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    Bad Neighbors
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Bad Neighbors
    Von Björn Becher

    Wer ist der beste Kino-Batman? George Clooney (Stichwort: „Nipplegate“) und Val Kilmer sind aufgrund blasser Darstellungen aus dem Rennen und so gibt es für diesen Ehrentitel – jedenfalls bis Ben Affleck in „Batman Vs. Superman“ vielleicht ganz neue Akzente setzt - wohl nur zwei ernstzunehmende Konkurrenten: Michael Keaton und Christian Bale. Was das mit der Komödie „Bad Neighbors“ zu tun hat? Deren Hauptfiguren (gespielt von Zac Efron und Seth Rogen) diskutieren die Frage nach dem besten Dunklen Ritter in einer rauschhaften Party-Nacht ausgiebig. Und in Nicholas Stollers Film wird sie auch eindeutig beantwortet, denn für Bale und seine markant-berüchtigte Batman-Stimme hat der Regisseur nur Spott übrig, gemeinsam mit dem englischen Oscar-Preisträger zieht er auch dessen Parteigänger durch den Kakao, wenn Efron alias Teddy seinen Favoriten leidenschaftlich nachahmt – mit abschreckendem Effekt. Die Sympathien des Filmemachers sind also klar verteilt, wer sich ihm anschließt und bei der Auseinandersetzung mit dem Party-Tiger Efron auf der Seite des Familienvaters und vermeintlichen Langweilers Rogen steht, wird mit dieser Ode aufs „Gesetzter-Werden“ viel Spaß haben.

    Mac (Seth Rogen) und Kelly (Rose Byrne) sind in ihren Dreißigern und haben ihre wilden Tage lange hinter sich gelassen. Auch wenn gelegentlich noch heimlich ein Joint auf der Arbeit geraucht wird oder man mit Sex in der Küche wieder ein bisschen Aufregung in die Ehe bringen will, ist das Leben doch irgendwie langweilig geworden. Schließlich müssen sie sich nun auch tagein, tagaus um ein kleines Baby kümmern. Als eine Studentenverbindung ins Haus nebenan einzieht, vergessen die Eheleute zunächst alle Sorgen und lassen es bei einer Party mit den neuen Nachbarn ordentlich krachen. Als die Studenten am folgenden Abend aber bereits die nächste große Sause steigen lassen, sieht Mac keinen anderen Ausweg und ruft die Polizei. Das fasst Verbindungspräsident Teddy (Zac Efron) als Kriegserklärung auf, hat der scheinbar so lässige Mac ihm doch vorher versprochen, genau das niemals zu tun. Schnell eskaliert die Auseinandersetzung zwischen der Kleinfamilie und den Studenten und es ist bald klar: Am Ende wird nur eine Partei hierbleiben…

    Nicholas Stoller wurde Ende 2007 im Alter von 31 Jahren selbst Vater. Und auch wenn der britische Regisseur von „Nie wieder Sex mit der Ex“ und Autor von „Die Muppets“ nicht selbst für das Drehbuch verantwortlich ist, sind seine Sympathien offenkundig. Er verstärkt die im Debütskript der langjährigen Judd-Apatow-Getreuen Andrew J. Cohen und Brendan O'Brien, die erstmals 2008 mit den Internet-Videos aus der „Schauspielschul“-Reihe „Acting with James Franco“ für Aufsehen sorgten, angelegten Tendenzen noch und macht die Seth-Rogen-Figur zu seinem Alter Ego. Die Verbindungsbrüder von nebenan werden dagegen zu Karikaturen überzeichnet. Dave Francos Pete hat zwar offensichtlich einiges auf dem Kasten, wird aber schlussendlich trotzdem darauf reduziert, dass er auf Kommando einen Ständer in der Hose bekommen kann, während Christopher Mintz-Plasses Scoonie nur verehrt wird, weil er einen Riesenpenis hat, was sich beim Verkauf nachmodellierter Dildos als vorteilhaft erweist. Und Zac Efrons Anführer Teddy ist schlicht dumm. Sein einziger Lebensinhalt ist die Suche nach der legendären Party, von der man sich noch in Jahren erzählen wird, außerdem zieht er bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit das Shirt aus, um seinen eindrucksvollen Waschbrettbauch zu präsentieren. Dieses prahlerisch-exhibitionistische Verhalten konterkariert Stoller, indem auch Seth Rogens Mac beim Zusammentreffen mit Teddy immerzu blankzieht, obwohl sein Oberkörper haarig und schwabbelig ist: Normalität gegen den hohlen Muskel-Adonis.

    Das Duell zwischen Ehepaar und Studentenverbindung würzt Nicholas Stoller mit treffenden Gags und kleinen Gemeinheiten. Da hat die mit ihrem breiten australischen Akzent mal wieder ganz wunderbare Rose Byrne („Das hält kein Jahr...!“) ihren großen Auftritt, wenn sie mit weiblicher List einen Keil zwischen die beiden „Bros“ Teddy und Pete treibt. Die Verbindungsbrüder lösen dagegen mit geklauten Airbags große Panik bei Mac aus, der seinerseits nicht davor zurückschreckt, das Haus der Nachbarn unter Wasser zu setzen. Solche mal grotesken, mal hinterlistigen Einfälle (gerade auch bei den wilden Party-Szenen) sind der erzählerische Kitt, der über einige kleinere Längen hinweghilft – und das setzt sich bis in den Abspann hinein fort, in dem das Baby der Familie in Outfits zu Serien wie „Breaking Bad“ und „Mad Men“ posiert. „Bad Neighbors“ ist zuweilen ein wahres Pointenfeuerwerk, die oft gefühlvollen Momente der Ruhe, die früheren Komödien von Stoller wie „Nie wieder Sex mit der Ex“ oder „Fast verheiratet“ eine zusätzliche Dimension gaben, fehlen hier dagegen fast vollständig. So fehlt der Beziehung zwischen Mac und Kelly dann auch etwas Herz und als ihre Ehe in Gefahr gerät, ist das eine Handlungswendung ohne emotionalen Widerhall. Und wo bei „Fast verheiratet“ schließlich die Nebenfiguren zusätzliche Würze ins Geschehen brachten, sind das befreundete Ex-Ehepaar Paula (Carla Gallo) und Billy (Ike Barinholtz) sowie „Friends“-Star Lisa Kudrow als Uni-Dekanin hier auch nur penetrante Karikaturen.

    Fazit: Michael Keaton oder Christian Bale? Wer die Frage nach dem besten Kino-Batman ganz eindeutig und voller Inbrunst mit Michael Keaton beantwortet, ist bei „Bad Neighbors“ im richtigen Film. Der bekommt nämlich nicht nur eine stattliche Ansammlung gelungener Gags geboten, sondern wird auch besonders gern dem nur scheinbaren Spießer Mac die Daumen drücken, dem hier alle Sympathien gehören.

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