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    The Trench - Das Grauen in Bunker 11
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Trench - Das Grauen in Bunker 11
    Von Lars-Christian Daniels

    Es müssen nicht immer die Nazis und der Zweite Weltkrieg sein: Schon bevor untote SS-Soldaten den Zuschauer und ihre Opfer in neueren Horrorfilmen wie „Dead Snow“, „Frankenstein's Army“ oder „Bunker Of The Dead“ in schöner Regelmäßigkeit das Fürchten lehrten, bewies Regisseur Michael J. Bassett („Solomon Kane“) mit seinem Geister-Kriegsfilm „Deathwatch“, dass auch der Erste Weltkrieg mit seinen endlosen Schützengräben und finsteren Tunnelsystemen eine ideale Kulisse für einen überzeugenden Gruselfilm liefern kann. Der Regisseur und Werbefilmer Leo Scherman setzt nun auf ein ähnliches Setting: In seinem düsteren Weltkriegsschocker „Trench 11“ erhält ein halbes Dutzend Soldaten der Entente-Mächte die undankbare Aufgabe, sich durch eine unterirdische Bunkeranlage zu kämpfen, die die Deutschen nicht ohne Grund ihren Feinden überlassen haben. Was nach einer Mischung aus „Resident Evil“ und „Im Westen nichts Neues“ klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung allerdings als Enttäuschung, weil dem Film nach einem stimmungsvollen Auftakt schon bald die erzählerische und inszenatorische Puste ausgeht.

    November 1918, an der Westfront im Ersten Weltkrieg: Der Sieg der Alliierten ist nur noch eine Frage der Zeit. Doch die Deutschen haben noch ein Ass im Ärmel: Sie sind im Besitz einer hochansteckenden biologischen Waffe, die noch einmal die Wende bringen könnte. Der britische Colonel Ashcroft (John B. Lowe) befiehlt einem Einsatzkommando unter Leitung des erfahrenen Jennings (Ted Atherton), sich hinter die feindlichen Linien aufzumachen und die Wunderwaffe aufzuspüren. Unter den abkommandierten Soldaten ist auch der trinkende Kanadier Berton (Rossif Sutherland), der sich gerade erst mit der hübschen Französin Véronique (Karine Vanasse) eingelassen hat und wenig Lust verspürt, sich im bereits gewonnen geglaubten Krieg erneut aufs Schlachtfeld zu bemühen. An den Schützengräben angekommen, machen seine Kameraden und er allerdings eine beunruhigende Entdeckung: Die Deutschen haben in einer verlassenen Bunkeranlage offenbar die Kontrolle über die gesuchte Waffe verloren und in der Dunkelheit lauern blutrünstige Gestalten, die mit Waffengewalt kaum zu zähmen sind. Außerdem ist da noch der deutsche Truppenführer Reiner (Robert Stadlober), der unverhofft mit ein paar Mann zur Anlage zurückkehrt und den Alliierten ordentlich einheizt...

    Der österreichische Schauspieler, Synchronsprecher und Filmpreisgewinner Robert Stadlober („Crazy“, „Sommersturm“) hat in seiner Karriere bereits in mehr als 60 Fernseh- und Kinofilmen mitgewirkt – „Trench 11“ gehört da nicht zu den Höhepunkten. Das liegt weniger an seiner soliden, mit einer ordentlichen Portion Sadismus und Wahnsinn angehauchten Performance als karikaturesker deutscher Klischeebösewicht, sondern vielmehr am recht einfallslosen Skript von Regisseur Leo Scherman („Never Forget“). Nach einem atmosphärisch dichten Auftakt in den verschneiten Wäldern und ein paar netten Jump Scares in der nur vermeintlich verlassenen Bunkeranlage zieht Scherman die Spannungsschraube zwar kontinuierlich an, bedient sich jedoch ausschließlich der bekannten Genretricks: Die Untoten sind in den labyrinthartigen Gängen anfangs oft nur kurz im Bild oder schemenhaft zu erahnen, der Nervenkitzel generiert sich daher in erster Linie aus der Frage, was da wohl für Bestien in der Finsternis lauern. Blasen die Zombies dann aber erstmal zur Attacke auf die Eindringlinge, sind sie in ihrer ganzen Pracht zu sehen – ab diesem Zeitpunkt geht der Reiz weitgehend verloren, weil das Geheimnis gelüftet ist und Scherman nur noch auf das übliche Wechselspiel zwischen Spannung und Entspannung sowie ein paar saftige Gore-Einlagen setzt.

    Für zartbesaitete Mägen ist der mit einem atmosphärisch-düsteren Soundtrack unterlegte „Trench 11“ daher nicht zu empfehlen: Schon nach einer halben Stunde sägt der zum Stoßtrupp zählende Soldat Dr. Priest (Charlie Carrick) bei einer beunruhigenden Autopsie im Bauchraum eines von ekelhaften weißen Würmern befallenen Untoten herum und das bleibt nicht die letzte Sequenz dieser Art. Wer sich darüber hinaus einen gruseligen, aber nicht allzu ernst gemeinten Zombiespaß erhofft hat, dürfte eher eine Enttäuschung erleben, denn immer wieder verlässt Scherman die Pfade der soliden Genreunterhaltung und widmet sich in unnötiger Ausführlichkeit einer möglichen Meuterei und der Gruppendynamik unter den Soldaten, die ohnehin der Reihe nach das Zeitliche segnen müssen und deren Schicksal dem Zuschauer dank der fehlenden individuellen Charakterzeichnung herzlich egal sein dürfte. Mit Ausnahme des Frankokanadiers Berton erhält nämlich kein einziger Alliierter eine Vorgeschichte - da muss man kein großer Prophet sein, um schon nach wenigen Minuten absehen zu können, wer beim Kampf gegen die untoten Soldaten die besten Karten hat. Vielversprechende Drehbucheinfälle (wie zum Beispiel einen Gasangriff in den stickigen unterirdischen Gängen) werden hingegen zu schnell wieder fallengelassen, sodass auch die Rückkehr der deutschen Feinde im Schlussdrittel kaum noch neuen Schwung ins Geschehen bringt.

    Fazit: Trotz des stimmungsvollen Auftakts und des vielversprechenden Settings ist Leo Schermans Weltkriegsschocker „Trench 11“ unter dem Strich ein enttäuschender Beitrag zum in den vergangenen Jahren sehr häufig bespielten Subgenre „Zombiefilm mit (Nazi-)Soldaten“.

    Wir haben „Trench 11“ auf dem Fantasy Filmfest 2017 gesehen, wo er im offiziellen Programm gezeigt wird.

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