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    Heute läuft einer der größten Sci-Fi-Blockbuster der 80er im TV – doch kaum jemand kennt diesen filmgewordenen Wahnsinn!
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Fasziniert und berührt werden, aber auch ein stückweit über sich selbst erfahren – darin besteht für Daniel die Magie des Kinos.

    Es ist mal wieder so weit: Nach „Tammy And The T-Rex“ bringt „SchleFaZ“ auch diese Woche ein echtes Unikat auf die heimischen Bildschirme: „Megaforce“ ist eine Ausnahmeerscheinung, die einem Einhorn mit zwei Hörnern gleichkommt.

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    Oliver Kalkofe und Peter Rütten zelebrieren in ihrem Kultformat „SchleFaZ“ seit Jahren die schlechtesten Filme aller Zeiten. Vergangene Woche ging die 150. Episode über die Bühne, in der man sich mit „Tammy And The T-Rex“ einem wahrlich würdigen Jubiläumsfilm widmete – findet jedenfalls der Autor dieses Artikels. Der aber auch für Folge 151, die heute Abend ausgestrahlt wird, eine uneingeschränkte Empfehlung abgeben kann. Zumindest für Filmfans, die Kino vor allem dann lieben, wenn es zum Kuriositätenkabinett mutiert:

    Am 21. April 2023 (ab 22.10 Uhr) geht es in „SchleFaZ“ dem Science-Fiction-Unikum „Megaforce“ an den Kragen – natürlich bei Tele 5.

    Nun können wir uns durchaus vorstellen, dass ihr noch nie von „Megaforce“ gehört habt. Schließlich hat der Film bereits 40 Jahre auf dem Buckel – und man könnte es sämtlichen Beteiligten wahrlich nicht verdenken, wenn sie seitdem alles in ihrer Macht Stehende versuchten, um dieses Machwerk unter den Teppich zu kehren. Zum Glück aber gibt es Oliver Kalkofe und Peter Rütten, die gar nicht daran denken, vor der Vergangenheit wegzulaufen – und ihr Publikum an der Aufarbeitung cineastischer Traumata teilhaben lassen:

    "Megaforce": Mega-Blockbuster zwischen "E.T.", "Rambo" & Co.

    „Megaforce“ erzählt die Geschichte einer von General Ace Hunter („Rocky Horror Picture Show“-Star Barry Bostwick) angeführten Spezialeinheit, die stets zur Hilfe eilt, wenn Menschen oder gar ganze Nationen in Gefahr sind. Als der finstere Guerrera (Henry Silva) eines Tages die demokratische Freiheit des Wüstenvolkes Sardun bedroht, zögern Ace Hunter und Co. also keine Sekunde. Einmal mehr ist es an der Zeit für die Megaforce, mit explosiver Durchschlagskraft und purer Waffengewalt die Welt zu retten!

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    „Megaforce“: Action-Exzess ohne Rücksicht auf Verluste

    Das klingt erst einmal nach einem klassischen 08/15-Heldenabenteuer. Oder aus Studio-Sicht: nach einem Film, der ein größtmögliches Publikum anspricht, das größtmöglichen Profit verspricht. Überzeugt von einem riesigen Erfolg, nahmen die Macher unglaubliche 20 Millionen Dollar in die Hand, was „Megaforce“ zu einem der teuersten Filme des Jahres 1982 machte. Wird schon schiefgehen! Aber es ahnte wohl niemand wie schief.

    Aber wie viel Geld waren 20 Millionen Dollar nun eigentlich in den frühen 80ern? Macht das den Film tatsächlich zu einer Großproduktion, einem Blockbuster? Nun, zur Veranschaulichung: Der Film war teurer als jede Menge Kult-Klassiker aus demselben Jahr, wie etwa:

    Am Ende sprangen an den weltweiten Kinokassen allerdings nur magere 5,7 Millionen Dollar raus. Über 40 Jahre später kräht kein Hahn mehr danach – wie auch läppische 4.000 abgegebene Stimmen bei der IMDb beweisen. Aber wer hatte nun Schuld an dem historischen Flop? Die vier (!) Drehbuchautoren, die die Geschichte eines Fünften in Form brachten? Regisseur Hal Needham, der ursprünglich ja eigentlich Stuntman war und das vielleicht am besten auch geblieben wäre? Oder schlicht die Tatsache, dass „Megaforce“ ganz, ganz viel von allem bietet – ohne dass es auch nur zu irgendwas führen würde? Egal. Hauptsache, es knallt! Und wie es knallt...

