Als 1999 die Teenie-Komödie „American Pie“ in die Kinos kam, wurde Jason Biggs über Nacht zum Star. In der Rolle des unbeholfenen Jim Levenstein, der sich in einem legendär-peinlichen Moment mit einem Apfelkuchen vergnügt, schrieb er Filmgeschichte – und wurde zum Gesicht einer ganzen Komödien-Generation. Doch nach dem immensen Erfolg der Reihe wurde es zunehmend still um den Schauspieler. Was ist aus ihm geworden?
Jason Biggs’ Auftritt in „American Pie“ markierte nicht sein Filmdebüt, wohl aber seinen Durchbruch. Der Film war ein Kassenschlager und begründete ein Franchise, das mit drei Kino-Fortsetzungen die Jahrtausendwende prägte. Biggs war stets mit dabei – und wurde untrennbar mit seiner Figur Jim verbunden.
Doch der frühe Ruhm hatte auch seine Schattenseiten. Biggs wurde in Hollywood fortan vor allem als der nervöse, etwas trottelige Durchschnittstyp besetzt – ein Klischee, dem er nur schwer entkam. „Ich habe diese Rolle geliebt, aber sie hat mich auch festgelegt“, sagte er in einem Interview mit The Guardian. „Manchmal war es, als würde ich nur noch die eine Facette meiner Arbeit zeigen dürfen“, so Biggs weiter.
Der Versuch, das Image neu zu definieren
Nach dem Ende der „American Pie“-Trilogie im Jahr 2003 (Teil vier erschien erst 2012) versuchte Biggs, sich als vielseitiger Schauspieler zu positionieren – mit mäßigem Erfolg. Zwar trat er in Independent-Produktionen wie „Blind Wedding – Hilfe, sie hat ja gesagt“ (2006) auf und ergatterte sogar eine Rolle in „Anything Else“ (2003) von Woody Allen, doch größere Aufmerksamkeit abseits der Kult-Reihe blieb aus.
Dafür konnte er als Sprecher Erfolge feiern. So lieh er der mutierten Schildkröte Leonardo in der animierten „Teenage Mutant Ninja Turtles“-Serie von Nickelodeon seine Stimme, die von 2012 bis 2014 produziert wurde. Darüber hinaus war er auch erfolgreich als Theaterschauspieler aktiv.
Ein kleiner Wendepunkt kam 2013 mit „Orange Is the New Black“. Als Journalist Larry Bloom, Verlobter der inhaftierten Protagonistin Piper (Taylor Schilling, „Argo“), zeigte sich Biggs von einer ernsteren, nuancierteren Seite. Die Serie könnt ihr bei Netflix streamen, es gibt sie außerdem als DVD und Blu-ray im Handel.
Doch auch „Orange Is the New Black“ brachte Biggs letztlich kein großes Comeback ein. Er wurde sogar nach nur zwei Staffeln aus der Serie geschrieben. „Ich wusste, dass Larry nicht ewig bleiben würde“, erklärte er später (via TV Guide). „Aber ich bin stolz darauf, ein Teil dieser besonderen Serie gewesen zu sein“, so der Schauspieler.
Familie und Sehnsucht nach großen Sets
Abseits des Filmsets hat Jason Biggs sein Glück gefunden. Seit 2008 ist er mit der Schauspielerin und Autorin Jenny Mollen verheiratet, mit der er zwei Söhne hat. Gemeinsam pflegen sie einen humorvollen Umgang mit der Öffentlichkeit. Vor allem Mollen, die auf Instagram gern ironische Einblicke in ihren Familienalltag gibt, hat sich zu einer Social-Media-Größe entwickelt. Biggs spielt darin oft den gutmütigen Sidekick – eine Rolle, die ihm sichtlich liegt.
Auch wenn ihm die ganz große Hollywood-Karriere bislang nicht möglich war, ist er als Familienmensch und gelegentlicher Comedy-Gast weiterhin präsent. 2020 übernahm er eine Rolle in der Sitcom „Outmatched – Allein unter Genies“ auf dem US-Sender Fox, in der er einen überforderten Vater hochbegabter Kinder spielt. Leider wurde die Serie bereits nach der ersten Staffel abgesetzt. Hierzulande könnt ihr sie bei Joyn sehen*.
Jason Biggs ist kein gefallener Star – sondern ein Schauspieler, der sich neu erfunden hat, ohne dem Drang zu erliegen, zwanghaft im Rampenlicht zu stehen. „Ich vermisse die großen Sets manchmal“, gab er noch letztes Jahr bei CBS News zu. „Aber ich genieße es auch, wenn ich morgens meine Kinder zur Schule bringen kann und nicht 14 Stunden am Set stehe.“
Kommt ein neuer "American Pie"? Jason Biggs hätte Interesse – und die Chancen stehen gut
Er hat sich nie wirklich von Hollywood verabschiedet – doch sein Fokus liegt heute auf anderen Dingen. Kleine TV-Rollen, Auftritte in Shows, Voice-over-Arbeiten, Theaterengagements – und vor allem: Familie. In einer Branche, in der viele einstige Teenie-Stars in Skandale oder Abgründe abrutschen, wirkt Biggs’ Weg fast angenehm unaufgeregt.
Auch wenn er bis heute vor allem mit der Apfelkuchen-Szene verbunden wird, hat er sich davon nicht vereinnahmen lassen. Statt das Image abzulehnen, steht er zu seiner bekanntesten Rolle und reflektiert im Gespräch mit People deren anhaltende Wirkung nüchtern: „26 Jahre später sprechen die Leute immer noch darüber. Ich wäre stolz, für eine weitere Fortsetzung zurückzukehren“.
Derzeit ist zwar noch kein neuer Kinofilm rund um die bekannte Clique geplant, zu der auch „How I Met Your Mother“-Star Alyson Hannigan, „Pokerface“-Ermittlerin Natasha Lyonne sowie der „Stifmeister“ Seann William Scott gehören. Doch wer weiß, was die Zukunft bringt.
Neben den fünf Direct-to-DVD-Ablegern, die zwischen 2005 und 2020 veröffentlicht wurden, haben die vier Kinofilme der Hauptreihe zusammen weltweit fast eine Milliarde US-Dollar eingespielt – bei einem Gesamtbudget von unter 150 Millionen. Es ist schwer vorstellbar, dass Hollywood sich diese lukrative Marke entgehen lässt und nicht weiter daraus Kapital schlagen wird.
Falls wir euch jetzt Appetit auf Apfelkuchen gemacht haben, müssen wir leider passen. Wenn ihr allerdings Lust auf einen kuriosen Fakt habt, den selbst eingefleischten „American Pie“-Fans entgangen sein dürfte, empfehlen wir euch diesen FILMSTARTS-Artikel:
*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.