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    Ist die 8. Staffel "The Blacklist" auf Netflix eine große Lüge? Beliebte Fan-Theorie stellt alles auf den Kopf
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    In der achten Staffel „The Blacklist“, die es dank Netflix seit ein paar Wochen nun auch in Deutschland gibt, erfolgen Antworten auf viele Rätsel. Wirklich? Viele Fans sind komplett anderer Meinung und so macht eine sehr beliebte Theorie die Runde.

    NBC / Netflix

    „Nachalo“ heißt die 21. Folge der achten Staffel „The Blacklist“ im Original. Es ist das russische Wort für „Anfang“. Der deutsche Episodentitel ist so auch „Wie alles begann“, denn hier wird erstmals (fast) komplett und vor allem am Stück die ganze Hintergrundgeschichte von Liz Keen (Megan Boone) enthüllt, ihr Anfang, wie für sie eben alles begann.

    Raymond Reddington (James Spader) nimmt Liz mit nach Lettland, wo in einem geheimen Bunker die Blacklist wirklich existiert, alle Geheimnisse für ihn verwaltet und aufbereitet werden. Und hier gewährt er ihr einen Blick in ihre Vergangenheit und Antworten auf (fast) all die Fragen, die sie über ihre Herkunft so umtreiben.

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    Inszeniert ist das Ganze wie eine Geisterstunde. In fast farblosen, größtenteils also Schwarz-Weiß-Szenen tritt Liz mit all den Menschen aus ihrer Vergangenheit ins Zwiegespräch und diese treten ihr direkt Gegenüber, so zum Beispiel ihre Mutter Katarina Rostova (Lotte Verbeek), deren bester Freund Ilya Koslov (jung: Gabriel Mann / alt: Brett Cullen) oder jene Frau, die Liz für ihre Mutter hielt, sich aber nun als Tatiana Petrova (Laila Robins) entpuppt.

    NBC

    Doch ausgerechnet jene Art der Inszenierung hat mittlerweile eine beliebte Fan-Theorie befeuert, dass all das nicht wirklich passiert ist. Die Fan-Theorie trägt so den Namen „HalLIZination“.

    Alles nur Einbildung? HalLIZination erklärt

    Zahlreiche „The Blacklist“-Fans sind überzeugt, dass die Ex-FBI-Agentin von Raymond Reddington unter Drogen gesetzt wurde und Liz sich nur einbildet, dass sie Antworten auf ihre Fragen bekäme. Daher spreche sie mit den Geistern ihrer Vergangenheit, sehe all die toten Menschen, die so eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielten und erlebe die angeblichen damaligen Geschehnisse quasi selbst.

    Doch weil Liz unter Drogen stehe, seien es eben nur Einbildungen, nur Halluzinationen (daher auch der Name der Theorie) und damit eben keine vertrauenswürdigen Informationen.

    Was Liz sehe, seien laut Meinung dieser übrigens sehr großen Fan-Gruppierung daher nur neue Lügen, die geschickt um die Wahrheiten gestrickt wurden, die sie bereits kannte. So wolle Raymond Reddington ihre Nachforschungen beenden, sie zufriedenstellen und sie vor allem dazu bringen, seine Nachfolgerin zu werden. Einige Fans gehen sogar so weit, dass sie glauben, dass Liz bereits seit Mitte der achten Staffel unter Drogen steht, daher auch einige Ereignisse davor nur in ihrer Einbildung passieren.

    Ein für die Theorie ins Feld geführtes Argument ist dabei auch der Bunker selbst. Die dort arbeitenden Menschen scheinen Liz und Red überhaupt nicht zu beachten, nicht richtig wahrzunehmen – weil auch sie alle Einbildung sind? Davon sind die Anhänger*innen der HalLIZination-Theorie überzeugt.

