Mein Konto
    "Es Männern ungemütlich machen": Das steckt wirklich hinter dem Shitstorm gegen "Star Wars 10"
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Seit Tagen tobt aus verschiedenen Kreisen ein Shitstorm gegen Lucasfilm, Disney, „Star Wars 10“ und Regisseurin Sharmeen Obaid-Chinoy. Wer allerdings genauer hinschaut, sieht, dass es nur ein orchestriertes Lüftchen ist. Wir haben die Hintergründe.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    Es fing mit einem Tweet von Matt Walsh auf X (früher: Twitter) an und wer den Namen kennt, dürfte schon wissen, dass man mit weiterer Verbreitung vorsichtig sein muss. Walsh ist ein stramm rechter Polit-Kommentator und Aktivist, der sich vor allem gegen die LGBTQ+-Bewegung und Transgender-Rechte positioniert. Vor einer knappen Woche teilte er nun einen kurzen Videoausschnitt auf X, der Regisseurin Sharmeen Obaid-Chinoy auf einem Panel zeigt. In dem kurzen Clip sagt die Regisseurin, die demnächst das häufig als „Star Wars 10“ bezeichnete Projekt mit Daisy Ridley als Rey Skywalker inszenieren wird: „Ich mag es, es für Männer ungemütlich zu machen. Ich habe Spaß daran, es Männern ungemütlich zu machen.“

    Walsh versah seinen Tweet mit der Bemerkung, dass hier die „feministische Regisseurin des nächsten ,Star Wars'-Films“ über ihr Ziel spreche, 'es Männern ungemütlich zu machen' und prophezeite jetzt „Disneys größten Flop“. Der Tweet fand schnell Widerhall. Disney und Lucasfilm wurden aufgefordert, „Männerhasserin“ Obaid-Chinoy zu feuern, „Star Wars“ sei für alle Geschlechter da. Vor allem der rechte US-Senator Ted Cruz befeuerte den Shitstorm, in dem er die Aussage noch weiterdrehte: „Hm. Disney kündigt an, dass sie nicht wollen, dass Männer (oder Jungs, vermutlich) den nächsten 'Star Wars'-Film schauen.“

    Doch ihr habt es euch wahrscheinlich schon gedacht. Die ganze Aufregung ist inszeniert und konstruiert - und zwar nicht nur, weil Obaid-Chinoy hier gar nicht über „Star Wars“ redet. Ihre Aussage ist auch völlig aus dem Kontext gerissen.

    Die wahre Herkunft des 8 Jahre alten Zitats

    Das von Walsh ursprünglich aufgegriffene Video stammt aus einer acht (!) Jahre alten Podiumsdiskussion – also aus einer Zeit, in der die Regisseurin wahrscheinlich noch nicht einmal davon geträumt hat, eines Tages einen „Star Wars“-Kinofilm zu machen. Moderiert von Jon Stewart spricht Sharmeen Obaid-Chinoy hier mit Schauspielikone Meryl Streep und Regisseurin Ava DuVernay („Selma“). Obaid-Chinoy reagiert auf eine Frage von Stewart.

    Dieser knüpfte an jene Projekte an, welche bei der Veranstaltung eine Rolle spielten, u. a. Meryl Streeps „Suffragette“ sowie die Doku-Serien-Episode „Ho Yaqeen: Syeda Fatima“. Viele Männer seien darin „Arschlöcher“. Obaid-Chinoys nun viel zitierter Satz ist auf der einen Seite eine spaßige Replik auf diese Aussage. Die Regisseurin schiebt sogar nach, dass sie gar nicht Männer wie Stewart meint. Zudem wird im Kontext auch klar, wo der ernste Kern ist, für welche Männer es ungemütlich werden soll.

    Ein Angriff auf brutale Strukturen

    Schaut man nämlich nicht nur den Mini-Ausschnitt, sondern das ganze Video der Diskussionsrunde an, wird klar, was Obaid-Chinoy meint – gerade wenn man auch noch das Schaffen der mehrfach preisgekrönten Filmemacherin betrachtet. In vielen Werken greift sie brutale Machtstrukturen an.

