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    Heimkino-Tipp: Spätestens jetzt solltet ihr dieses Meisterwerk vom "Scarface"-Macher unbedingt nachholen
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Lange hat es gedauert, nun ist es endlich soweit: Das versaut-brutale Genre-Meisterwerk „Der Tod kommt zweimal“ von Brian De Palma („Scarface“) erscheint auch hierzulande endlich auf Blu-ray.

    Koch Media

    +++ Meinung +++

    Obwohl Brian De Palma im Jahre 1984 längst schon zu den großen Namen im Filmgeschäft zählte und kurz zuvor mit dem flamboyanten Mafia-Epos „Scarface“ seinen ultimativen Kultfilm abgeliefert hat, konnte „Der Tod kommt zweimal“ damals wie heute kaum auf sich aufmerksam machen. Zu Unrecht. Der wilde Genre-Mix aus Horror, Thriller, Mystery und Erotik gehört für mich fraglos zu seinen besten Regiearbeiten.

    Umso schöner erweist sich nun der Umstand, dass der Film nun endlich seine deutsche HD-Premiere feiert: „Der Tod kommt zweimal“ erscheint am 24. März 2022 als 4K-restaurierte Blu-ray im 2-Disc-Mediabook. Der Hochauflösung lohnt sich nicht nur wegen der ausgeklügelten Farbpalette, die nun auf Blu-ray umso kraftvoller erstrahlen dürfte, sondern auch aufgrund der ohnehin eindrucksvollen Inszenierung, die jedes Bild bis ins kleinste Detail durchkomponiert - und in dieser Auflage werden nun all die Nuancen endlich voll zur Geltung kommen:

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    Darum geht es in "Der Tod kommt zweimal"

    Da der arbeitslose Schauspieler Jake Scully (Craig Wasson) von seiner Freundin aus ihrer Wohnung geworfen wurde, zieht er in das extravagante Haus eines Bekannten seines Freundes Sam Bouchard (Gregg Henry) ein. Der Besitzer ist für eine Weile verreist, was Jake erst einmal die Möglichkeit gibt, die kommenden Nächte mit einem Dach über dem Kopf zu verbringen. Sam zeigt seinem Freund die tolle Aussicht, die sich durch ein Fernrohr genießen lässt. Vor allem der Blick auf Nachbarin Gloria Revelle (Deborah Shelton) fällt Jake ins Auge, denn die zieht sich gerne bei geöffneten Vorhängen um.

    Jake entwickelt eine regelrechte Obsession und beobachtet die Frau immer wieder, bis er eines Tages zusehen muss, wie Gloria umgebracht wird, ohne dass er irgendwie in der Lage gewesen wäre, den Mord zu verhindern. Aber schon kurze Zeit darauf kommen dem jungen Mann Zweifel darüber auf, was er wirklich gesehen hat und was sich auf der anderen Straßenseite tatsächlich zugetragen hat. Jake ermittelt auf eigene Faust und trifft dabei bald auf die Pornodarstellerin Holly Body (Melanie Griffith), die offensichtlich mehr weiß, als sie zugeben möchte...

    Doppelbödig, hochspannend und ziemlich versaut

    Zeit seines Schaffens musste sich Brian De Palma immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, das Medium Film nur zu nutzen, um seinen voyeuristische Gewaltfetisch auszuleben. Was bei diesen Anschuldigungen immer ein wenig unter den Tisch fällt, ist, dass Brian De Palma durch seine durchaus diskussionswürdige Darstellung von Sex und Gewalt die Mechanismen des Kinos erforscht – und selten hat er das eindrucksvoller als in „Der Tod kommt zweimal“ getan.

    Zum ersten Mal nämlich scheint Brian De Palma hier nun auch seine Kritiker*innen ins Visier zu nehmen, die ihm nach „Dressed to Kill“, „Blow Out“ und auch „Scarface“ den Status eines ernstzunehmenden Filmemachers abgesprochen haben, eben weil er sich angeblich etwas zu sehr dafür interessiert, grausame Brutalitäten und nackte Körper zu zelebrieren. „Der Tod kommt zweimal“ sollte damals jener Film werden, der deutlich macht, ob De Palma dem Presse-Echo wenigstens einen Funken Verständnis oder Interesse entgegenbringt.

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    Herausgekommen aber ist ein filmischer Mittelfinger an all die Sittenwächter, die seinen Output nur vordergründig betrachten, aber nicht erkennen möchte, in welchem Kontext Brian De Palma Gewalt und Sexualität verwendet. „Der Tod kommt zweimal“ ist sein absolutes Meisterwerk, wenn es um Voyeurismus, Identität und Obsession geht – verpackt in inszenatorisch geradezu bahnbrechenden Spannungssequenzen.

    Der schmuddelige Alfred Hitchcock

    Während Alfred Hitchcock im Prinzip ebenfalls die gleichen Themen wie Brian De Palma behandelt hat, geht der New-Hollywood-Veteran aber dorthin, wo der Master Of Suspense niemals hingehen konnte: er suhlt sich regelrecht in Sleaze und Gore. In „Der Tod kommt zweimal“ geht daher auch ein Mörder umher, der seine weiblichen Opfer mit einem gigantischen Schlagbohrer tötet. Die phallische Symbolik, die hier zum Ausdruck gebracht wird, hätte Hitchcock sicherlich gefallen. Ob das auch für den Vampir-Porno gilt, der hier gedreht wird, möchte ich an dieser Stelle nicht einschätzen.

    Grandios an „Der Tod kommt zweimal“ ist aber nicht nur, wie De Palma hier – mal wieder – einen dreckigen Hitchcock in Szene setzt, der sich weitreichend und audiovisuell absolut erstklassig an „Vertigo“, „Das Fenster zum Hof“ oder „Frenzy“ orientiert. Es ist das durchtriebene Kalkül des Regisseurs, die Zuschauer*innen permanent an der Nase herumzuführen. Schein und Sein geben hier in nahezu jeder Einstellung den Ton an. Das ist nicht gerade subtil, nein, aber es ist cleverer als man anfangs erwarten würde.

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    Letztlich geht es in „Der Tod kommt zweimal“ um Täuschung und Verführung. Das trifft sowohl auf die Protagonist*innen zu, gleichermaßen aber auch auf das Publikum. De Palma führt den Anspruch, eine in sich vollkommen logische Geschichte aufzubereiten, gnadenlos ad absurdum – und macht seine Zuschauerschaft zum Komplizen. Man erfährt hier also vor allem jede Menge über die eigenen Sehgewohnheiten und bekommt dazu noch einen sinnlichen Fiebertraum geboten, der fesselt, vergnügt und in seiner inszenatorischen Formvollendung berauscht. Ein Muss.

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