Ein Marvel-Comeback, das es in sich hat: So gut ist "Daredevil: Born Again" wirklich!
Markus Trutt
Markus Trutt
-Redakteur
Das Mammut-Projekt MCU hat Markus bis heute in seinem Bann, sodass er alles, was Film und Serie dazu hergeben, genüsslich aufsaugt.

Über sechs Jahre nach dem Netflix-Aus von „Daredevil“ setzt „Daredevil: Born Again“ die beliebte Marvel-Serie auf Disney+ fort. Wir haben alle Folgen vorab gesehen und verraten euch in unserer Kritik, ob die Klasse von damals erreicht werden kann.

Mit der „Daredevil“-Serie machte Netflix 2015 die viel gescholtene Live-Action-Adaption der beliebten Marvel-Comics mit Ben Affleck als blindem Anwalt und Verbrechensbekämpfer schnell vergessen. Kompromisslos, rau, komplex und mit halsbrecherischer Action: „Daredevil“ erfreute sich weltweit größter Beliebtheit und lieferte uns mit Charlie Cox und Vincent D’Onofrio DIE Idealbesetzungen für Titelheld Matt Murdock und seinen Rivalen Wilson Fisk.

Umso härter traf es die vielen Fans, als nach Staffel 3 überraschend das Aus der Serie verkündet wurde (primär wohl wegen der hohen Lizenzgebühren, die Netflix für die Produktion an Marvel zahlen musste). Dennoch gab es schon damals die leise Hoffnung, dass Cox und D’Onofrio unter Disney-Schirmherrschaft eines Tages in ihre Paraderollen zurückkehren werden. Und 2021 war es dann tatsächlich für beide so weit, wenn auch mit kleineren Parts und getrennt voneinander (in „Spider-Man: No Way Home“ respektive „Hawkeye“). Doch der Weg für ein vollwertiges Revival war geebnet – und erblickt gut drei Jahre später jetzt das Licht der Welt auf Disney+.

Doch kann die Nachfolgeserie „Daredevil: Born Again“ mit dem damaligen Netflix-Highlight mithalten und als vollwertiger Teil des sonst meist jugendfreien MCU auch in Sachen Härte ähnlich abliefern? Die Antwort ist ein klares „Ja!“ – obgleich man „Born Again“ die abenteuerliche Produktionsgeschichte bisweilen durchaus anmerkt...

Das Ende von Daredevil

Bei Tag sorgt Matt Murdock (Charlie Cox) nach wie vor zusammen mit seinen Freunden Foggy Nelson (Elden Henson) und Karen Page (Deborah Ann Woll) vor Gericht für Gerechtigkeit, während er des Nachts als maskierter Rächer Daredevil die Straßen seines New Yorker Viertels Hell’s Kitchen sauber hält. Doch ein schwerer Schicksalsschlag lässt Matt sein Helden-Dasein an den Nagel hängen.

Ausgerechnet zu dieser Zeit hegt Matts alter Erzfeind Wilson Fisk (Vincent D‘Onofrio) ernsthafte Ambitionen, zum neuen Bürgermeister von New York zu werden und somit noch mehr Macht zu bekommen, um die Stadt nach seinen Wünschen zu formen. Das kann Matt natürlich nicht einfach so hinnehmen – und so ist eine erneute Konfrontation zwischen Daredevil und dem Kingpin bald unvermeidlich...

Wie die 4. Staffel von "Daredevil"

Im Vorfeld herrschte bis zuletzt etwas Unklarheit darüber, inwieweit „Daredevil: Born Again“ nun wirklich die Netflix-Serie von damals fortsetzt oder vielmehr sein eigenes Ding macht. Daher wollen wir einmal ganz klar festhalten: „Born Again“ fühlt sich in der Tat wie eine vierte Staffel der originalen Serie an. Die vorangegangenen Ereignisse und ihre Akteure haben weiterhin Relevanz, viele altbekannte Figuren treten erneut auf – ohne dass sich „Born Again“ groß mit ungelenken Erklärungen dazu aufhält.

