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    Chaos auf der Feuerwache
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Chaos auf der Feuerwache

    Mehr maue TV-Sitcom als lustige Kino-Komödie

    Von Oliver Kube

    Im Mai 2018 lief in Deutschland „No Way Out - Gegen die Flammen“ in den Kinos an - ein spannendes, auf wahren Begebenheiten basierendes Katastrophen-Action-Drama um eine Gruppe professioneller Waldbrandbekämpfer. Trotz seines tragischen Verlaufs dürfte der Film einige junge Leute dazu inspiriert haben, zur Feuerwehr gehen zu wollen. Für ganz kleine, an einer Karriere mit Schlauch und Helm interessierte Kinofans ist er allerdings viel zu verstörend. Wer für den Nachwuchs deshalb nach einer kinderkompatiblen Kinderversion des Themas sucht, ist bei der von „Der Kaufhaus Cop 2“-Regisseur Andy Fickman inszenierten, mit harmlosen Action-Einlagen gewürzten Familienkomödie „Chaos auf der Feuerwache“ schon eher richtig. Und dann wiederum auch nicht...

    Normalerweise nehmen es Jake Carson und seine Männer mit gewaltigen Waldbränden auf ...

    Der Provinz-Feuerwehrhauptmann Jake Carson (John Cena) und sein Team (Keegan-Michael Key, John Leguizamo, Tyler Mane) sind es gewohnt, große Waldbrände zu bekämpfen und hilflose Menschen aus der lodernden Flammenhölle zu bergen. Nun sieht sich die Smokejumpers genannte Spezialeinheit aber mit einer noch viel schwierigeren Aufgabe konfrontiert: Nachdem sie drei Geschwister (Brianna Hildebrand, Christian Convery, Finley Rose Slater) gerettet haben, müssen sie diese mit auf die Wache nehmen, denn die Eltern sind nicht zu erreichen.

    Innerhalb weniger Minuten richten die Kids ein riesiges Durcheinander im sonst so streng reglementierten Alltag der starken Männer an. Die Aussicht, vielleicht tagelang mit den scheinbar unkontrollierbaren Rackern auf engstem Raum verbringen zu müssen, macht speziell dem neurotischen Jake Angst. Schließlich hofft er, die Nachfolge des regionalen Feuerwehrchefs Commander Richards (Dennis Haysbert) antreten zu können, der jederzeit zu einer unangemeldeten Kontrolle seines Spritzenhauses erscheinen könnte...

    John Cena auf den Spuren von Arnie & Co.

    „Chaos auf der Feuerwache“ ist ein weiterer Beitrag aus der Komödien-Subkategorie „Muskelberg lässt sich von Minderjährigen herumkommandieren“ – steht also in der Tradition von „Kindergarten Cop“ mit Arnold Schwarzenegger, „Daddy ohne Plan“ mit Dwayne Johnson oder „Der Babynator“ mit Vin Diesel. Wirklich witzig sind dabei aber nur sehr wenige Momente – stattdessen erweist sich der Film als enttäuschend maue Angelegenheit, die weitestgehend wie eine Samstagmorgen-TV-Sitcom geschriebenen und inszeniert ist. An manchen Stellen wartet man als Zuschauer geradezu auf die aus dem Off eingespielte Lachkonserve. Selbst grinsen, kichern oder gar lachen tut man nämlich nur in den seltensten Fällen: Die meisten Slapstick-Gags sind von vornherein lahm, etwa wenn die von dem Ex-Profiwrestler John Cena („Bumblebee“) und dem Komiker Key („Predator - Upgrade“) verkörperten harte Kerle mehrere, unendlich erscheinende Minuten mit übertrieben verzogenen Gesichtern und schließlich sogar Gasmasken damit verbringen, bei dem kleinen Mädchen eine Windel zu wechseln.

    Ebenso fehlt es am richtigen Timing. Das beste Beispiel dafür sind die langatmig-unlustigen und furchtbar statisch ins Bild gesetzten Dialogszenen zwischen John Cena und Judy Greer. Sonst glänzt die „Jurassic World“-Mimin in solchen Situationen eigentlich immer. Aber diesmal will der Funke einfach nicht überspringen. Geschweige denn, dass von den romantischen Gefühlen, die Jake für die Krötenforscherin hegen soll, etwas zu spüren wäre. Am Ende ihres Austauschs ist man fast überrascht, die beiden Schauspieler nicht vor laufender Kamera einnicken zu sehen. Bezeichnenderweise kommt die amüsanteste und sympathischste Szene des Films fast komplett ohne Worte aus: Eine endlich mal mit Schwung absolvierte und geschnittene Collage, bei der die Männer in einem Spielzeuggeschäft (viel zu viele) Geschenke für ihre Protegés einkaufen.

    ... aber bei den drei Kids auf der Wache kommen selbst die härtesten Kerle schnell an ihre Grenzen.

    Dabei ist der Einstieg noch erstaunlich gut gelungen. Zumindest visuell. Der Waldbrand wirkt tatsächlich nicht komplett ungefährlich und wurde von Kameramann Dean Semler („Maleficent - Die dunkle Fee“) bildlich und atmosphärisch wie großes Kino eingefangenen. Aber sind die Protagonisten nach dem großen Einsatz erst einmal auf ihrer jederzeit deutlich als Studio-Set erkennbaren Wache angekommen, passiert in Sachen Action nicht mehr viel. Einzige Ausnahme ist eine vergeblich auf Drama und Spannung getrimmte Sequenz mit ein paar Charakteren in einem auf der Klippe zu einem tiefen Abgrund balancierenden Geländewagen. Der Zuschauer hat dabei zu keiner Sekunde das Gefühl, dass jemand wirklich in Gefahr sein könnte. Denn auch hier fehlt wieder das Tempo und die künstlich wirkenden Einstellungen sind einfach zu uninspiriert.

    Über die Truppe, die sich aus einer unermüdlichen Quasselstrippe, einem großen Schweiger, einem sensiblen Feigling und einem mutigen Supermann, der seine Gefühle nicht zeigen kann, zusammensetzt, gibt es nicht viel zu erfahren. Die Feuerwehrmänner sind vom Drehbuch mit dem Profil und der Tiefe von Scherenschnittfiguren gezeichnet. Dazu kommen die drei Kids, die – abgesehen davon, dass sie süß ausschauen – ebenfalls kaum bis gar keine interessanten Qualitäten aufweisen. Da ist es kein Wunder, dass dem Publikum das Schicksal sowohl der Erwachsenen als auch ihrer Schutzbefohlenen schnell ziemlich egal ist.

    Fazit: Schwach geschriebener und holprig inszenierter Slapstick. Kleine Kids werden zumindest über die ausführlichen Szenen mit Toilettenhumor lachen können, während die Erwachsenen wahrscheinlich mehr auf ihre Uhr als auf die Leinwand schauen dürften.

    P.S.: Im Laufe des Abspanns gibt es übrigens noch eine ganze Reihe von Outtakes mit Versprechern und Patzern zu sehen. Viel witziger als das zuvor Präsentierte sind die aber leider auch nicht.

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