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    Brightburn: Son Of Darkness
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Brightburn: Son Of Darkness

    Superman als Slasher-Bösewicht

    Von Christoph Petersen

    Inzwischen besitzt James Gunn als „Guardians Of The Galaxy“-Regisseur eine solche kreative Macht, dass selbst die Disney-Obersten nach einem offenbar vorschnellen Rausschmiss wegen zweifelhafter alter Tweets wieder bei ihm angekrochen gekommen sind. Vor seinem Aufstieg zum MCU-Mastermind war Gunn hingegen in erster Linie für seine provokant-dreckigen Genrestücke berüchtigt – darunter „Super“ über einen superkräftelosen Möchtegern-Superhelden namens Crimson Bolt. Eine (grandios) geschmacklose bis abstoßende FSK-18-Groteske, nach der man sich tatsächlich die Frage stellt, ob die Disney-Verantwortlichen sie sich jemals angesehen haben, weil sie Gunn dann doch wohl kaum eine 200-Millionen-Dollar-Produktion anvertraut hätten.

    Aber wie dem auch sei. Während Gunn aktuell auf den Beginn der Arbeiten an den Comic-Blockbustern „The Suicide Squad“ (für DC) und „Guardians Of The Galaxy Vol. 3“ (für Marvel) wartet, hat er in der Zwischenzeit erneut einen Film produziert, in dem Superhelden alles andere als gut wegkommen. Dabei erweist sich der von seinem Bruder Brian Gunn und seinem Cousin Mark Gunn geschriebene „Brightburn: Son Of Darkness“ unter der Regie von Newcomer David Yarovesky diesmal nicht als schwarzhumorige Groteske, sondern als waschechtes Slasher-Kino im fies-dreckigen Stil der Achtzigerjahre. Dabei darf man allerdings nicht erwarten, dass die Macher viel mehr aus ihrer Superman-als-Killer-Prämisse herausholen als eine Handvoll richtig schön böser Momente.

    Früh übt sich: Zwölf Jahre und schon ein Slasher-Bösewicht.

    Nachdem Tori und Kyle Breyer (Elizabeth Banks, David Denman) aufgegeben haben, ein leibliches Kind zu zeugen, schlägt in der Nähe ihrer Farm eine Art Komet ein, in dem sich ein offenbar aus dem All stammendes, aber menschlich aussehendes Baby befindet. Zwölf Jahre später weist der als Adoptivsohn der Breyers aufgewachsene Brandon (Jackson A. Dunn) zunehmend Verhaltensstörungen auf. Wobei das Zerquetschen der Hand einer Mitschülerin, ein nächtliches Massaker im Hühnerstall sowie die herausquellende Gedärme zeigenden Wichsvorlagen unter seiner Matratze noch zu den vergleichsweise harmlosen Vorkommnissen zählen ...

    Die Bewohner von Smallville haben schon verdammt Schwein gehabt, dass sich Superman nicht als sadistisches Arschloch entpuppt hat. Wobei es ja bei seiner Macht wahrscheinlich auch dann schon fatal geendet wäre, wenn er sich als Teenager mal so richtig danebenbenommen hätte – in der Pubertät tickt schließlich jeder mal aus. Das ist eigentlich auch das zentrale Verkaufsargument von „Brightburn“ – und doch machen Yarovesky und seine Autoren kaum etwas aus dieser Prämisse. Zwar wird auf die Pubertät angespielt, so terrorisiert Brandon etwa eine Mitschülerin, auf die er offenbar steht, quasi die abgründige Superkräfte-Variante von „Was sich liebt, das neckt sich“. Aber eigentlich ist Brandon deshalb böse, weil der Komet in der Scheune plötzlich rötlich leuchtet und der Zwölfjährige fortan Stimmen in seinem Kopf zu hören beginnt. Ganz ehrlich: Brandon ist im Endeffekt nichts anderes als ein dämonenbesessener Satansspross à la Damian aus „Das Omen“, nur dass er eben Fliegen kann und sein Unwesen im selbstgestrickten Superheldendress treibt.

    Schön schmerzhaft

    Elizabeth Banks („Die Tribute von Panem“, „3 Engel für Charlie“) befindet sich zudem ziemlich allein auf weiter Flur, wenn sie sich sichtlich und letztendlich erfolglos abmüht, ein emotionales Fundament für das blutige Treiben in den Film hineinzutragen. Stattdessen bleibt die Story so rudimentär zusammengestückelt, wie man es von einem klassischen Achtziger-Slasher eben erwarten würde – und wenn man den Film als solchen akzeptiert, kann man mit „Brightburn“ auf dieser Ebene durchaus seinen Spaß haben. Die spektakulärste Sequenz des Films zeigt dann auch nicht etwa Brandons Superkräfte, sondern in ausgiebiger Nahaufnahme, wie sich eine Kellnerin einen Glassplitter aus dem Augapfel zieht, inklusive allerlei Flüssigkeiten, die im selben Moment mit herausquellen und -spritzen. Würde die Szene tatsächlich aus einem 80er-B-Movie stammen, wäre sie heutzutage wahrscheinlich Kult. Zumindest tut sie schon beim Zuschauen so richtig schön weh.

    Wenn Brandon erst einmal Blut geleckt hat, kann ihn niemand mehr aufhalten.

    Nur wenige Sekunden später saust der fliegende Brandon auf sein Opfer zu. Aber statt des Zusammenpralls folgt ein plötzlicher Schnitt zu einer Schüssel mit schleimigem Haferbrei, die der Teenager am nächsten Morgen zum Frühstück verspeist. Wie gesagt: Die Macher haben sichtlich Spaß an solchen nett-fiesen Slasher-Spielereien – und fies bleiben sie tatsächlich auch bis ganz zum Schluss, da werden zum Glück keine halben Sachen gemacht! In anderer Hinsicht können die Slasher-Sequenzen allerdings weniger überzeugen, denn übermäßig furchterregend sind sie trotz der regelmäßig eingestreuten Jump Scares nun nicht gerade geraten. Das hat neben der handwerklich sicherlich soliden, aber auch nicht über die Maße kreativen Inszenierung der Schockmomente sicher auch damit zu tun, dass Jackson A. Dunn weder beim Talent noch bei der Ausstrahlung mit den ikonischsten Horrorkindern der Kinogeschichte mithalten kann. Und das, obwohl er uns in vielen Szenen immer wieder an einen jungen Tobin Bell (Jigsaw aus der „Saw“-Reihe) erinnert hat.

    Fazit: Ein kleiner, dreckiger, sich selbst genügender Superhelden-Slasher, der zwar stellenweise richtig schön fies, aber nur selten wirklich spannend geraten ist.

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