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    Die unglaublichen Abenteuer von Bella
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Die unglaublichen Abenteuer von Bella

    Auf vier Pfoten über alle Berge

    Von Oliver Kube

    Im Januar 2017 kam in den USA die Literaturverfilmung „Bailey - Ein Freund fürs Leben“ in die Kinos und avancierte zum globalen Überraschungshit. Bei gerade mal 22 Millionen Dollar Produktionsbudget spielte der etwas seichte, aber das Publikum mächtig rührende Film weltweit fast das Zehnfache ein. Kein Wunder also, dass die Studios gerade ein großes Interesse daran haben, ähnlich gelagerte Hunde-Abenteuer von Autor W. Bruce Cameron zu realisieren: So gab es nicht nur für das Mitte 2019 anstehende Sequel „A Dog's Journey“, sondern auch für die Buchverfilmung „Die unglaublichen Abenteuer von Bella“ schnell grünes Licht. Als Regisseur wurde Charles Martin Smith verpflichtet, der sich mit „Mein Freund, der Delfin“ und dessen Fortsetzung bereits im von Tieren und Menschen bevölkerten Familiendrama-Segment erfolgreich bewähren konnte. Für das Drehbuch adaptierte W. Bruce Cameron seinen eigenen, aus der Sicht der Titelheldin erzählten Roman als mal auf die Lachmuskeln, dann wieder die Tränendrüsen abzielende Mischung aus Roadmovie und Survival-Abenteuer.

    Die kleine Bella kommt als Teil eines Wurfes Hundebabys im Keller eines Abbruchgebäudes in Denver zur Welt. Schon früh werden ihre Mutter und Geschwister von Hundefängern abtransportiert und sie selbst findet bei einer ebenfalls wild in der Ruine lebenden Katzenfamilie Unterschlupf. Aber erst als der junge Tierschutz-Aktivist Lucas (Jonah Hauer-King) den Welpen von der Baustelle rettet und mit zu sich und seiner depressiven Kriegsveteranin-Mutter Terri (Ashley Judd) nimmt, ist sie wirklich sicher. Bella liebt ihre neuen Herrchen über alles – ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit beruht. Doch ein städtisches Gesetz untersagt den Bürgern die Haltung von Pitbulls – selbst wenn es sich wie hier um einen eigentlich harmlosen Mischling handelt. Da die Behörden unerbittlich sind, gibt Lucas seinen Liebling vorübergehend zu weit entfernt lebenden Freunden, bis ein neues, außerhalb der Stadtgrenzen gelegenes Haus gefunden ist. Das weiß die mittlerweile zum Jungtier angewachsene Hündin aber nicht. Sie büxt aus und macht sich auf den mehr als 600 Kilometer weiten, quer über die verschneiten Rocky Mountains führenden Weg zurück nach Hause...

    Dank der treuen Augen mit dem wortwörtlichen Hundeblick, dem tapsigen, niedlich-ungeschickten Gang auf den viel zu großen Pfoten sowie diesem rührende Wimmern oder wohlige Jaulen braucht es nur ein paar Einstellungen, bis der Zuschauer die zu Beginn noch als Welpen gezeigte Hundeheldin fest ins Herz schließt. Dem Publikum fällt das Mitfiebern sehr leicht, wenn der Titelstar auf seiner langen Reise später so manches Abenteuer und allerlei Gefahren überstehen muss. Die ablenkend unecht wirkenden Computer-Animationen, auf die die Filmemacher übertrieben häufig setzen, trüben hingegen ein wenig die Freude – zumindest für den erwachsenen Zuschauer.

    Der Einstieg in die Handlung, die traurige Separierung von Hundemutter und Welpe durch einen rücksichtslosen Bauherrn, gelingt gut. Als der von Jonah Hauer-King („Postcards From London“) gespielte, herzensgute Lucas dazu kommt, sind die Sympathien des Publikums endgültig verteilt. Obendrein entpuppt sich der eben noch selbst in Not befindliche Vierbeiner als große Hilfe bei der Rehabilitation der unter post-traumatischen Depressionen leidenden Ex-Soldatin Terri und einiger ihrer Leidensgenossen im lokalen Veteranenheim. Dass Ashley Judd („Die Bestimmung - Insurgent“) mit ihrem gebotoxten, übermäßig stark geschminkten Gesicht und den perfekt manikürten Fingernägeln dabei nicht wirklich glaubhaft die toughe Ex-Infanteristin rüberbringt, die gerade gegen ISIS und al-Qaida antrat, stört nur peripher.