    Ein Muss für Fans von "Team America"

    Wer sich nun fragt, wo die Millionen überhaupt hingeflossen sind, dann ist der Cast rund um Hauptdarsteller Barry Bostwick, „Warriors“-Kultstar Michael Beck und „Knight Rider“-Legende Edward Mulhare nur ein Teil der Antwort. Egal ob bloß nur nicht durchdacht, völlig sinnbefreit oder fast schon aggressiv bescheuert – in „Megaforce“ regieren nicht nur inhaltlich, sondern auch inszenatorisch Chaos, Krieg und Spektakel. Und Spektakel kostet heute wie damals nun mal eine Stange Geld.

    Hier eine Explosion, da ein durch die Lüfte sausendes Motorrad und Panzer so weit das Auge reicht – und dann ist da natürlich noch der futuristische Fuhrpark, der eine volle Million verschlungen haben soll. Nicht zu vergessen: der revolutionäre Einsatz der Introvision-Technologie. All das verschlingt Unmengen an Geld, mit dem die Macher ähnlich sorgsam umgingen wie Ace Hunter und seine Gefährten mit ihren Waffen. Das Ergebnis: eine ausufernde Materialschlacht, wie es sie fast kein zweites Mal gibt. Fast...

    Trey Parker und Matt Stone sind bekennende „Megaforce“-Enthusiasten und orientieren sich mit ihrem legendären Marionetten-Action-Kracher „Team America“ stark an der explosiven Vollkatastrophe. Der Film diente als Blaupause für die hemmungslos-unverschämte Satire und stand nicht nur Pate für die titelgebende Spezialeinheit und ihre heiklen Missionen, bei denen sie die Erde nach und nach zu Kleinholz verarbeiten. Einige Szenen, in denen die Retter der Welt ohne Rücksicht auf Verluste für das Gute eintreten, wurden sogar (mehr oder weniger) 1:1 übernommen.

    Und für alle, die sich nun fragen, wie sich dieser Kreis nun schließt: Es ist schon Ironie, dass an dem Vorbild des wohl berühmtesten Puppenfilms der Hollywood-Geschichte ausgerechnet einer der größten Hersteller der Spielzeugindustrie beteiligt war. Denn Mattel zeichnete sich für sämtliche Kostüme des Films verantwortlich – natürlich inklusive des Outfits von Ace Hunter, das in den 80ern sicherlich auch in dem ein oder anderen Aerobic-Video landete und selbst George Clooneys Nippel-Gedächtnis-Anzug aus „Batman & Robin“ ziemlich alt aussehen lässt. Oder zumindest weniger beschissen. Immerhin aber lässt „Megaforce“ keine Zweifel aufkommen, ob sein Held nun Rechts- oder Linksträger ist. Und… das ist doch auch was?

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    Ace Hunter: Der geborene Held – oder doch eher Aerobic-Trainer?

    Doch keine Sorge, die Kulissen brauchen sich vor den Kostümen nicht zu verstecken. Wenn etwa gleich zu Beginn erstmal vollkommen willkürlich ein Raketenangriff gestartet wird, erinnern die zerbombten Gebäude an das japanische Monster-Kino der 50er- und 60er-Jahre – oder eben auch an „Team America“. Aber egal, muss ja auch nicht echt aussehen. Und Sinn ergeben schon gar nicht.

    Denn auch wenn es im Laufe des Films sogar heißt „There is a reason for everything we do“, lässt man das Publikum am Ende dann doch rätselratend zurück, warum für den Weltfrieden denn nun eigentlich alles in Schutt und Asche gelegt werden musste, was der Megaforce so vor die Flinte läuft. Andererseits waren wir ja auch noch nie in Sardun. Vielleicht regelt man dort seine Angelegenheit auch einfach so...

    SchleFaZ kehrt mit Oberhammer zurück – und zeigt legendären Kult-Splatter zum ersten Mal ungekürzt in Deutschland!
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