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    Zone 414 - City Of Robots
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Zone 414 - City Of Robots

    Die B-Movie-Antwort auf "Blade Runner"

    Von Lutz Granert

    Dem gebürtigen Iren Andrew Baird wurde die Karriere im Filmgeschäft quasi in die Wiege gelegt. Sein Onkel Roy Baird arbeitete schließlich schon als Regieassistent an der Agentenfilm-Parodie „Casino Royale“ und produzierte zudem mehrere Filme von Kult-Regisseur Ken Russell („Die Teufel“). Sein 30 Jahre älterer Bruder Stuart Baird spielt hingegen als Filmeditor in Hollywoods erster Liga und verpasste etwa „James Bond 007: Skyfall“ am Schneidetisch den letzten Schliff. Von dieser Meisterschaft ist Andrew Baird allerdings (noch) ein ganzes Stück entfernt, selbst wenn er sich bereits zu Beginn seiner Laufbahn als Produktionsdesigner des Kostümdramas „The Suicide Club“ und des Actionvehikels „Moving Target“ (beide 2000) bereits reichlich von der nimmermüden B-Movie-Legende Roger Corman abschauen konnte.

    Schon damals lernte er, wie man auch mit einem schmalen Budget improvisieren und trotz knapper Kassen stimmungsvolle Sets entwerfen kann. Diese Fähigkeit zum effizienten Haushalten kommt ihm nun auch bei seinem für den Heimkino-Markt konzipierten Langfilmdebüt „Zone 414 – City Of Robots“ zugute. Gerade einmal fünf Millionen US-Dollar hat die Produktion des in Nordirland kurz vorm Corona-Lockdown im Februar 2020 abgedrehten Science-Fiction-Thrillers gekostet, wobei zumindest die gelackten Kulissen deutlich teurer anmuten. Aber nach einer vor allem optisch faszinierenden ersten Hälfte hat sich das Publikum irgendwann sattgesehen – und dann fällt das flache Skript umso negativer auf.

    Die visuellen Ähnlichkeiten zu "Blade Runner" sind unverkennbar.

    Der Privatdetektiv David Carmichael (Guy Pearce) wird vom Androiden-Schöpfer Marlon Veidt (Travis Fimmel) damit beauftragt, dessen vermisste Tochter zu finden. Die Spur von Melissa (Holly Demaine), die sich nicht nach mehr, sondern nach weniger Menschlichkeit sehnt, führen in die abgeriegelte Zone 414 - eine Stadt, die ausschließlich von Robotern bevölkert wird. Zusammen mit der Androidin Jane (Matilda Lutz) kommt David bei seinen Nachforschungen einer großangelegten Verschwörung auf die Spur...

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    Schon die ersten Szenen von „Zone 414 – City Of Robots“ saugen einen regelrecht ein in diese düstere Zukunftswelt. Zu unheilvoll treibenden, knarzenden Synthesizer-Sounds schwebt die Kamera über das zischende Industriegebiet einer nächtlichen Megacity. Nicht nur in diesem fast schon unverhohlenen Zitat ist das große Vorbild „Blade Runner“ von 1982 unverkennbar. Auch wenn Jane sich in einer langen Kameraeinstellung in ihrem weitläufigen, mit Kreidebüsten kunstvoll eingerichteten und mit ausladenden, eiförmigen Lampenschirmen gelb illuminierten Loft entkleidet, während durch die Fenster unentwegt die Suchscheinwerfer kreisen, weckt das Assoziationen an die unverkennbaren Art-déco-Kulissen desstilbildenden Science-Fiction-Klassikers von Ridley Scott.

    Auf Dauer einfach viel zu sauber

    Der größte Unterschied zum Vorbild: Andrew Baird bügelte gemeinsam mit „Game Of Thrones“-Ausstatter Barry Caddell jeglichen Dreck und Gebraucht-Look aus seinen wie aus dem Ei gepellten Interieurs. Aber diese Generalüberholung tut ihnen gar nicht gut – denn so wirken sie zuweilen so leblos wie die geschniegelten Katalogfotos eines futuristischen Einrichtungshauses. Ein besonders auffälliges Beispiel ist der stark abgedunkelte Herrensalon, in dem der Androiden-Schöpfer Marlon Veidt seine Gäste empfängt:

    Das an ein Museum erinnernde Zimmer ist mit zahlreichen klassischen Gemälden vollgestopft, dazu steht neben der metrisch schlagenden Standuhr aber auch noch ein Röhrenmonitor. Aber dieses stilistische Spiel mit analog und digital wird durch die gedimmten 08/15-Stehlampen aus dem Möbelmarkt wieder zunichte gemacht. Die Gemächer von – und dieser Vergleich drängt sich natürlich sofort auf – Replikanten-„Vater“ Eldon Tyrell in „Blade Runner“ zelebrierten die analoge Insel in der dystopischen Zukunftswelt mit flackernden Kerzenlichtern und Antikmöbeln da doch wesentlich stimmiger.

    Guy Pearce spielt den üblichen Film-noir-Detektive leider ohne weitergehende interessante Eigenheiten.

    Darüber hinaus folgt „Zone 414 – City of Robots“ dem simpel gestrickten und dabei – inklusive der üblichen Liebesgeschichte – nur wenige Überraschungen aufbietenden Skript von Bryan Edward Hill, der aktuell an einer Fortsetzung von „Power Rangers“ arbeitet. Gehaltvolle ethische Fragestellungen um die Menschenwürde von Maschinen (wie beim Besuch von Sadist George, der auch empfindende Androiden als Spielzeuge betrachtet) werden dabei nur angerissen, aber nicht vertieft.

    So bleibt leider auch das tiefe Dilemma von Jane nur in Andeutungen (und aufgeschlitzten Pulsadern, unter denen sich elektronische Bauteile befinden) stecken. Die vor allem für ihre toughen Rollen bekannte Matilda Lutz (wie etwa im Rachethriller „Revenge“) kann das tragische Potenzial ihrer nach mehr Menschlichkeit strebenden Androiden-Figur dann auch längst nicht so ausschöpfen wie etwa Haley Joel Osment als junger David in Steven Spielbergs „A.I. - Künstliche Intelligenz“. Guy Pearce („Memento“) indes wird als typischer Noir-Ermittler schauspielerisch nicht viel mehr abverlangt, als dass er humorlos mit stets demselben grimmigen Gesichtsausdruck durch die futuristischen Kulissen stapft.

    Fazit: Der nur mit wenigen Actionszenen aufwartende Sci-Fi-Thriller „Zone 414 – City Of Robots“ erinnert in seinen besten Momenten zwar an Ridley Scott Genre-Klassiker „Blade Runner“. Aber die phasenweise verdammt gutaussehenden Sets täuschen nur so weit über den mauen Inhalt hinweg: Unter der schicken Oberfläche gelingt es dem überraschungsfreien Drehbuch und den unterforderten Schauspieler*innen nicht, dem Publikum irgendetwas wirklich Frisches zu bieten.

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