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    Das Horror-Meisterwerk "Hereditary" fällt beim US-Publikum glatt durch

    Für uns ist „Hereditary - Das Vermächtnis” definitiv der beste Horrorfilm seit Jahren, doch zumindest die US-Zuschauerschaft sieht das wohl ganz anders: Die straft den Titel nämlich mit einem enttäuschend schwachen CinemaScore gnadenlos ab. Warum?

    Splendid Film GmbH

    Diese Woche kommt „Hereditary - Das Vermächtnis“ in die deutschen Kinos und wir können jedem Filmliebhaber den Gang ins Lichtspielhaus nur wärmstens empfehlen: In unserer FILMSTARTS-Kritik geben wir dem wohl besten Horrorfilm seit Jahren die Höchstwertung von fünf Sternen. In den USA läuft das Meisterwerk der Regie-Neuentdeckung Ari Aster sogar schon seit der vergangenen Woche, doch statt ähnlich begeisterter Kritiker-Resonanz erfuhr „Hereditary“ bei seinem Heimdebüt ganz andere Reaktionen. Das US-Publikum verließ die Kinosäle bislang zum Großteil ziemlich enttäuscht, zumindest wenn man den mauen CinemaScore von „D+“ betrachtet.

    „D+“ ist bei uns mit der Schulnote 4+ zu vergleichen. Der CinemaScore ist in den USA ein zur Marktforschung verwendetes Bewertungssystem, bei dem die Zuschauer nach der Vorstellung mit Schulnoten den gesehenen Film bewerten können. Die reichen von „A“ (sehr gut) bis „F“ (katastrophal). „D“ ist zwar bei weitem noch nicht die schlechteste Bewertung, dass „Hereditary“ dennoch nur eine unterdurchschnittliche Bewertung seitens des Publikuns erhält, kommt überraschend. Schließlich sind nicht nur wir vom meisterhaften Horrorfilm begeistert – auf Metacritic hält der Titel bei den Kritikern schließlich eine sehr gute Durchschnittswertung von 87 von 100 Punkten und auf Rotten Tomatoes fallen ganze 93 Prozent der Pressestimmen positiv aus.

    Etwas anders sieht es dagegen bei den Zuschauerwertungen aus. Auf Rotten Tomatoes liegen die nämlich nur noch bei 60 Prozent. „Hereditary“ wird in den US-Kinos also bisher eher mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Auf Metacritic liegt dafür der sogenannte User Score immerhin bei ordentlichen 7.9  und auch bei IMDb verzeichnet der Film derzeit eine hohe Durchschnittswertung von 8,1.

    Ist "Hereditary" deswegen schlecht?

    Aber wie ist nun diese Uneinigkeit beim Publikum einzuordnen? Zunächst sei gesagt, dass es sich beim besagten CinemaScore um keine besonders repräsentative Beurteilung von Filmen handelt. Denn für die Vergabe der Noten wird zumeist auf eine Mainstream-Zuschauerschaft zurückgegriffen, die zudem direkt nach der Vorstellung ein Fazit fällen muss. Wie wenig diese Noten letztendlich über die Qualität eines Werks aussagen müssen, zeigt auch die Vergangenheit: Nicolas Windig Refns „Drive“ etwa, der heute Kultstatus genießt und von uns ebenfalls fünf Sterne bekam, erhielt zu seiner Kinozeit ein mäßiges „C-” und der ebenfalls sehr starke „Killing Them Softly“ mit Brad Bitt wurde sogar mit der Note „F“ abgestraft.

    Drauf eingeprügelt: Was bedeutet es wirklich, wenn Filme wie "mother!" vom US-Publikum ein "F"-Rating bekommen?

    Doch auch im Horrorgenre ist „Hereditary“ kein Einzelfall. Der gelungene Gruselschocker „The Witch“ zum Beispiel kam im Jahr 2016 auch nicht über ein „C-“ hinweg, während die A24-Veröffentlichung „It Comes At Night“ im vergangenen Jahr ein „D“ erdulden musste und Darren Aronofskys umstrittener „mother!“ mit Jennifer Lawrence mit einem „F“ abgewatscht wurde. Das CinemaScore-Publikum reagiert also offenbar auf abstrakte, unkonventionelle und schwer zu deutende Filme offenbar sehr empfindlich und greift im Zweifel eher zum negativen Urteil. Und auch „Hereditary“ dürfte bei nicht wenigen Erstbesuchern für falsche Erwartungen gesorgt haben, da der Titel zum einen mit über zwei Stunden für sein Genre recht lang geraten ist, zum anderen aber auch alles andere als einen gewöhnlichen Jumpscare-Schocker darstellt. Ganz im Gegenteil: Ari Asters Langfilmdebüt ist vielmehr schleichend unheimlich und psychologisch komplex und darin Filmen wie „The Shining” nicht ganz unähnlich.

    Wir haben uns den Film vor dem Verfassen der Kritik sogar zwei Mal angesehen. Mit einem spontanen CinemaScore ist so etwas also gar nicht vergleichbar. Doch unabhängig davon, wie man die allgemeinen Bewertungen betrachtet, kann „Hereditary“ derzeit dennoch als Erfolg verbucht werden: Mit über 13 Millionen Dollar Einnahmen am ersten US-Wochenende verzeichnet der Film den besten Start eines Titels der Verleih- und Produktionsfirma A24. Ab Donnerstag (14. Juni) könnt ihr euch dann auch eine ganz eigene Meinung bilden: „Hereditary – Das Vermächtnis“ startet durchaus kühn am selben Tag wie die Fußball-Weltmeisterschaft 2018.

     

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