selben Tag spielen, schließlich in einer Highschool zusammenlaufen. Allerdings ist Greer weder ein Altman noch ein Anderson und auch das Drehbuch-Debüt ihres Schauspielkollegen Gary Lundy („Donnie Darko“) erreicht nicht annähernd die Qualität der Vorbilder. Stattdessen plätschert die Ensemble-Tragikomödie über weite Strecken vor sich hin und wird nur durch überraschende Kurzauftritte einiger Stars ein wenig aufgepeppt.

    Darius (Marcus Eckert) ist vor seinem ersten Tag an der neuen Highschool nervös und versucht, eine Freundin über Facetime zu erreichen. Doch die kündigt ihm spontan die Freundschaft. Musiklehrer McRow (Anders Holm) wurde von seiner Freundin hinausgeworfen und hat die Nacht im Auto geschlafen. Der alleinerziehende Daniel (Common) muss sich auf den Karriere-Tag in der Schule seiner Tochter Patricia (Storm Reid) vorbereiten, hat aber Stress im Büro. Patricia wiederum bereut schnell, dass sie zu einem neuen Mitschüler nett war. Die Rektorin der Schule (Allison Janney) entdeckt einen toten Gärtner auf dem Schulgrundstück und hat anschließend große Mühe, jemanden zu finden, der sich für die Abholung des Leichnams verantwortlich fühlt…

    Der Originaltitel „A Happening Of Monumental Proportions“, der sich ins Deutsch etwa als „Ein Ereignis von monumentaler Größe“ übersetzen lässt, ist wohl eher ironisch gemeint. Denn einmal abgesehen vom toten Gärtner, der im weiteren Verlauf nur eine geringfügige Rolle spielt, ereignet sich hier wirklich so gar nichts Bedeutendes oder gar Monumentales. Stattdessen erzählen Regisseurin Greer und Autor Lundy manchmal berührend, oft aber auch einfach banal vom Alltag ihrer Protagonisten. Dabei gelingt es Greer zwar, aus einigen Szenen einen trocken-lakonischen Tonfall herauszukitzeln, doch ihre Inszenierung rutscht immer wieder auch ins Absurde ab. Dazu sind einige der Figuren derart überzeichnet, dass sie eher nervtötend als bemerkenswert sind. Allen voran Daniels neuer Boss (Bradley Whitford), der sich als schlechte Karikatur eines fiesen Chefs entpuppt. Diese Figur steht stellvertretend für die sehr uneinheitliche Qualität der einzelnen Geschichten.

    Denn während einige Handlungsstränge (wie der des jungen Darius) mit leicht schrägem Humor und emotionaler Wärme punkten können, sind andere (wie der des toten Gärtners) echte Rohrkrepierer. Statt mit bitterbösen Gags wie beispielsweise in „Immer Ärger mit Bernie“ zu punkten, werden aus der eigentlich schön morbiden Situation immer wieder nur maue Witze herausgeholt. Wenn ein Lehrer sich beispielsweise darüber lustig macht, dass die Leiche Kevin hieß statt Joe, hat das eher unangenehme Untertöne als humorvolle. So bremst sich „Career Day mit Hindernissen“ immer wieder selbst aus und verschenkt so gute Darsteller wie Allison Janney („Mom") völlig. Auch die Entscheidung, Daniel als heimliche Hauptfigur zu etablieren und ihm am meisten Screentime zu geben, ist aufgrund der limitierten schauspielerischen Mittel des Ex-Rappers Common keine allzu glückliche Wahl. Da der Charakter schlicht zu blass bleibt, um als Rückgrat des Films zu fungieren, zerfasert Greers Regiedebüt immer mehr, je länger der Film läuft.

    Bezeichnenderweise wird der Film immer dann deutlich besser, wenn einer der Topstars einen Gast-Auftritt hinlegt. Denn in diesen kurzen Szenen ist oft genau die Würze enthalten, die vielen der anderen Szenen fehlt. Am eindrucksvollsten beweist das der letzte Star, der erst in den finalen Minuten zu sehen ist – und für den größten Lacher des ganzen Films sorgt, einfach nur, weil er auftaucht. „Career Day mit Hindernissen“ ist tatsächlich deutlich sehenswerter, wenn man sich die beeindruckende Besetzungsliste vorher nicht durchliest. Das sagt viel über die Qualität des Films aus.

    Fazit: Hin und wieder hübsch anzuschauende, aber unter dem Strich wenig originelle Tragikomödie, die aus der Grundidee der sich am Karrieretag in der Highschool begegnenden Menschen einfach zu wenig macht. Nur die unerwarteten Cameo-Auftritte einiger Stars sorgen für seltene Highlights.

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