Somit wird die neue Geschichte, die dann auch ohne Vorwissen funktioniert, nicht unnötig ausgebremst. Fans des alten „Daredevil“ haben dabei aber natürlich eine wesentlich stärkere Bindung zu den Figuren, weshalb bei ihnen gewisse Entwicklungen für einen größeren Effekt sorgen dürften als bei völligen Neulingen.

Daredevil: Born Again
Daredevil: Born Again
Starttermin 2025-03-04
Serie: Daredevil: Born Again
Mit Charlie Cox, Vincent D'Onofrio, Margarita Levieva
User-Wertung
3,7
Auf Disney+ streamen

Das wird gleich im grandiosen Serien-Auftakt deutlich. Während wir hier zunächst noch ein kurzes herzliches Wiedersehen mit mehreren Wiederkehrern bekommen, bricht ohne lange zu fackeln schnell eine Tragödie in Matts Leben ein. Was folgt, sind mit die intensivsten zehn Minuten, die das (aktuell etwas strauchelnde) MCU in seiner bald 20-jährigen Geschichte bisher zu bieten hatte, gleich nach den legendären Fingerschnipsern von Thanos und Tony Stark in „Avengers: Infinity War“ respektive „Avengers: Endgame“.

Das ist nicht zuletzt der atemlosen Inszenierung von Aaron Moorhead und Justin Benson („Loki“, „Synchronic“) zu verdanken, die nicht nur mit einem (getricksten) One-Shot (eine Hommage an die frühere Netflix-Serie), sondern auch immer wieder mit neuen originellen Ideen aufwarten kann. Nachdem man so mitten ins toll choreografierte Kampfgetümmel gestoßen wurde, kommt es regelrecht einer Erlösung gleich, wenn dann der fantastische Vorspann – inklusive vertrauter Gänsehaut-Titelmelodie – einsetzt.

Die brutalste MCU-Geschichte überhaupt

Der Einstieg spült zudem jegliche Angst, dass „Daredevil: Born Again“ bei Disney nun weichgespült wird, im Handumdrehen davon. Nachdem zuletzt schon „Echo“ und „Deadpool & Wolverine“ das MCU blutiger gemacht haben, stellt „Born Again“ das noch einmal deutlich in den Schatten, da das Ganze durch den sehr geerdeten Ansatz wesentlich stärker an die Nieren geht als etwa das überhöhte Dauergeschlitze zwischen Ryan Reynolds und Hugh Jackman.

Wie einst auf Netflix wird hier richtig kräftig ausgeteilt. Richtung Staffelfinale wird dann sogar noch eine ordentliche Schippe draufgelegt, woran neben Wilson Fisk nicht zuletzt die Rückkehr eines weiteren absoluten Fanlieblings großen Anteil hat. Der mag zwar insgesamt weniger in der Serie vorkommen, als sich das so manche*r erhofft hat, doch wenn er sich dann wieder ins Getümmel stürzt, werden im wahrsten Sinne des Wortes keine Gefangenen gemacht.

Charlie Cox und Vincent D'Onofrio bleiben ein Traumduo

Das Herzstück bleiben definitiv Matt Murdock und Wilson Fisk und ihre herrlich harmonierenden Darsteller Charlie Cox und Vincent D‘Onofrio. Nicht zuletzt über die Montage zeigt uns „Born Again“ immer wieder die Parallelen zwischen den alten Erzfeinden auf, die sich auf gewisse Weise beide von ihrer Vergangenheit lossagen, ihr letztlich aber doch nicht entkommen können. Das verleiht ihrer Dynamik einen neuen Dreh, ohne sich ganz von ihrem Kern zu lösen. Dabei sind ihre direkten Begegnungen erneut bewusst sehr rar gesät, haben dann aber eine umso größere Wirkung. Eine frühe erste Konfrontation in einem Diner erinnert gar fast schon an das legendäre und allein durch den Dialog und kleine Gesten aufgeladene Gespräch zwischen Al Pacino und Robert De Niro in Michael Manns Gangster-Meisterwerk „Heat“.

