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    Happy New Year - Neues Jahr, neues Glück
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Happy New Year - Neues Jahr, neues Glück
    Von Andreas Staben

    2010 feierte „Pretty Woman"-Regisseur Garry Marshall mit seiner pünktlich zum namensgebenden Jubeltag der Blumenhändler und Pralinenverkäufer startenden Ensemble-Komödie „Valentinstag" einen internationalen Kassenerfolg. Die Hauptattraktion des wenig romantischen Liebesreigens war eine beeindruckende All-Star-Besetzung: Die Berühmtheiten gaben sich in unzähligen, nur notdürftig zusammengehaltenen Episoden buchstäblich die Klinke in die Hand. Das kommerzielle Kalkül war überdeutlich erkennbar, aber da die Rechnung aufging, war die Wiederverwertung des Erfolgsrezepts nur eine Frage der Zeit. Und so haben sich Marshall und seine Drehbuchautorin Katherine Fugate eine Silvester-Komödie ausgedacht. Für „Happy New Year" verlegten sie den Schauplatz von Los Angeles nach New York, hielten sich ansonsten eng an das bewährte Muster und engagierten auch diesmal Stars im zweifachen Dutzend – von Teenieschwarm Zac Efron über Rockstar Jon Bon Jovi bis zu Schauspiellegende Robert De Niro und zum deutschen Superstar Til Schweiger. „Happy New Year" ist entsprechend eine weitere auf Hochglanz polierte Nummernrevue, wobei Silvester ein geeigneterer erzählerischer Kristallisationspunkt ist als der Valentinstag. Der Countdown zum Jahreswechsel gibt den Geschehnissen einen gemeinsamen Pulsschlag, die einzelnen mehr oder weniger amüsanten Episoden bestehen indes einmal mehr aus routiniert dargebotenen, aber rein oberflächlichen Mini-Variationen bereits tausendfach erzählter Geschichten.

    31. Dezember 2011: New York bereitet sich auf den Jahreswechsel vor. Claire (Hilary Swank) ist erstmals für die Organisation der großen Feier am Times Square verantwortlich und bekommt Probleme, als bei der Probe zum Countdown mit der berühmten riesigen Leuchtkugel eine Panne passiert. Zu allem Überfluss lässt auch der Stargast Jensen (Jon Bon Jovi) auf sich warten. Der Sänger will nicht auftreten, nachdem seine große Liebe Laura (Katherine Heigl), die er vor einem Jahr sitzengelassen hatte, die erhoffte Versöhnung verweigert hat. Auch Jensens Backgroundsängerin Elise (Lea Michele) steht nicht auf der Bühne, denn sie steckt gemeinsam mit Silvestermuffel Randy (Ashton Kutcher) im Fahrstuhl fest. Auch Sam (Josh Duhamel) wird von einer Panne aufgehalten, während die 15-jährige Hailey (Abigail Breslin), die auf ihren ersten Kuss hofft, sich über das Verbot ihrer Mutter Kim (Sarah Jessica Parker) hinwegsetzt und sich durch die Menschenmassen in der Innenstadt kämpft. Im nahegelegenen Krankenhaus möchte der todkranke Stan (Robert De Niro) unterdessen ein letztes Mal das Niedersinken der Kugel am Times Square erleben, doch Schwester Aimee (Halle Berry) erlaubt ihm den Ausflug auf das Dach nicht. In einem anderen Flügel des Hospitals wiederum wetteifern die beiden Paare Tess (Jessica Biel) und Griffin (Seth Meyers) sowie Grace (Sarah Paulson) und James (Til Schweiger) um die Prämie für das erstgeborene Baby des neuen Jahres...

    Die erzählerische Substanz fehlt „Happy New Year" angesichts der vielen unterschiedlichen Episoden, die hier in zwei Stunden abgehandelt werden, nahezu zwangsläufig. Geburt und Tod, Ende und (Neu-)Anfang: Die für Silvester typischen Rückblicke, Ausblicke und guten Vorsätze werden auf überaus schematische Weise zusammengeführt, Marshall wechselt entsprechend schnell und häufig zwischen Drama, Komödie und Romanze. Dabei leiden vor allem die ernsteren Segmente unter der mangelnden Tiefe. So fällt es trotz Robert De Niros engagierter Darstellung angesichts der Kürze der Stippvisiten am Krankenbett schwer, eine emotionale Verbindung zum sterbenskranken Stan aufzubauen und wenn Halle Berry („Monster's Ball") als Krankenschwester per Internet Neujahrsgrüße mit ihrem Mann, einem Soldaten im Auslandseinsatz, austauscht, dann ist das eine rein symbolische Geste ohne erzählerische Unterfütterung. Am anderen Ende des Spektrums steht der alberne Konkurrenzkampf der beiden Paare um die Baby-Prämie, der überaus gezwungen wirkt. Immerhin beweist Marshall hier eine gute Portion Selbstironie: Im Abspann, in dem erneut amüsante Patzer und Outtakes präsentiert werden, bringt Jessica Biel („Stealth") etwas andere Zwillinge zur Welt, denn die Ärztin befördert die DVD und die Blu-ray von „Valentinstag" ans Tageslicht...

    Garry Marshall sorgt für Abwechslung. Geschickt setzt er die zu Silvester 2010 am Times Square gefilmte echte Millionenkulisse in Szene und kombiniert sie mit seinem Starensemble. Immer wieder sind bekannte Gesichter zu entdecken, zu den im Abspann genannten Stars kommen noch Gastauftritte von John Lithgow („Planet der Affen: Prevolution"), Matthew Broderick („Ferris macht blau") und vielen anderen. Dabei sind die Stars wichtiger als die Figuren. Gelegentlich bleiben letztere so konturlos, dass man ihnen nicht einmal Klischeehaftigkeit vorwerfen kann – wie etwa im Falle von Josh Duhamels („Transformers 3") Sam. Viele Darsteller wiederum sind in Varianten ihrer Paraderollen zu sehen und machen dabei eine durchaus gute Figur wie etwa Oscar-Preisträgerin Hilary Swank („Million Dollar Baby") und RomCom-Spezialistin Katherine Heigl („Beim ersten Mal"). „Glee"-Star Lea Michele schafft es sogar, erst Jon Bon Jovi („Blaze of Glory - Flammender Ruhm") an die Wand zu singen und am Ende mit ihrer Darbietung von „Auld Lang Syne" für echtes Silvester-Feeling zu sorgen. Und dann ist da noch die unwahrscheinliche Paarung von Zac Efron („High School Musical") und Michelle Pfeiffer („Die fabelhaften Baker Boys"). Ihre gemeinsame Episode von der grauen Vorzimmer-Maus Ingrid, die ihren Job kündigt und sich mit der Hilfe des Fahrradkuriers Paul daran macht, ihre langgehegten Wünsche und Träume in die Tat umzusetzen, ist trotz aller Auslassungen eine Oase wahrer Emotion. Efron und Pfeiffer machen aus dem dynamischen Kurier und der verhuschten Sekretärin überaus liebenswerte Figuren und lassen etwas echte Hollywood-Magie aufblitzen.

    Fazit: „Happy New Year" ist eine Silvester-Komödie vom Reißbrett ganz nach dem Muster seines Vorgängers „Valentinstag". Die einzelnen Episoden des stargespickten Ensemblefilms sind von sehr unterschiedlicher Qualität, einzelne Höhepunkte entschädigen für Misslungenes und das Ganze bleibt dank des großen Abwechslungsreichtums stets kurzweilig.

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