    Darum halten wir nichts von der Theorie

    Natürlich geht es um „The Blacklist“ – und alles ist in dieser Serie möglich. Red ist zudem jemand, dem jeder teuflische Plan zuzutrauen ist. Liz hat auch eine Vorgeschichte mit Halluzinationen. Sie hat sich bereits früher ihren toten Ehemann Tom (Ryan Eggold) eingebildet und gerade in der achten Staffel führt sie mehrfach Zwiegespräche mit Mr. Kaplan (Susan Blommaert), obwohl diese ebenfalls schon lange tot ist. Dass Liz wiederholt Schädeltraumata erlitt und daher womöglich besonders anfällig ist, kann man sicher auch argumentieren.

    Und trotzdem scheint die HalLIZination-Theorie zu weit hergeholt. Vor allem aber widerspricht sie so vielem, was wir in der Episode sehen und was auch die Verantwortlichen hinter der Serie sagen.

    Nach Ansicht des Autors dieser Zeilen überbewertet die HalLIZination-Theorie die Inszenierung der Episode. Die Macher haben sich einfach nur für einen interessanten Ansatz der Storyvermittlung entschieden, weil sie eben in einem visuellen Medium ihre Geschichte erzählen. Da wäre es dann doch ziemlich langweilig, wenn sich Red hinsetzt und 30 Minuten Liz mit ihrer Lebensgeschichte zutextet und ihr Dokumente zeigt. Durch die Auftritte der Figuren aus ihrer Vergangenheit können die Macher das Setting in der Gegenwart und die Rückblenden einfach reizvoll miteinander verweben und so die erzählte Geschichte auch für uns als Publikum lebendig machen.

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    Gegen die Theorie spricht auch, dass so lange vorbereitet wurde, wie lange der wohl todkranke Red reinen Tisch machen will. Auch im Zwiegespräch mit seinem engsten Vertrauten Dembe (Hisham Tawfiq) spricht er darüber. Warum sollten die beiden Männer miteinander über die Wahrheit reden, wenn sie in Wirklichkeit einen elaborierten Lügenplan ersinnen? Das ergibt keinen Sinn.

    Zudem ist es auch ein Abschluss für die Geschichte um Liz. Schließlich verlassen Figur und Hauptdarstellerin Megan Boone die Serie, somit wird das Gros ihrer Fragen auch beantwortet. Offen bleibt nur, wer Raymond Reddington wirklich ist, weil das als Motor für die weitere Erzählung erhalten bleiben muss – und auch wo Liz' Mutter Katarina Rostova sich nun versteckt (weil die Antwort womöglich eng mit Reds Identität verknüpft ist).

    Mit der Enthüllung einer Lüge bzw. einer Einbildung nun alle Fragen über Liz wieder zu öffnen, ohne sie selbst an Bord zu haben, erscheint irgendwie unsinnig. Denn es bräuchte eine Person, die auch von diesen Lügen und Geheimnissen betroffen ist und da gäbe es nur noch die kleine Agnes, die man wohl kaum in den Mittelpunkt stellen will (okay, es gibt auch die Theorie, dass wir nach einem großen Zeitsprung Agnes plötzlich als junge Frau sehen, aber das soll hier nicht weiter diskutiert werden).

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    Schlussendlich spricht gegen die HalLIZination-Theorie auch der Serienerfinder selbst. Jon Bokenkamp erklärte zur Episode „Nachalo“, dass es darum gehe, die „Wahrheit“ dahinter zu zeigen, warum Raymond Reddington das Leben von Elizabeth Keen betreten hat. Dass der explizit das Wort „Wahrheit“ in den Mund nimmt, macht für uns mehr als deutlich, dass es hier gerade nicht um Lügen und Halluzinationen gehen soll.

    Natürlich müssen bei „The Blacklist“ immer Restzweifel bleiben. Die Verantwortlichen müssen es nicht einmal geplant haben, sondern können sogar ihre Meinung ändern. Bokenkamp hat die Serie jetzt sogar verlassen, der nun allein verantwortliche Showrunner John Eisendrath könnte alles auf den Kopf stellen. Doch trotzdem glauben wir: Das war keine HalLIZination, sondern die Wahrheit!

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