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    Laufen "Captain Marvel" wirklich massenhaft Zuschauer weg?

    Den weltweiten Kinostart von Disneys Comic-Actioner „Captain Marvel“ hat reichlich Getöse über das übliche Marketing hinaus begleitet. Wir checken, ob die nackten Zahlen auf unnatürlich stark nachlassendes Zuschauerinteresse schließen lassen.

    Walt Disney

    Kein Kinostart wie jeder andere: Marvels 152 Millionen Dollar teurer Blockbuster „Captain Marvel“ bewegt die Filmwelt mehr als üblich. Da sind zum Beispiel die Internet-Kampagnen gegen Titelheldin Brie Larson. Ihren Gegnern zufolge habe die Oscarpreisträgerin (für „Raum“) in „Captain Marvel“ nur einen Gesichtsausdruck zu bieten und auch ihre Aussagen über „ältere weiße Männer“, deren Meinung [zu „Das Zeiträtsel“] sie nicht interessiert, sorgten für erhitzte Gemüter – ganz abgesehen davon, dass sie als erste Solo-Heldin des Marvel Cinematic Universe (MCU) sowieso schon exponiert dasteht.

    Anschließend noch der Skandal um Tausende von gefakten Negativbewertungen auf Rotten Tomatoes und jetzt monieren auch noch einige, dass in den USA Tickets für ganze Säle verkauft worden seien, ohne dass jemand dort auftauchte, um den Film zu schauen. Nachhaltig belastbare Beweise finden sich für letztere Theorie nicht. Was es gibt, sind einige Twitter-Stimmen, die zwei mutmaßliche Kinobetreiber zitieren, die diese Praxis bestätigen. Deren Glaubwürdigkeit lässt sich im Moment nicht einschätzen. Viel Rauch also, wenig Handfestes. Deswegen werfen wir lieber einen Blick auf die (Zahlen-)Fakten.

    Nur ein Donnerstagsvergleich ragt heraus

    Ein Kritikpunkt war, dass der Zuschauerverlust gegenüber der Startwoche bei „Captain Marvel“ unnormal hoch sei. In Deutschland zum Beispiel verlor die Comic-Verfilmung am zweiten Donnerstag gegenüber dem ersten um satte 61 Prozent. Dieser Zuschauerschwund ist jedoch damit zu erklären, dass die Marvel-Fangemeinde besonders motiviert und gespannt war, am ersten Tag der Auswertung in den Film zu pilgern, während der zweite Donnerstag einfach nur ein x-beliebiger Wochentag war.

    Walt Disney

    Die Folge: „Captain Marvel“ erholte sich bis zum Ende des Wochenendes 16./17. März und verringerte das Minus auf 38 Prozent gegenüber dem Startwochenende – ein völlig unauffälliges Ergebnis für einen Blockbuster dieser Preisklasse. Am 21. März 2019, dem dritten Donnerstag der Spielzeit, holte „Captain Marvel“ 26.000 Besucher (via Blickpunktfilm), das entspricht einem Minus von 42 Prozent gegenüber der Woche davor. Bis zum 24. März sollten so für dieses Wochenende gut 200.000 Zuschauer zusammenkommen (insgesamt dann 1,5 Millionen), was weiterhin Platz 1 in den deutschen Charts bedeutet. 

    “Captain Marvel“ auf einer Linie mit “The Dark Knight“

    Und Nordamerika? Da holte „Captain Marvel“ beeindruckende 153,4 Millionen Dollar am ersten Wochenende rein, am zweiten dann 68 Millionen, was einen Abfall von 56 Prozent ausmacht. Für das kommende Wochenende (22. bis 24. März) rechnet Box Office Mojo mit Einnahmen in Höhe von 37 Millionen Dollar – das entspräche einem Minus von 45 Prozent. Auch hier gilt, wie für Deutschland: alles im Rahmen anderer Produktionen dieser Schwergewichtsklasse.The Dark Knight“ verlor nach einem 158-Millionen-Dollar-Start 53 Prozent am zweiten Wochenende (trotz grandioser Kritiken), „Rogue One: A Star Wars Story“ musste nach 155 Millionen um 59 Prozent Federn lassen und „Die Tribute von Panem“ nach 152 Millionen um 62 Prozent.

    Captain Marvel

    Wenn durch die Marketingmaschinerie eine riesige Erwartungshaltung aufgebaut wurde, die zu solch herausragenden Startergebnissen führt, ist der Rückgang im Bereich von 50 bis 60 Prozent eben ganz normal. In den folgenden Wochen verringert sich der prozentuale Abfall für gewöhnlich – genau wie bei „Captain Marvel“ von 56 auf jetzt voraussichtlich 45 Prozent. Dazu kommt als Faktor die ordentlichen, aber nicht überragenden Kritiken (Metacritic: 64/100), die bei Marvel-Filmen schon besser waren.

    In China kracht’s gern am zweiten Wochenende

    Und China? Da könnte man angesichts des Verlusts von 72 Prozent vom ersten (86 Millionen Dollar Einnahmen) zum zweiten Wochenende (24 Millionen) zusammenzucken, aber auch das ist für das Verhalten der chinesischen Kinozuschauer nichts Außergewöhnliches. Nach starken Starts geht es sehr oft im zweiten Wochenende rasant nach unten. Die Nummer-1-Hits „Der Nussknacker und die vier Reiche“ (- 93 Prozent), „Predator: Upgrade“ (- 82 Prozent), „Spider-Man: A New Universe“ (- 67 Prozent) und „Alita: Battle Angel“ (- 62 Prozent) verloren zuletzt massiv in Woche zwei, „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ erreichte zwar beim Debüt nur Platz 2 in China, ließ am zweiten Wochenende aber um 82 Prozent nach.

    „Captain Marvel“ läuft seit dem 7. März 2019 in den deutschen Kinos. Weltweit hat der Comic-Actioner Stand 22. März bisher 812 Millionen Dollar eingespielt.

     

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