    Nachdem die Stadt – in Person des fiesen Hundefängers Chuck (John Cassini) – das Trio auseinanderreißt, bleibt die in Grundzügen an den Lassie-Klassiker „Heimweh“ erinnernde Story bei Bella. Ob und wie Lucas nach seiner Hündin sucht, wie sehr er sie vermisst und wie sich sein Leben ohne sie weiterentwickelt, erfahren wir erst ganz zum Schluss. Was völlig okay ist, schließlich sind die Abenteuer des Vierbeiners während der zweieinhalb Jahre, die er für den langen Trip über die größte und höchste Gebirgskette Nordamerikas braucht, ohnehin viel ereignisreicher. Darüber hinaus sind die atemberaubenden Landschaftsaufnahmen deutlich ansprechender als generische Stadtbilder. Gedreht wurden die Szenen in der Wildnis allerdings nicht in den Rockies, sondern rund um den Whistler Mountain in der kanadischen Provinz British Columbia.

    Zu den Schattenseiten des erwartungsgemäß mitunter etwas kitschig anmutenden Wohlfühlfilms zählt hingegen die Wahl der Synchronstimme – zumindest in der englischen Originalfassung: Hier wird die Rolle der Titelheldin von Dallas Bryce Howard („Jurassic World“) gesprochen. Ihr dabei oft euphorisch überdrehtes Kieksen, Kreischen und Kichern soll wohl die naive Emotionalität des jungen Tieres vermitteln, nervt jedoch gelegentlich in seiner Intensität. Der synchronisierte Trailer lässt hoffen, dass diese Interpretation für die deutschsprachige Version etwas zurückgefahren wurde.

    Noch viel irritierender ist ohnehin der exzessive Gebrauch von CGI-Effekten. Denn zu Bellas Begegnungen und Bekanntschaften im Verlauf ihrer Reise zählen nicht nur von Schauspielern wie Edward James Olmos („Battlestar Galactica“), Wes Studi („Feinde - Hostiles“) oder Chris Bauer („True Blood“) dargestellte Menschen aller Couleur, sondern auch diverse Tiere. Wichtige Parts übernehmen dabei ein Rudel Wölfe und ein Berglöwe, zu dem Bella eine besondere Beziehung aufbaut. Solche Raubtiere entsprechend zu dressieren, ist naturgemäß schwierig und vor allem zeitaufwändig, wenn nicht sogar unmöglich. Deshalb wurden diese komplett am Computer erschaffen - und das ist ein echtes Problem: Gerade die Sequenzen mit den CGI-Kreaturen nehmen weite Teile der Story ein, sind aber visuell einfach nicht überzeugend genug.

    Besonders schade ist das bei einer witzig gemeinten Szene auf einem gefrorenen See, bei der sogar Bella selbst größtenteils am PC generiert wurde, sowie bei einem Kampf mit den Wölfen. Hier sind die digitalen Unschärfen bei schnellen Bewegungen (davon gibt es viele) und die immer wieder leicht falsch dimensionierte Größe der Tiere während einiger Perspektiven besonders auffällig. Sicher, Kinder werden diese Fehler höchstwahrscheinlich nicht bemerken beziehungsweise sie einfach ignorieren. Um das Ganze auch für den erwachsenen Zuschauer - mit etwas geschulteren Augen - ansprechender zu gestalten, hätte man aber entweder mehr Zeit und Geld in bessere Computer-Animation investieren oder erzählerisch einfach andere Wege finden müssen, um an diesen Punkten der Handlung Spannung aufzubauen. Schade.

    Fazit: Die titelgebende Hündin ist zum Verlieben und ihre Geschichte wärmt das Herz. Die CGI-Effekte sind in zu vielen Momenten hingegen missglückt was dem Film (gerade für nicht mehr ganz kleine Zuschauer) einen faden Beigeschmack verleiht.

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