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    Fantasy Island
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Fantasy Island

    In der Fantasie vielleicht eine gute Idee

    Von Madeleine Eger

    Das Konzept des Produktionsstudios Blumhouse ist es, Filmemachern möglichst wenig Geld, dafür aber eine größtmögliche kreative Freiheit zu geben. Der Plan dahinter: Wenn das nur hier und da mal aufgeht, dann spülen die Hits wie „Paranormal Activity“, „Get Out“ oder „Halloween“ so unglaublich viel Kohle in die Kassen, dass es völlig egal ist, wenn reihenweise andere Produktionen kreativen oder finanziellen Schiffbruch erleiden. Das hat zur Folge, dass schon das Aufblitzen des Studiologos den Puls des eingeweihten Kinogängers in die Höhe treibt – denn Blumhouse ist längst sowas wie eine Überraschungstüte, bei der man wirklich niemals weiß, was man diesmal bekommt. Auch hinter Jeff WadlowsFantasy Island“ steht nun schon wieder so eine Idee, die zumindest auf dem Papier ziemlich abwegig klingt.

    Schließlich handelt es sich dabei um ein Remake der gleichnamigen Kultserie aus den 1970ern, in der Ricardo Montalban als geheimnisvoller Millionär Mr. Roarke und Hervé Villechaize als sein kleinwüchsiger Gehilfe Tattoo über sieben Staffeln und 152 Folgen hinweg Gäste auf ihrer Pazifikinsel begrüßten, um ihnen dort ihre Lebensträume zu erfüllen. Nun ist generell die Frage, ob die Welt auf so ein Remake gewartet hat (zwei TV-Serien-Reboots sind schließlich bereits krachend gescheitert, einmal mit Malcolm McDowell nach der ersten Staffel, zuletzt sogar direkt nach der Pilotfolge). Aber dann ist das Kino-Remake auch noch ein Mystery-Horrorfilm? Selbst wenn einige der Wunschgeschichten auch mal in ein bisschen düsterere Gefilde abgedriftet sind: Die Originalserie lief in Deutschland als Familienunterhaltung viele Jahre lang im Vor- und Nachmittagsprogramm.

    Das tropische Paradies...

    Auf Fantasy Island empfängt der Multimillionär Mr. Roarke (Michael Peña) seine fünf neuesten Gäste: Melanie (Lucy Hale), Elena (Maggie Q), Randall (Austin Stowell) sowie die Stiefbrüder Bradley (Ryan Hansen) und Brax (Jimmy O. Yang) wollen in dem tropischen Paradies ihre sehnlichsten Wünsche wahrwerden lassen. Während Melanie auf Rache an ihrem Highschool-Bully sinnt und Randall eine Soldatenfantasie ausleben will, planen die ungleichen Brüder, einfach nur möglichst krass die (Luxus-)Sau rauszulassen.

    Ganz egal, was sich die fünf Neuankömmlinge auch wünschen, Mr. Roarke und seine Assistentin Julia (Parisa Fitz-Henley) versprechen ihnen, dass ihr Aufenthalt auf jeden Fall eine lebensverändernde Erfahrung werden wird. Dass der gastgebende Multimillionär damit aber offenbar etwas ganz anderes meint, als im Prospekt geschrieben stand, erfährt die Gruppe schon bald am eigenen Leib. Fantasie und Realität liegen auf Fantasy Island nämlich näher beieinander als gedacht…

    Trotz verrückter Idee doch nur Horror von der Stange

    In der Serie gab es wie gesagt schon mal die eine oder andere Wunschvorstellung, bei der es dann zur Abwechslung – innerhalb des Rahmens eines Familienunterhaltungsformats – auch mal ein bisschen düsterer zugegangen ist. Das nutzen Regisseur Jeff Wadlow („Kick Ass 2“) und seine Drehbuchautoren Chris Roach und Jillian Jacobs („Wahrheit oder Pflicht“) nun aus, indem sie die Abgründigkeit auf die Spitze treiben – und damit das ganze Konzept der Serie ad absurdum führen. Wobei nie so ganz klar wird, ob damit nun tatsächlich ein beißender Kommentar zur Kultserie abgegeben werden soll – oder ob es nicht doch nur darum geht, sich eine etablierte Marke so hinzubiegen, dass man von deren Bekanntheitsgrad profitieren und noch ein paar (nostalgische) Zuschauer mehr ins Kino locken kann. Zumal die Idee eines „Fantasy Island“-Horror-Remakes zwar abgedreht klingen mag – aber über die altbackenen Klischeehorrorszenen kommt der Film dann trotzdem nicht hinaus.

    In der Neuverfilmung werden ausschließlich altbekannte Mystery-Elemente aufgefahren, um das Publikum zumindest eine Zeitlang an der Nase rumzuführen. Das größte Problem dabei: Das ist leider alles weder spannend noch gruselig. Auf klassische Jumpscares wird zwar weitestgehend verzichtet, aber wirklich ehrenwert wäre das auch nur gewesen, wenn „Fantasy Island“ dafür zumindest auf der atmosphärischen Seite etwas zu bieten gehabt hätte. Aber auch da kommt nicht viel. „Fantasy Island“ ist ein bisschen Geister-Grusel, ein wenig Slasher-Horror, gewürzt mit einer Prise Torture Porn - aber das alles nicht richtig und auch fast ohne Blut.

    ... erweist sich dann doch ziemlich schnell als fürchterlicher Albtraum.

    Als Hommage an die Ur-Serie funktioniert „Fantasy Island“ hingegen – zumindest hier und da – ganz ordentlich: Alle Angestellten der Insel sind in weiß gehüllt, die Ankunft des Flugzeugs mit den Gästen wird ebenso euphorisch wie lautstark begleitet und ein bisschen Zauberwasser gibt es zur Begrüßung natürlich auch wieder. Aber Überraschung: Die reichlichen Nostalgie-Vibes, die „Fantasy Island“ versprüht, gehen viel mehr in Richtung Neunziger als Siebziger (und damit eher in die Zeit, als die Serie nur noch in Wiederholungen im Nachmittagsprogramm ausgestrahlt wurde). Das fängt schon mit den Figuren von Bradley und Brax an, die hier ganz in „American Pie“-Manier mehr schwanz- als hirngesteuert den braungebrannten Models am Pool hinterhersabbern, während die Hochglanz-(Billig-)Optik direkt aus der Endneunziger-Grusel-Welle mit Filmen wie „Haunted Hill“ oder „Ghost Ship“ übernommen scheint.

    Zudem ist der Film vollgestopft mit Popkultur-Referenzen. Wenn man sich schon nicht gruselt, kann man sich also zumindest mit einem Suchspiel bei Laune halten. Wobei die Easter Eggs alle nicht sonderlich schwer zu entdecken sind (eher so wie bei Familien mit kleinen Kindern, die die Eier an Ostern eher offen im Gras verteilen, statt sie tatsächlich zu verstecken): Während Melanie zu Beginn noch meint, dass man auf der Insel sowieso nichts Echtes erleben, sondern lediglich Hologramme à la Tupac zu sehen bekommen wird, gestaltet sich später eine maskenzentrische Home-Invasion-Sequenz direkt als Quasi-Ableger der Blumhouse-Erfolgsreihe „The Purge“ – und auch einen Seitenhieb auf Jordan Peels „Get Out“-Nachfolger „Wir“ können sich die Macher nicht verkneifen.

    Fazit: Ein schlechter Horrorfilm, der – wenn man ihn als nostalgische Popkulturreferenzen-Schleuder goutiert – aber zumindest noch ein nennenswertes Guilty-Pleasure-Potenzial entwickelt.

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