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    Ma - Sie sieht alles
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Ma - Sie sieht alles

    Horror mit starker Hauptdarstellerin

    Von Thomas Lassonczyk

    Mit seiner eigenen Firma Blumhouse Productions hat sich Jason Blum in den vergangenen Jahren den Ruf erarbeitet, Hollywoods erfolgreichster Horrorproduzent zu sein. Berühmt-berüchtigte Filmreihen wie „Paranormal Activity“, „The Purge“ oder „Insidious“ gehen auf sein Konto. Blums Filme sind meist preisgünstig, aber auch wagemutig. Der Produzent gibt zudem Regisseuren eine Chance, die man nicht unbedingt sofort im Horrorgenre vermuten würde – wie zum Beispiel Comedian Jordan Peele, der so den herausragenden „Get Out“ sowie jüngst den vieldiskutierten „Wir“ machen konnte.

    Tate Taylor ist nun ein weiterer Filmemacher, der dank Blum seinen ersten Horrorfilm umsetzt. Der Regisseur inszenierte zuletzt den Krimi „Girl On The Train“ und zuvor das James-Brown-Biopic „Get On Up“, ist aber vor allem für das oscarnominierte, 1960er-Jahre -Südstaaten-Drama „The Help“ bekannt, mit dem ihm der Durchbruch gelang. Darin setzt er unter anderem Octavia Spencer großartig in Szene, was dieser ihren ersten Oscar einbrachte. Die Schauspielerin bekleidet nun auch die Titelrolle in „Ma – Sie sieht alles“ und weiß dabei erneut zu begeistern, was über die Schwächen des konventionell inszenierten Horror-Dramas hinweghilft.

    Octavia Spencer ist das Highlight von "Ma".

    Sue Ann (Octavia Spencer), die sich gerne Ma nennen lässt, wird eines Tages von Teenager Maggie (Newcomerin Diana Silvers, erinnert ein wenig an die junge Anne Hathaway) vor einem Schnapsladen angesprochen, ob sie nicht ein wenig Alkohol für sie und ihre ebenfalls minderjährigen Freunde besorgen könne. Sue Ann findet das zwar nicht wirklich gut, willigt aber trotzdem ein und geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie stellt den Jugendlichen den Keller ihres Hauses für deren spätpubertäre Party-Orgien zur Verfügung – allerdings unter zwei Bedingungen: Einer muss den Fahrer geben und nüchtern bleiben. Und die oberen Stockwerke von Sue Anns Domizil sind für alle Besucher tabu. Doch nach und nach wird Ma immer seltsamer, unberechenbarer, ja Furcht einflößender. Höchste Zeit, sich nach einer anderen Feier-Location umzusehen. Aber da ist die Falle längst schon zugeschnappt.

    „Ma“ lebt vom eindringlichen Spiel der Hauptdarstellerin. Die Kamera ist immer nahe dran, wenn etwa Octavia Spencers Lächeln plötzlich gefriert und zu einem teuflischen Grinsen mutiert. Jeder Blick, jede Geste wird minutiös festgehalten und offenbart die große Schauspielkunst der Oscarpreisträgerin, die in diesem Film lediglich in Juliette Lewis (grandios einst in Meisterwerken wie „Kap der Angst“ oder „Natural Born Killers“) als Maggies alleinerziehende Mutter eine ebenbürtige Partnerin besitzt. Eine Szene in einem Schnapsladen ist ein verbaler Schlagabtausch auf Augenhöhe, an die kein weiterer Moment mit irgendwelchen anderen Figuren nur ansatzweise heranreicht. Das liegt auch daran, dass vor allem die Teenager-Darsteller nur stereotype, austauschbare und so ziemlich beliebige Charakter verkörpern dürfen.

    Viel Aufbau, wenig Überraschung

    Von seiner Struktur erinnert „Ma“ ein wenig an die Suspense-Thriller eines Alfred Hitchcock, das heißt, der Horror findet im Kopf des Betrachters statt, soll in erster Linie auf einer psychologischen Ebene funktionieren. Das klappt aber nicht immer. Drehbuchautor Scotty Landes folgt einfach nur klassischen und altbekannten Genremustern, mit denen er beim hartgesottenen Horrorfan kaum Gänsehaut hervorrufen kann. Im letzten Viertel drückt Taylor dann immerhin auf die Tube. Aus dem dem seelischen Grauen macht er auch ein körperliches, es wird etwas blutiger und brutaler, wenn auch nicht zu extrem: Schließlich möchte man die Teenager-Zielgruppe, für die „Ma“ gemacht ist, nicht überfordern. Doch gerade in diesem Finale lässt „Ma“ auch qualitativ merklich nach.

    Baut Tate Taylor zuvor auch mit Rückblenden, die uns erklären, warum Ma zu so einem schrecklichen Monster mutiert, nicht nur Atmosphäre, sondern vor allem auch Erwartungen auf, zahlt er darauf absolut nicht ein. Sind die Grusel-Effekte sowieso nur spärlich gesetzt, ist es nicht mehr als ein bloßes Opfer-Abhaken, wenn Ma ihre Rachepläne endlich umsetzt. So bleibt am Ende neben Octavia Spencer und Juliette Lewis vor allem noch ein Laune machender Retro-Soundtrack mit Ohrwürmern von „Funky Town“ über „The Safety Dance“ bis „Kung Fu Fighting“ in Erinnerung. Jason Blum wird es egal sein. Denn dank seines Low-Budget-Prinzips wird auch der gerade mal fünf Millionen Dollar teure „Ma“ locker ein Vielfaches seiner Produktionskosten einspielen.

    Fazit: „Ma – Sie sieht alles“ ist ein konventioneller Gruselthriller, der vor allem mit Octavia Spencer in der Hauptrolle punkten kann.

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