Old Guy - Alter Hund mit neuen Tricks
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
2,0
lau
Old Guy - Alter Hund mit neuen Tricks

Belfast sehen… und sterben?

Von Lutz Granert

Mit einer Handvoll Chuck-Norris-Witzen und mal mehr, mal weniger gut gealterten Action-Stars, die nicht nur mit ihren Knarren, sondern auch mit ihren selbstironischen Pointen meistens ins Schwarze trafen, sorgte „Expendables 2“ 2012 nicht nur bei Genre-Fans für launige Unterhaltung. Kein Wunder also, dass das 100 Millionen Dollar teure Action-Spektakel weltweit das Dreifache seiner Produktionskosten wieder einspielte. Es war der letzte große Hit für Regisseur Simon West, der nach dem (unverdienten!) Flop des Jason-Statham-Vehikels „Wild Card“ (2015) zumindest in den USA keine weitere prestigeträchtige Produktion mehr verwirklichen konnte und sein Glück nach von der Kritik verrissenen Filmgurken wie „Stratton“ oder „Gun Shy“ deshalb zwischenzeitlich im chinesischen Actionkino („Skyfire“, „The Legend Hunters“) suchte.

Nun ist der gebürtige Brite zurück in seiner Heimat – und zwar mit einer Action-Komödie, in der dieses Mal keine Truppe von Söldnern, sondern ein inzwischen etwas eingerosteter Auftragskiller kurz vor der Rente steht. Wer beim Blick auf die hochkarätige Besetzungsliste – mit dem zweifachen Oscar-Preisträger Christoph Waltz („Django Unchained“) und Action-Heroine Lucy Liu – ein schwarzhumoriges Gag-Feuerwerk wie bei der thematisch ähnlich gelagerten Killer-Komödie „Brügge sehen… und sterben?“ erwartet, wird allerdings enttäuscht: Müde Gags und öde Shootouts sorgen bei „Old Guy – Alter Hund mit neuen Tricks“ selbst in den besseren Momenten für einen maximal mittelprächtigen Spaß-Faktor.

Christoph Waltz und Cooper Hoffman haben sichtlich Spaß – leider springt der Funken zum Publikum aber nicht so recht über. SquareOne Entertainment
Christoph Waltz und Cooper Hoffman haben sichtlich Spaß – leider springt der Funken zum Publikum aber nicht so recht über.

Endlich kann die Schiene ab: Der an Arthritis in seiner Hand leidende Mafia-Auftragskiller Danny Dolinski (Christoph Waltz) darf endlich wieder seinem blutigen Job nachgehen. Nur bekommt er von seiner Chefin Opal (Ann Akinjirin) den jungen und wilden Nachwuchskiller Wihlborg (Cooper Hoffman) zur Seite gestellt. Zusammen mit Dannys Freundin, der Nachtclub-Besitzerin Anata (Lucy Liu), bricht das ungleiche Duo zur Eliminierung der nächsten Ziele nach Belfast auf. Doch dort landet das Trio schon bald unverhofft selbst auf der Abschussliste ihrer geheimnisvollen Organisation...

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Mit brauner Lederjacke, Schnauzbart und – zumindest in der deutschen Fassung, in der er sich selbst synchronisierte – reichlich Wiener Schmäh gibt Christoph Waltz ein schon optisch arg aus der Zeit gefallenes Auftragskiller-Fossil, das – wenig altersgerecht – trotzdem noch immer ekstatisch auf Electro-Partys abhottet. Nicht weniger dick aufgetragen stellt Cooper Hoffman („Licorice Pizza“) mit lackierten Fingernägeln, Straight-Edge-Lebensweise und kunterbunten Klamotten so ziemlich alle Stereotype von althergebrachter Männlichkeit infrage. Klar prallen hier arg überzeichnete Figurenklischees aufeinander – aber die beiden Stars agieren derart spielfreudig, dass auch ihre zum Teil plump geratenen Kabbeleien durchaus vergnüglich sind.

Abseits dieses grellen und wenig subtil ausgetragenen Generationenkonflikts schlägt Greg Johnson („The Last Son“) in seinem überraschungsarmen Skript aber auch ernstere Töne an, etwa wenn beide eine ganz eigene Meinung zu Kollateralschäden haben, besonders was Kinder angeht. Für Lucy Liu („Red One – Alarmstufe Weihnachten“) bleibt dabei nur ein undankbarer Part über: Als hübsches Beiwerk darf sie sich in einem neuen Kleid in Schale schmeißen und in Belfast eine alte (Sex-)Bekanntschaft im Restaurant treffen. Zum Fortgang des dünnen, dahinplätschernden Plots trägt das alles aber herzlich wenig bei.

Im Gegensatz zu seinem jungen Kollegen hält Danny Dolinski (Christoph Waltz) nichts davon, notfalls auch Kindern den Garaus zu machen. SquareOne Entertainment
Im Gegensatz zu seinem jungen Kollegen hält Danny Dolinski (Christoph Waltz) nichts davon, notfalls auch Kindern den Garaus zu machen.

Das größte Problem von „Old Guy – Alter Hund mit neuen Tricks“ ist sein geringes Tempo. Dass ein konspiratives Treffen ausgerechnet auf den Rängen einer Windhund-Rennbahn stattfindet, entbehrt da nicht einer gewissen Ironie. Und auch, dass viele besonders behäbige Szenen mit vorwärtstreibenden Jazz-Improvisationen oder gleich knalligen Rock-Passagen unterlegt sind, ist eher bemüht als hilfreich. Spannung kommt bei den meisten Mordaufträgen in den Reihen hochrangiger Syndikats-Mitglieder so jedenfalls nicht auf. Denn obwohl die zahlreichen Schwierigkeiten mit Leibwächtern und Überwachungskameras bei Einsätzen etwa auf einem Golfplatz oder in einem Haus am Meer groß angeteasert werden, spielen sie vor Ort keine wirkliche Rolle mehr. Da wird den Zielen dann ohne potenziell Spannung generierende Montagen eher unspektakulär in kurzen Shoot-Outs das Licht ausgeknipst.

Zumindest eine längere Actionsequenz, in der Dolinski für ein gelingendes Ablenkungsmanöver tief in die Trickkiste greift, gibt es dann aber doch noch. Aber auch diese erweist sich aufgrund ihrer sichtbaren Low-Budget-Ästethik als herbe Enttäuschung. Sogar das große Finale mit sattem Bodycount findet in einem lieblos-billig eingerichteten Kaufhaus-Set statt, das durch gedimmtes Licht und geringe Farbsättigung nur noch hässlicher wirkt. Aber das ist inzwischen wohl eben die Realität des inzwischen 63-jährigen Action-Maestros: Die Zeiten, in denen Simon West in Hollywood explosive Big-Budget-Feuerwerke wie „Con Air“ oder „Lara Croft: Tomb Raider“ abfackeln konnte, sind (vermutlich) endgültig vorbei – auch wenn er mit B-Produktionen wie „Bride Hard“ im Köcher offenbar noch immer nicht an die Action-Rente denkt.

Fazit: Eine Action-Komödie, der es deutlich an Action, Drive und gelungenen Pointen mangelt. Selbst mit einem gut aufgelegten Christoph Waltz als Arthritis-Auftragskiller schafft es Simon West in „Old Guy – Alter Hund mit neuen Tricks“ nicht, an seine früheren Hollywood-Erfolge anzuknüpfen.

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