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    47 Meters Down: Uncaged
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    47 Meters Down: Uncaged

    Ein spannender Thriller, der plötzlich "Meg 2" sein will

    Von Oliver Kube

    2017 avancierte der Survival-Thriller „47 Meters Down“ in den USA zum Überraschungs-Hit, nachdem er ursprünglich eigentlich gar nicht auf die große Leinwand kommen, sondern direkt auf DVD erscheinen sollte. Letztlich spielte der Tier-Horror sogar mehr als das Zehnfache seines Budgets an den Kinokassen ein. Kein Wunder also, dass anschließend umgehend mit den Arbeiten an einem Sequel losgelegt wurde. Obwohl die zentralen Beteiligten hinter der Kamera nahezu identisch sind, haben Story und Figuren allerdings nichts mehr mit dem ersten Teil zu tun. Wer den Vorgänger verpasst haben sollte, braucht beim erneut von Johannes Roberts inszenierten Sequel „47 Meters Down: Uncaged“ also keinerlei Angst zu haben, irgendetwas nicht mitzubekommen. Viel zu verstehen gibt es da ja aber sowieso nicht: „Die Haie haben Hunger, die Menschen wollen nicht gefressen werden!“ Wobei das Haifisch-Setting diesmal schon ein wenig extravaganter ausfällt als beim Original, das noch mit einem einzelnen Käfig auf dem Meeresgrund ausgekommen ist.

    Mia (Sophie Nélisse) ist mit ihrer Patchwork-Familie aus den USA nach Mexiko umgezogen. Damit die Teenagerin und ihre Stiefschwester Sasha (Jamie Foxx‘ Modeltochter Corinne Foxx) sich endlich näherkommen, spendieren ihre Eltern den Mädchen Tickets für eine Haifisch-Tour auf einem Touristenboot. Doch Sasha hat keine Lust und lässt sich kurz vor dem Ablegen von ihren Freundinnen (Brianne Tju und Sylvester Stallones Tochter Sistine Rose Stallone) abholen. Widerwillig nehmen sie Mia mit in Richtung ihres eigentlichen Ziels – einer im Wald versteckten Lagune. Dort wollen sie mit Drucklufttauchgeräten eine versunkene Ruinenstadt erkunden. Das Quartett hat zunächst tatsächlich eine Menge Spaß, bis sie bemerken, dass sie in dem düsteren Unterwasserlabyrinth nicht allein sind. Riesige Haie – blind, aber mit geschärften Sinnen – machen plötzlich Jagd auf die panisch reagierenden Jugendlichen. Als dann auch noch der Höhleneingang einstürzt und der Sauerstoffvorrat zur Neige geht, scheint ihr Schicksal besiegelt ...

    Wir wären ja spätestens beim Totenkopf sofort wieder umgekehrt ...

    Wie schon beim ersten Teil gibt es auch diesmal einen ansprechend in Szene gesetzten, von einem ominös- stimmungsvollen Elektro-Score von tomandandy („The Strangers“) begleiteten Unterwasser-Vorspann. Anschließend folgt allerdings erst mal eine unnötig lange Mobbing-an-der-Schule-Einleitung, die den einen oder anderen Gruselfreak womöglich sogar daran zweifeln lässt, ob er wirklich im richtigen Kinosaal gelandet ist. Statt mit Hai-Spannung beginnt „47 Meters Down 2“ eher wie ein Revival des „Girls Club“-Franchises. Einen wirklichen Bezug zum späteren Unterwasser-Kern der ohnehin nur hauchdünnen Geschichte gibt es nicht. Die Sequenz bietet lediglich eine recht müde Entschuldigung dafür, dass die Schwestern widerwillig gemeinsam zum heimlichen Tauchen aufbrechen. Das hätte man aber auch weniger klischeehaft und vor allem knapper abwickeln können.

    Sind die vier Mädchen erst einmal die Eltern („Boyz N The Hood“-Veteranin Nia Long ist bloß Staffage, „My Big Fat Greek Wedding“-Star John Corbett hat zumindest eine nicht unwichtige Szene) los, erinnert das Szenario zunehmend an eine Unterwasser-Variante von Neil Marshalls grandiosem Höhlen-Horror „The Descent - Abgrund des Grauens“. Da ist es sogar halbwegs zu verschmerzen, dass es tatsächlich eine knappe halbe Stunde dauert, bis der erste Hai kaum wahrnehmbar im Hintergrund vorbeihuscht. Der Zuschauer muss schon aufmerksam sein, sonst verpasst er ihn genauso wie die zu diesem Zeitpunkt ausgelassen herumalbernden Mädchen. Kurze Zeit später geht es dann aber endlich ab – und das ist dann tatsächlich nicht von schlechten Eltern: Die blinden, kalkweißen und stark vernarbten CGI-Ungetüme sehen wirklich furchterregend aus. Ihr Maul ist beim lautlosen Herannahen so weit aufgerissen, dass der Zuschauer seine Finger immer tiefer in die Armlehnen krallt. Zudem beherrscht Roberts die seltene Kunst des effektiven Jump Scares, mit denen er es aber zugleich auch nicht übertreibt.

    Ein höheres Budget, das man auch sieht

    Was die optischen Reize angeht, hat „47 Meters Down: Uncaged“ klare Vorteile gegenüber seinem Vorgänger. Anstatt über weite Strecken lediglich einen rostigen Käfig vor nahezu leerem Meeresboden zu zeigen, wird hier nun deutlich mehr visuelle Abwechslung geboten (weshalb das Budget diesmal auch etwas höher liegen dürfte als beim nur fünf Millionen Dollar teuren ersten Teil). Das Labyrinth der Gänge und Katakomben der alten Maya-Grabstätte, inklusive einer komplett überfluteten Halle mit Altar und lebensgroßen Skulpturen, bietet interessantere, vielseitigere Möglichkeiten, die Figuren und damit den Zuschauer zu überraschen. Für mehr Vielfalt sorgt zudem der Umstand, dass dieses Mal doppelt so viele Mädchen fatale Entscheidungen treffen können, um sich (erneut) in Lebensgefahr zu begeben. Auch wenn sich Roberts und sein Co-Autor Ernest Riera dabei ausschließlich mit recht konventionellen Archetypen (burschikoses Alpha-Girl, kapriziöse Prinzessin, ängstliches Mäuschen) zufriedengeben.

    Der also durchaus gelungene, streckenweise sogar sauspannende und trotzdem nicht gnadenlos überdrehende Mittelteil wird dann allerdings durch ein sehr unpassend wirkendes Finale wieder abgewertet. Die letzten zehn Minuten sind plötzlich so over the top, dass sie auch Teil einer Fortsetzung des Jason-Statham-verprügelt-einen-Riesenhai-Blockbusters „Meg“ sein könnten. Die gen Ende auch immer weniger überzeugenden Spezialeffekte sorgen dann endgültig für ein Trash-Feeling, das bei Zuschauern in Party-Stimmung, die sich in den vorherigen 70 Minuten den passenden Pegel draufgeschafft haben, womöglich sogar für Grölen und Jubel sorgen. Trotzdem passt der plötzliche Tempowechsel nicht zum sonstigen Ton des Films – und auch nicht zum etablierten Verhalten der Figuren. Ernüchternd.

    Fazit: Ein spannender, atmosphärisch wie visuell ansprechender Mittelteil wird von einem klischeehaften Einstieg und einem seltsam vom Rest des Films losgelösten Trash-Finale in die Tiefe gezogen. Schade.

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