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    Quentin Tarantinos Suche nach dem perfekten letzten Film: Kann der Kult-Regisseur nur scheitern?
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Es schlug wie eine Bombe ein: Quentin Tarantino hat seinen letzten Film „The Movie Critic“ abgesagt. Weitere Informationen zu den Umständen der Absage lassen Fans wie FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher fürchten: Ein finales Tarantino-Werk kommt nie...

    The Weinstein Company

    Quentin Tarantino will nur noch einen einzigen Film in seiner Karriere machen. Seit einer Weile war der angekündigt, es liefen schon Verhandlungen mit interessierten Studios. Doch der „Pulp Fiction“-Regisseur soll sich schon vor Wochen entschieden haben, doch nicht „The Movie Critic“ als letzten Film zu machen. Wie der renommierte Filmjournalist Borys Kit vom Hollywood Reporter auf X (ehemals: Twitter) berichtet, änderte Tarantino da schon die Stoßrichtung seines Abschlusswerkes.

    Er habe damals begonnen, „The Movie Critic“ in ein „Once Upon A Time... In Hollywood“-Spin-off umzubauen – mit der Figur Cliff Booth im Mittelpunkt. Nur aus diesem Grund machten auch Gerüchte die Runde, dass Brad Pitt die Hauptrolle in Tarantinos letztem Werk spielt.

    Doch auch diese Idee habe Tarantino in den vergangenen Wochen wieder verworfen. Nun will Tarantino lieber ein komplett neues Werk in Angriff nehmen (was auch Gerüchten den Wind aus den Segeln nimmt, dass er zum früher mal geplanten „Kill Bill 3“ zurückkehrt).

    Der letzte Film: Tarantino will nichts mehr als ein Meisterwerk!

    Mitten im Arbeitsprozess ein Projekt doch aufzugeben und etwas anderes zu machen, passiert in Hollywood regelmäßig. Es ist per se nicht ungewöhnlich. Mal klappt die Finanzierung einfach nicht, mal findet man vielleicht doch nicht die richtige Idee bei der Umsetzung. Doch bei Tarantino soll die Lage besonders sein, denn die Drehbücher zu „The Movie Critic“ und dem Cliff-Booth-Spin-off seien gut gewesen, aber eben nach Tarantinos eigenen Ansprüchen nicht gut genug. Doch liegt das an den Skripten oder den überzogenen Ansprüchen an sich selbst?

    Hollywood-Insider Jeff Sneider will gehört haben, dass Tarantino unglaublich „wählerisch“ bei der Auswahl des letzten Films sei. Er habe nicht nur Probleme, sich zu entscheiden, sondern sei „gun-shy“. Mit dem Begriff wird gerne jemand umschrieben, der einfach Angst hat, die falsche Wahl zu treffen, dann mit den Konsequenzen eines Irrtums leben zu müssen und sich daher am Ende lieber gar nicht entscheidet (oder immer wieder umentscheidet).

    Auf Tarantino bezogen bedeutet dies: Sein Abschlusswerk muss der perfekte Film werden, die Krönung seiner Gesamtvita, und er hat Angst, dass er dabei auf das falsche Skript setzt.

    Wie will Tarantino das Drehbuch für den perfekten letzten Film schreiben?

    In einem Meinungsartikel im Hollywood Reporter wird Tarantino geraten, sein Mantra mit nur zehn Filmen aufzugeben. Schließlich hätten Legenden wie Martin Scorsese, Christopher Nolan oder Steven Spielberg ihre besten Werke erst (teilweise weit) nach Nummer 10 abgeliefert. Das halte ich für den falschen Gedanken. Tarantino hat seine Gründe, um sich vom Filmemachen zurückzuziehen. Das sollte man respektieren und akzeptieren.

    Dabei wird im Hollywood Reporter aber zurecht die Frage gestellt, ob Tarantino „The Movie Critic“ auch aufgegeben hätte, wenn es nicht sein finaler Film gewesen wäre. Auch hier steckt der bereits von Sneider ins Spiel gebrachte Gedanke dahinter: Nur weil es der das große Finale ist, hat er der Kult-Regisseur den Druck, dass dieser Film perfekt, womöglich sogar noch mal besser werden muss, als alles, was er bisher gemacht hat.

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    Doch das ist meiner Ansicht nach ein völlig unmöglich zu bewältigender Druck. Sollte ein solcher Perfektionismus wirklich hinter Tarantinos Unentschlossenheit über das letzte Projekt stecken, ist zu befürchten, dass wir niemals einen zehnten Film von ihm zu sehen bekommen. Jeder dürfte eine gewisse Unsicherheit auch von sich selbst kennen. Selbst bei kleinen Dingen im Leben fragt man sich schließlich regelmäßig, ob es nicht doch besser geht. Den meisten gelingt es nur, zu irgendwann akzeptieren, dass verdammt gut halt ausreicht.

    Auch nach jedem neuen Drehbuchanlauf dürfte daher in Tarantino womöglich der Gedanke nagen, ob das nun wirklich perfekt ist, ob es nicht doch noch besser geht. Wenn er den Zweifel nicht überwindet, wenn er immer „gun-shy“ bleibt, wird er nie ein Skript als abgeschlossen betrachten, um mit dem Dreh für einen letzten Film anzufangen. Bleibt also zu hoffen, dass ihm das gelingt.

    Bis dahin haben wir unsere Freude mit seinen neun bisherigen Werken: „Reservoir Dogs“ (Nr. 1), „Pulp Fiction“ (Nr. 2), „Jackie Brown“ (Nr. 3), „Kill Bill Vol. 1“ & „Kill Bill Vol. 2“ (Nr. 4), „Death Proof“ (Nr. 5), „Inglourious Basterds“ (Nr. 6), „Django Unchained“ (Nr. 7), „The Hateful 8“ (Nr. 8) und „Once Upon A Time… In Hollywood“ (Nr. 9).

    „Kill Bill“ ist übrigens ein einzelner Film, weil Tarantino ihn als ein Projekt schrieb und drehte, er ihn dann nur für die Auswertung teilen musste. Nicht berücksichtigt werden „Sin City“, für den er nur eine kurze Szene drehte, sowie der Episodenfilm „Four Rooms“, für den er ein Kapitel verantwortete.

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