    In dem bei jener Diskussionsrunde besprochenen „Ho Yaqeen: Syeda Fatima“ geht es um eine Frau, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, moderne Arbeitssklav*innen (übrigens vor allem auch männliche) aus ihren miserablen Bedingungen zu holen. Kurz vor dem viel diskutierten Austausch wird eine Szene gezeigt, in der Syeda Fatima einen Mann konfrontiert, der seine Arbeiter*innen ausbeutet und sie mit einer Peitsche verprügelt. Der Mann zeigt sich bei der Konfrontation völlig uneinsichtig. Natürlich habe er das Recht, zu schlagen. Schnell fühlt sich für den Mann die Diskussion aber sehr ungemütlich (!) an – auch weil ihm nicht nur eine einzelne Frau gegenüber steht, sondern das ganze Kamerateam.

    Einen ihrer bislang zwei Oscars gewann Obaid-Chinoy für den Dokumentarfilm „A Girl in the River: The Price of Forgiveness“. Darin geht es um eine junge Frau, die einen Ehrenmordanschlag ihres Vaters und ihres Onkels überlebt hat. Genau über solche Männer wie die ganz realen „Bösewichte“ in „A Girl In The River“ oder den hier in „Ho Yaqeen“ auftretenden Mann spricht die Regisseurin, wenn es darum geht, es „ungemütlich für Männer“ zu machen.

    Dass Filme ungemütlich für einen Teil des Publikums sein können und teilweise auch bewusst sein sollen, ist übrigens auch abgesehen davon keine Neuerung. Es ist allerdings oft bezeichnend, wenn bestimmte Leute einen Film „ungemütlich“ finden. Und es ist bezeichnend, wer sich nun von diesen alten Aussagen, die auf ein Frauen unterdrückendes System abzielen, in dem diese nicht nur kaum Rechte haben, sondern sogar um ihr Leben fürchten müssen, angegriffen fühlt. Und es ist schon perfide, wie die Worte hier wohl bewusst aus dem Kontext gerissen wurden, um einen Shitstorm zu orchestrieren.

    Vor "Star Wars 10" kommt "The Mandalorian & Grogu"

    Bis wir sehen, was Sharmeen Obaid-Chinoy mit ihrem „Star Wars“-Abenteuer wirklich erzählt, müssen wir uns noch gedulden. Die allererste Regisseurin hinter einem Kinoabenteuer aus der legendären Saga steckt aktuell mittendrin in den Vorbereitungen. Lange Zeit wurde vermutet, dass der Quasi-„Star Wars 10“ der nächste Film aus der weit, weit entfernten Galaxis sein würde, der in die Kinos kommt. Doch inzwischen ist klar, dass ein anderer „Star Wars“-Film wohl zuerst das Licht der Kinosäle erblicken wird: „The Mandalorian & Grogu“.

    Lucasfilm hat bestätigt, dass der „The Mandalorian“-Spielfilm von Jon Favreau, der womöglich statt einer vierten Staffel der gleichnamigen Serie kommt, bereits dieses Jahr in Produktion geht. Damit ist ziemlich sicher, dass sich „The Mandalorian & Grogu“ den nächsten angekündigten „Star Wars“-Kinostart am 21. Mai 2026 schnappen wird.

    "Star Wars"-Überraschung! "The Mandalorian"-Kinofilm kommt früher als gedacht – und der Titel verspricht ein Fest für Grogu-Fans

    Einen weiteren „Star Wars“-Kinostart hat Disney dann nur wenige Monate später terminiert - am 18. Dezember 2026. Es ist wahrscheinlich, dass der Skywalker-Film von Sharmeen Obaid-Chinoy dann an diesem Datum herauskommen wird. Das passt auch gut ins Bild, denn zuletzt hatten die Filme der Skywalker-Saga ebenfalls Dezember-Starts. Offizielle Bestätigungen von Disney stehen allerding noch aus.

    Für Obaid-Chinoys „Star Wars“-Projekt kehrt Daisy Ridley als Rey Skywalker zurück. Rund 15 Jahre nach den Ereignissen in „Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers“ macht sie sich daran, den Jedi-Orden wieder aufzubauen und das Versprechen zu erfüllen, welches sie Luke Skywalker gegeben hat. Laut diversen Gerüchten wird Ridley dabei zwar eine wichtige Rolle spielen, aber womöglich nicht die Hauptrolle.

    Die richtige "Star Wars"-Reihenfolge: Alle Filme, Serien etc. in der kompletten Timeline (schon mit "The Acolyte")
    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top