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    Netflix kündigt "Dahmer"-Fortsetzung an – doch passt die neue Story wirklich?
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Schaut Serien am liebsten bei Streaming-Diensten wie Netflix, AppleTV+, Disney+ oder Prime Video. Seine besten Serien 2023 sind "The Bear", "Shrinking" und "Star Wars: The Bad Batch".

    Unter dem Überbegriff „Monster“ geht es auf Netflix Serienkillern auf den Grund. Nachdem die Serie über Jeffrey Dahmer ein riesiger Erfolg war, steht nun fest, worum es in der Fortsetzung geht. Doch passt diese wirklich unter den „Monsters“-Titel?

    Wie ein Teaser und die offizielle Ankündigung verraten, wird sich die Fortsetzung des Netflix-Mega-Erfolgs „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ auf die Brüder Lyle und Erik Menéndez konzentrieren. Diese ermordeten 1989 gemeinsam ihre Eltern. Nachdem sie 1990 verhaftet wurden, folgten aufsehenerregende Prozesse, die sogar im TV übertragen wurden und erst 1996 in einer Verurteilung zu lebenslangen Freiheitsstrafen ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung mündeten.

    Wie schon bei der „Dahmer“-Serie sind Ryan Murphy und Ian Brennan auch für die Umsetzung von „Monsters: The Lyle And Erik Menendez Story“ verantwortlich. Erneut will Netflix die Serie auch durch mindestens ein begleitendes Doku-Format ergänzen. Der Streamingdienst kündigte bereits an, dass man dafür exklusiven Zugang zu den Menéndez-Brüdern habe und diese vor die Kamera bekommen wird.

    Über das Casting für die Netflix-Serie ist noch nichts bekannt. 2024 wird die Serie zum Streamingdienst kommen – der übrige Text ist nun eine persönliche Meinung des Autors dieser Zeilen über die Themenauswahl, die sehr unpassend für den „Monster“-Titel scheint, aber trotzdem Stoff für eine komplexe Serie sein könnte.

    Meinung: Die Menéndez-Brüder sind nicht Jeffrey Dahmer!

    Es erscheint logisch, dass Netflix dem berüchtigten Jeffrey Dahmer mit einer Geschichte folgen will, die für ähnliche Schlagzeilen sorgte, ähnlich intensiv diskutiert wird und berühmt ist. Die Geschichte der Menéndez-Brüder erfüllt dies. Sie gehört zu den Mordprozessen mit der höchsten Aufmerksamkeit in den USA. Wenn am Ende von „Natural Born Killers“ Oliver Stone mehrere Schnipsel der TV-Berichterstattung über echte Kriminalfälle aneinanderreiht, sind auch Ausschnitte der Menéndez-Brüder Teil seiner Medienkritik über die Glorifizierung solcher Mordtaten durch die Massenmedien. Doch die Menéndez-Brüder unterscheidet dabei viel von einem Jeffery Dahmer.

    Dahmer war ein Serienmörder, hat über ein Dutzend ihm wildfremder Menschen ermordet. Die Menéndez-Brüder haben zwei Morde begangen – sie haben ihre Eltern getötet. Auch wenn die Jury in ihrer finalen Verurteilung zu dem Schluss kam, dass sie dies taten, um an das Geld ihrer Eltern zu kommen (und sie in den Monaten nach den Taten auch sehr viel davon ausgaben), verteidigten sie sich immerzu mit einer Notwehr-Situation. Sie behaupteten, von ihren Eltern ihr Leben lang auf die unterschiedlichsten Arten misshandelt worden zu sein. Erik, der jüngere der Brüder, sei vom Vater sexuell missbraucht worden. Als sie drohten, dies öffentlich zu machen, habe der Vater gedroht, sie zu töten. Sie seien ihm nur zuvorgekommen. Das Geld habe bei der Tat keine Rolle gespielt.

    Die Menéndez-Story: Ein so interessantes wie komplexes Thema

    Es gibt sehr viele Indizien, die dafür sprechen, dass es den Missbrauch wirklich gab – auch wenn dann natürlich offen ist, ob er oder nicht doch das Geld oder beides zusammen das Motiv für die Taten waren. Für die Jury spielte der Missbrauch damals keine Rolle. Vor Gericht argumentierte ein Staatsanwalt in einem der vielen Verfahren sogar, dass die Geschichte gar nicht stimmen könne, weil es keine Vergewaltigungen an Männern gebe. Es gibt also unglaublich viel, was man in einer sehr komplexen Serie ergründen kann …

    … mit der Gefahr, dass halt wenig davon gesichert ist und man sich zwangsläufig auf eine Seite schlagen muss. Folgt man den Aussagen und Beteuerungen zweier Mörder und übernimmt ihre Erklärung der Taten? Oder schreibt man die bisherige offizielle Version der Geschehnisse fort, auch wenn recht klar ist, dass diese nicht die ganze Geschichte erzählt. Dazwischen zu navigieren ist keine einfache Sache, die „Monsters: The Lyle And Erik Menendez Story“ zu einer sehr diffizilen Angelegenheit macht, die aber gleichzeitig ungemein spannend ist.

    Was aber so oder so meiner Ansicht nach sehr problematisch bleibt, ist der Titel. Es mag sich am Ende in der Netflix-Serie herausstellen, dass die „Monsters“ aus dem Serientitel die Eltern und nicht die Brüder sind, aber der komplette Titel „Monsters: The Lyle And Erik Menendez Story“ bezieht sich natürlich auf die beiden verurteilten Mörder.

    Vor allem setzt dieser Titel sie allein schon durch den Status der neuen Serie als Fortsetzung oder zweite Staffel von „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ in eine direkte Linie zu Jeffrey Dahmer. Dass dies ein höchst problematischer Vergleich ist, sollte nach diesen Zeilen hoffentlich klar sein. Da wäre es meiner Ansicht nach besser gewesen, die „Menendez-Story“ nicht unter dem „Monsters“-Dach, sondern in einer eigenständigen Serie zu erzählen und sich bei der nächsten „Monsters“-Geschichte lieber einem der vielen Serienkiller zu widmen, die besser in eine Linie zu Jeffrey Dahmer passen.

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