Bildet auch bei „Daredevil: Born Again“ wieder das Herzstück: die Rivalität zwischen Matt Murdock (Charlie Cox) und Wilson Fisk (Vincent D‘Onofrio) Disney und seine verbundenen Unternehmen
Bildet auch bei „Daredevil: Born Again“ wieder das Herzstück: die Rivalität zwischen Matt Murdock (Charlie Cox) und Wilson Fisk (Vincent D‘Onofrio)

Die Spannung wird daneben aber auch durch die knackige Erzählung hochgehalten (manchmal etwas zu knackig, wenn man sich vor Augen führt, wie schnell hier plötzlich Wahlen abgehalten oder neue Gesetze durchgedrückt werden, doch das muss man einfach mal schlucken). Die erste „Born Again“-Staffel ist mit neun Episoden per se schon schmaler angelegt als die 13-teiligen Netflix-Staffeln. Und auch die Folgen selbst haben im Schnitt etwas kürzere Laufzeiten. Bedeutet jedoch natürlich: Das Revival ist vorerst schneller wieder vorbei, als einem lieb ist. Zumal es sich am Ende trotz aller Highlights eher wie ein Prolog für etwas noch Größeres anfühlt. Zum Glück wird schon jetzt an der zweiten Staffel gewerkelt.

Die Reboot-Überbleibsel sind noch zu spüren

Nach der besagten Diner-Szene schleichen sich allerdings immer mal wieder Momente ein, die auf die turbulente Entstehung der Serie verweisen. Ursprünglich eher als harmloseres Reboot mit weniger Anknüpfungspunkten zum Netflix-Original konzipiert, nutzte man die Zwangspause durch die Hollywood-Doppelstreiks im Jahr 2023, um das bis dahin schon gedrehte Material zu sichten und zu dem Schluss zu kommen, dass es doch besser wäre, die Serie zu einer waschechten „Daredevil“-Fortsetzung umzumodeln.

Dafür wurden gerade der Beginn und das Ende der ersten Staffel massiv abgeändert, aber auch im Mittelteil viele Dinge ergänzt und Kämpfe neu inszeniert. Das war in allen Belangen die richtige Entscheidung, obgleich es hier und da etwas knirscht, wenn offenbar Alt auf Neu trifft. Besonders deutlich wird das an einer Folge rund um einen Banküberfall, die seltsam losgelöst vom restlichen Geschehen ist und wohl am ehesten einen Einblick darin gibt, wie die Serie vor der kreativen Generalüberholung ausgesehen hätte – einschließlich des wohl stärksten Verweises auf das größere MCU (während die Season sonst komplett auf eigenen Beinen steht). Das bleibt zwar ein nettes kleines Case-of-the-Week-Intermezzo, trägt aber nichts zur übergreifenden Handlung bei. Geschmälert wird diese dadurch jedoch auch nicht.

Fazit: So gut wie das Netflix-Original

„Daredevil: Born Again“ setzt ziemlich nahtlos da an, wo die Netflix-Serie damals aufgehört hat – und das nicht nur im Hinblick auf die Story, sondern auch in Sachen Qualität und Härte. Nachdem die Figuren nun wieder in Stellung gebracht wurden, um es so richtig krachen zu lassen, können wir die bereits bestätigte zweite Staffel jedenfalls kaum erwarten.

Die ersten zwei Folgen von „Daredevil: Born Again“ können ab dem heutigen 5. März 2025 bei Disney+ abgerufen werden. Die restlichen sieben Episoden der Auftakt-Staffel folgen dann im Wochenabstand immer mittwochs. Für Season 2 gibt es übrigens schon einen Cast-Neuzugang. Mehr dazu erfahrt ihr hier:

"Daredevil: Born Again" Staffel 2 wird bereits gedreht – und ein Kult-Slasher-Killer ist neu im Cast dabei!

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