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    Liebe oder lieber doch nicht
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Liebe oder lieber doch nicht
    Von Stefan Geisler

    Anschauen, oder lieber doch nicht – eine berechtigte Frage in Anbetracht des sonderbaren DVD-Covers von „Liebe, oder lieber doch nicht"! Bloß, warum sollte man nicht? Schließlich versprechen klangvolle Namen wie Amy Adams, Sam Worthington, Robert Downey Jr. und James Franco Unterhaltung auf hohem Niveau. Doch allesamt werden sie dort durch einen übergroßen Schriftzug überschattet, der seit „Twilight - Biss zum Morgengrauen" Frauenherzen aller Altersklassen zum Aussetzen bringt: Robert Pattinson („Wasser für die Elefanten"), dessen Name auf dem Cover so raumgreifend ausfällt, dass ein unwissender Videothekenbesucher ihn geradewegs für den Filmtitel halten könnte. Und überhaupt: Warum bekommt ein derart starbesetzter Romantik-Knaller keinen Kino-Starttermin? Die Antwort gibt's bereits nach rund zehn Filmminuten: Es handelt sich nämlich keineswegs um einen Liebesfilm à la „Tatsächlich Liebe" oder „Valentinstag", sondern um fünf grundverschiedene Kurzfilme, die krampfhaft unter dem gemeinsamen Oberbegriff „Liebe" auf einen Silberrohling gezwängt wurden.

    Fünf Episoden zum Thema Liebe – so einfach ist das Konzept von „Liebe, oder lieber doch nicht". Da ist zum einen Jane (Talulah Riley), ein junges Mädchen, unentschlossen, ob sie alten Liebschaften und Entscheidungen hinterher trauern, oder den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt wagen soll („The Summer House"). Sylvia (Emma Randall) hingegen ist eine in die Jahre gekommene Hippie-Braut, die an ihren feststehenden Werten zu Zweifeln beginnt („Blue Poles"). Im dritten Abschnitt steht eine flüchtige Bekanntschaft im Mittelpunkt, die die Weltanschauung des geschäftsmännischen Travis (James Franco) grundlegend verändert („Grasshopper"). Charlotte Brown (Amy Adams) muss in „Pennies" innerhalb eines Zeitfensters von zwei Stunden eine horrende Summe Geld auftreiben, wobei der Verwendungszweck erst einmal schleierhaft bleibt. Der letzte Kurzfilm „Auto Motives" zeigt verschiedene Erlebnisse von Menschen, die auf die ein oder andere Weise mit einem Auto in Verbindung stehen.

    Das klingt, als hätten all diese Filme wenig gemeinsam – und das haben sie auch nicht. Schließlich wurden diese Shorts unabhängig voneinander produziert. Ein roter Faden, der sich durch alle Geschichten zieht, ist da freilich nicht auszumachen. Der erste Kurzfilm dieses romantischen Sammelsuriums ist „The Summer House". Als Aufmacher kündigt der Zwölf-Minüter den blassbleichen Herzensbrecher Robert Pattinson an, und der erscheint nach zehn der zwölf Minuten auch tatsächlich, hat ungefähr eine Minute Spielzeit und verschwindet dann wieder so rasch, wie er gekommen ist – ein klassisches Beispiel dafür, wie ein zugkräftiger Name schamlos für kommerzielle Zwecke ausgeschlachtet wird. Genauso geht es mit Robert Downey Jr. in „Auto Motives", dessen Spielzeit beträgt immerhin geschätzte 100 Sekunden. Das ist ein Käuferfang, der in puncto Dreistigkeit kaum noch zu überbieten ist.

    Wenigstens die restlichen drei Kurzfilme halten, was sie versprechen – und präsentieren die angekündigten Schauspieler in voller Kurzfilmlänge. Nicht immer kommt mit den Namen auch die Qualität, aber zumindest zwei der fünf Episoden bieten immerhin unterhaltsames Mittelmaß. Da wäre zum einen der „Grasshoper" von Regisseur Eric Kmetz und zum anderen „Pennies" von Diana Valentine und Warner Loughlin. Beide Filme leben von den großen Namen, mit denen die jeweilige Titelrolle besetzt ist. James Franco und Amy Adams zeigen respektive solide Leistungen. Leider überzeugen die Story-Entwürfe auch hier kaum. Die „Pennies"-Regisseure Valentine und Loughlin versuchen, dieses Manko durch interessant-überzogene Figuren wettzumachen. Einige Gäste in der Imbissbude, in der Amy Adams versucht, das nötige Geld aufzutreiben, erinnern an David-Lynch-Figuren, was dem ganzen Szenario subtil-albtraumhafte Züge verleiht. Letztendlich scheitert aber auch dieser 24-Minüter an seiner misslungenen Auflösung.

    „Liebe, oder lieber doch nicht" vereint, was nicht zusammengehört und betreibt Kundenfang unter Vorgabe falscher Tatsachen. Keine Episode weiß wirklich zu fesseln, geschweige denn romantische Gefühle zu wecken. Schlimmer noch, dieses Filmpatchwork ist ärgerliche Zeitverschwendung. Liebhaber der jeweiligen Schauspieler sollten die Shorts einzeln beurteilen, denn genau das sind sie: vollkommen unabhängige Arbeiten, die ohnehin nie zusammengehörten.

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