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    Backdraft 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Backdraft 2

    Es fehlt das Feuer

    Von Oliver Kube

    In den vergangenen Jahren produzierte das Hollywood-Studio Universal immer wieder kostengünstige und meist nicht gerade gelungene Sequels zu mehreren seiner größten Hits der 1990er wie „Kindergarten Cop“, „Harte Ziele“ oder „Der Kindergarten Daddy“. Die kamen allesamt nicht ins Kino, sondern wurden direkt auf DVD und via Streaming-Services veröffentlicht. Dass ein solches Verfahren dem Ansehen der teilweise ikonischen Originale schadet, ist den Machern wohl egal, scheint das Konzept doch zumindest finanziell aufzugehen – und so ist nun eben „Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen“ an der Reihe. Ron Howards spektakuläres Heldenepos von 1991 mit Kurt RussellWilliam Baldwin und Robert De Niro dürfte weltweit abertausende junge Menschen inspiriert haben, Feuerwehrleute zu werden.

    Während „Hard Target 2“ und „Kindergarten Cop 2“ – abgesehen vom Titel – nur wenige und dann allenfalls mühsam konstruierte Berührungspunkte mit dem Vorgänger haben, ist „Backdraft 2“ aber tatsächlich eine Art Fortsetzung. Mit William Baldwin und Donald Sutherland, dem Bösewicht des Originals, kehren sogar zwei relevante Darsteller nach immerhin 28 Jahren zurück. Das Drehbuch, das erneut aus der Feder von Autor und Ex-Feuerwehrmann Gregory Widen („Highlander - Es kann nur einen geben“) stammt, greift zudem mehrfach Ereignisse aus dem Vorgänger auf. Die Zeichen standen also eigentlich erstaunlich gut für dieses Thriller-Drama, inszeniert vom spanischen Regisseur Gonzalo Lopez-Gallego („Apollo 18“). Mit Betonung auf „eigentlich“ …

    Viel Raum um Nichts.

    Sean McCaffrey (Joe Anderson) ist der beste Brandermittler des Chicagoer Fire Department. Er ist allerdings auch ein notorischer Einzelgänger, der sich nicht unterordnen mag und deshalb immer wieder Ärger mit seinen Vorgesetzten hat. Das gilt speziell für seinen Onkel Brian (William Baldwin), den er bis heute für den Tod seines Vaters bei einem Einsatz verantwortlich macht. Von oben wird Sean die unerfahrene Maggie Rening (Alisha Bailey) als neue Kollegin zur Seite gestellt, mit der er gleich eine besonders verzwickte Reihe von gefährlichen Brandstiftungen lösen soll. Wie sich herausstellt, steckt dahinter viel mehr als nur ein Psychopath, der gerne Gebäude brennen sieht. Um eine drohende, noch weitaus größere Katastrophe zu verhindert, muss McCaffrey sich nicht nur mit seiner Partnerin zusammenraufen, sondern auch endlich die ihn seit seiner Kindheit quälenden Dämonen in den Griff bekommen …

    Regisseur Lopez-Gallego und Autor Widen wollen offensichtlich Fan-Service liefern, verzetteln sich dabei jedoch in Nebensächlichkeiten. So läuft der Protagonist nicht nur fast durchgehend mit der alten Jacke seines im Vorgänger von Kurt Russell gespielten Vaters durch die Szenerie, er macht seinen Job auch auf eine ähnlich eigenbrötlerische Art wie der damals von De Niro verkörperte Inspektor Rimgale. Außerdem werden diverse weitere Figuren wie Helen McCaffrey oder John Adcox immer mal wieder namentlich erwähnt. Donald Sutherland darf seine Rolle als Feuerteufel des Vorgängers sogar noch einmal vor der Kamera aufleben lassen. Der Veteran genießt seinen kurzen Auftritt als Pyromane augenscheinlich und spielt Ronald Bartel als eine im Rollstuhl sitzende Variation von Hannibal Lecter. Vielleicht wäre „Backdraft 2“ sogar attraktiver geworden, wenn diese Figur im Zentrum gestanden hätte und nicht die bemüht konstruierte Krimi-Story, die uns nun stattdessen aufgetischt wird.

    Auf Sparflamme

    Nicht nur was die klischeetriefende Geschichte und Charakterzeichnung angehen, auch visuell fühlt sich „Backdraft 2“ über weite Strecken wie eine etwas ambitioniertere Crossover-Doppelepisode der TV-Serien „Chicago Fire“ und „Chicago PD“ an, in der das wichtigste, faszinierendste Element des Originals so gut wie vergessen wurde. Ron Howards (reale!) Flammen waren ein lebendes, atmendes und alles verschlingendes Monster. Das Feuer war fast eine weitere Figur, die den Charakteren und ebenso dem Zuschauer echte Angst einjagte. In „Backdraft 2“ brennt es dagegen meist nur offscreen. Sean McCaffrey kommt erst an die Tatorte, wenn der jeweilige Brand längst gelöscht wurde. Sind tatsächlich mal ein paar Flammen im Bild, ist es offensichtlich, dass sie meistens auf eher billige Art am Computer erzeugt wurden.

    Dazu kommen überflüssige Nebenhandlungsstränge wie eine allenfalls halbherzig geschilderte Romanze zwischen Sean und Jenny (Jessamine-Bliss Bell), der Tochter des Diner-Besitzers, in dessen Etablissement er jeden Abend sein Essen herunterschlingt, während er die Akten des Tages durchgeht. Oder der streunende Hund, der ihm mehrfach nachläuft und allzu durchschaubar nur für etwas Auflockerung zwischen den viel zu langen und ermüdenden, umständlich technischen Dialogen und Selbstgesprächen (!) sorgen soll. Offensichtlich glaubten die Macher, ihr Publikum sei zu blöd, sich den einen oder anderen relevanten Zusammenhang selbst herzuleiten, weshalb alles noch einmal ausführlich heruntergebetet wird.

    Donald Sutherland kehrt zurück.

    Da schon beim Feuer gespart wurde, versuchen der Regisseur und sein Kameramann Jose David Montero („What Happened To Monday?“) zumindest mittels ein paar Vogelperspektiven visuellen Anschluss an den ersten Teil herzustellen. Doch die Wirkung verpufft schnell, da ansonsten – auch was die Ausstattung angeht – eher Fernsehoptik geboten wird. Das wäre noch zu verschmerzen, wenn zumindest die Figuren ähnlich interessant wären wie ihre von Russell, De Niro, Scott Glenn oder J. T. Walsh gespielten Vorgänger. Sind sie aber nicht. Sean McCaffrey ist die meiste Zeit nur ein verbitterter, zynischer Unsympath. Der Umstand, dass er seinen Job offenbar effizient erledigt, macht ihn nicht automatisch zur Identifikationsfigur. Der, ähm, Funke zwischen ihm und dem Zuschauer will einfach nicht überspringen. Seine neue Partnerin bleibt bis zum Ende blass. Die anderen Kollegen sowie die zusätzlich ermittelnden Cops und Bundesagenten sind reine Stichwortgeber beziehungsweise Stereotypen. Und die Bösewichte sind ohnehin kaum zu sehen. Wenn man sie dann endlich zu Gesicht bekommt, entpuppen sie sich als eindimensionale, wandelnde Klischees.

    Fazit: Ein in jeder Hinsicht überflüssiges Sequel, in dem es nicht mal anständig brennt.

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