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    Killing Gunther
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Killing Gunther
    Von Christian Fußy

    Der unter anderem aus „Scrubs – Die Anfänger“ und „How I Met Your Mother“ bekannte Comedian Taran Killam hat sich bei seinem Regiedebüt „Killing Gunther“ einiges zugemutet: Neben der Inszenierung zeichnet der Tausendsassa auch noch selbst für das Skript verantwortlich, spielt neben seiner Ehefrau Cobie Smulders („Marvel’s The Avengers“) eine Hauptrolle und fungiert als ausführender Produzent. Und so verwundert es auch nicht, dass die Mockumentary-Action-Komödie über die skurrile Welt der Auftragsmorde letztendlich an das erinnert, was Killam aus seiner Karriere am besten kennt: eine durchschnittliche TV-Sitcom. Selbst ein prächtig aufgelegter Arnold Schwarzenegger kann dem Projekt da – auch wegen der Kürze seines Auftritts - nur noch bedingt weiterhelfen.

    Auftragskiller Blake (Taran Killam) ist frustriert: Er sieht in seinem Beruf einfach keine wirklichen Aufstiegschancen mehr, weil ihm der eiskalte Gunther (Arnold Schwarzenegger) ständig den Rang abläuft. Als ihn dann auch noch seine Freundin Lisa McCalla (Cobie Smulders) verlässt, platzt dem Stinkstiefel endgültig der Kragen. Er schmiedet den Plan, Gunther auszuschalten und damit selbst zum weltbesten Assassinen aufzusteigen. Gemeinsam mit einem Team aus Profikillern aus allen Ecken der Welt will er den Meistermörder, dessen Gesicht niemand kennt, ein für alle Mal zur Strecke bringen. Um den Tod von Gunther unanfechtbar zu bestätigen, lässt er das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Auftragskillern zudem von einer Gruppe Dokumentarfilmer für die Nachwelt festhalten…

    Wer nach dem Trailer 90 Minuten geballte Schwarzenegger-Action erwartet, wird bei „Killing Gunther“ eine herbe Enttäuschung erleben: Obwohl das Konterfei der österreichischen Eiche fast die Hälfte des Posters in Anspruch nimmt, taucht der Action-Star im Film erst in den letzten 20 Minuten auf. Ein solcher Etikettenschwindel stößt einem als Fan des Governators zwar sauer auf, aber auf die FILMSTARTS-Wertung haben solche Marketingtricks natürlich keinen Einfluss. Für uns zählt nur, was am Ende tatsächlich über die Leinwand oder den Bildschirm flimmert – und das ist in diesem Fall ein solide aufspielender Comedian-Cast, der es trotz sichtlichem Bemühen nicht schafft, die offensichtlichen Schwächen von Regie und Drehbuch zu kompensieren.

    Der Mockumentary-Großmeister Christopher Guest („This Is Spinal Tap“) hat in seinen fiktiven Dokumentationen schon so abseitige Subkulturen wie einen Schönheitswettbewerb für Hunde („Best In Show“) oder die kompetitive Welt von Sportmaskottchen („Mascots“) erkundet. Warum also nicht auch mal eine Mockumentary über Auftragsmörder? Im Fall von „Killing Gunther“ entpuppt sich der Fake-Doku-Stil, bei dem sich wie zufällig mitgefilmte Szenen mit betont gestellten Frontalinterviews abwechseln, jedoch schnell als bloßer Gimmick, mit dem offenbar in erster Linie die unglaubwürdigen Spezialeffekte und das schlichte Produktionsdesign kaschiert werden sollen. Bedauerlicherweise ohne Erfolg: Die Explosionen sehen teils unterirdisch aus und die computeranimierten Blutspritzer erinnern an Asylum-Produktionen der Marke „Sharknado“.

    Bei „Killing Gunther“ liegt der Fokus daher schlauerweise auch nicht auf den schwachen Actionszenen, sondern auf dem Comedy-Talent der Schauspieler. Die Prämisse bietet schließlich reichlich Potential für die schrullige Parodie einer Profikillergemeinde à la „John Wick“. Leider sind die Figuren aber nicht nur furchtbar stereotyp, sondern meist auch für gerade einmal einen einzigen Gag gut. Besonders schlecht kommt dabei das von Allison Tolman („Fargo“) und Ryan Gaul („House Of Lies“) verkörperte osteuropäisches Killerpärchen weg. Die beiden sind schließlich nicht nur ganz vernarrt in Micky Maus, sie fordern für ihr Mitwirken auch einen bezahlten Ausflug ins Disneyland Orlando. Wer diese kontextlose Hingabe zweier Erwachsener zu einer anthropomorphen Zeichentrickmaus aus den 1920er Jahren nicht automatisch für unglaublich lustig hält, sollte sich warm anziehen, denn es wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder darauf angespielt. Eine zündende Pointe ergibt sich aus der Disney-Vernarrtheit der Auftragsmörder allerdings nie.

    Auch die anderen Figuren – vom Sprengstoffexperten Donnie (Bobby Moynihan) bis zu einem islamistischen Terroristen (weder mutig noch lustig) – bleiben größtenteils blass. Einziger Lichtblick ist der wie bereits erwähnt fast schon kriminell unterrepräsentierte Arnold Schwarzenegger. Sobald der „Terminator“-Star die Bildfläche betritt, gibt’s endlich auch mal was zu lachen. Die schiere Spielfreude, die der muskelbepackte 70-Jährige hier an den Tag legt, hat man so schon lange nicht mehr bei ihm gesehen. Arnie startet als Auftragsmörder eine regelrechte Charmeoffensive und vermag es so, das Ruder gegen Ende noch einmal ordentlich herumzureißen. Unterm Strich ist das zwar zu wenig zu spät, trotzdem beschert der vierfache Mister Universum dem Film zumindest auf der Zielgeraden noch einige wunderbar schelmische Momente – und das sogar bis in den Abspann hinein.

    Fazit: Wer bis zum Schluss dranbleibt, wird zumindest mit einem herrlich albernen Finale belohnt, das trotz der vielen Verweise auf Schwarzeneggers Filmografie nie anbiedernd wirkt, sondern genau als das funktioniert, was der Film eigentlich von vornherein hätte sein sollen: entwaffnend frecher und dabei höchst unterhaltsamer Unsinn!

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