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    Mord in Saint-Tropez
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Mord in Saint-Tropez

    Auf den Spuren von Louis de Funès

    Von Karin Jirsak

    Wer sich den deutschen Titel der Krimi-Komödie „Mord in Saint-Tropez“ (die deutsche Übersetzung des Originals lautet in etwa: „Das Geheimnis von Saint-Tropez“) ausgedacht hat, hätte sich den Film wohl besser vorher angesehen. Mehr wollen wir über den in den 1970ern angesiedelten Kriminalfall aber auch gar nicht verraten – und allzu viel gäbe es da sowieso nicht zu enthüllen, denn der Fall als solcher spielt ohnehin kaum eine Rolle. Im Zentrum steht bzw. wütet vielmehr allein Inspektor Boulin, der mit seinen fragwürdigen „Ermittlungsmethoden“ das Jetset-Leben an der Côte d’Azur aufwirbelt.

    Statt spannender Mörderhatz mit Gag-Garnitur serviert Regisseur Nicolas Benamou („Full Speed“) albernen Slapstick am laufenden Band. Ein klarer Fall also für Altmeister Christian Clavier („Monsieur Claude und seine Töchter“): Er übernimmt die Hauptrolle und arbeitete auch am Drehbuch mit. Ein weiteres Schwergewicht der französischen Kinokomödie ist mit Claviers „Asterix & Obelix“-Co-Star Gérard Depardieu an Bord, hier in wenigen Szenen als Boulins Pariser Vorgesetzter zu sehen.

    Der einzige, der Inspektor Boulin (Christian Clavier) für einen kompetenten Ermittler hält, ist er selbst.

    Bei gutem Wetter blickt es sich über den eigenen Pinienwald bis nach Monaco – kaum vorstellbar, dass an einem solch traumhaft schönen Ort ein Verbrechen geschehen könnte. Aber dann überschlägt sich ein Sommergast mit einem vom milliardenschweren Baron Claude Tranchant (Benoît Poelvoorde) geliehenen Cabrio. Offenbar galt der Anschlag dessen Ehefrau Éliane (Virginie Hocq). Ein Anruf in Paris sollte da doch eigentlich ausreichen, um den besten Ermittler des Landes auf den Fall anzusetzen, denkt sich der einflussreiche Tranchant. Mais non: Wegen der Sommerferien steht leider nur der ebenso planlose wie eigensinnige Inspektor Boulin (Christian Clavier) zur Verfügung. Ob es trotzdem gelingt, den Fall zu lösen?

    Chirac hat mir einen Vollidioten geschickt“, jammert Tranchant schon recht bald nach dem Eintreffen des Inspektors. Ein hartes, aber faires Urteil. Keine Frage, der Komödien-Superstar Christian Clavier beherrscht die Claviertur – pardon, Klaviatur – des albernen Slapsticks wie kaum ein anderer: Torkeln, stolpern, abrutschen, fallenlassen… und ein bisschen Sardinenkotze gibt es auch noch obendrauf. Anfangs machen diese hemmungslosen Eskapaden auch noch Spaß, eine gewisse Vorfreude auf die totale Eskalation bahnt sich an. Doch dann stellt sich recht bald ein Gefühl der Eintönigkeit ein. Das liegt auch daran, dass parallel zum dumpfen Gag-Feuerwerk so gut wie keine Plot-Entwicklung stattfindet. Der Fall ist im Grunde bedeutungslos. Die „Ermittlungen“ sind nur ein Vorwand für Boulins Fettnapfparade – und die Auflösung des Verbrechens hätte man kaum lieb- und lustloser erzählen können.

    Rossy de Palma sieht auch in "Mord in Saint-Tropez" aus, als würde sie in einem Film ihres Förderers Pedro Almodóvar mitspielen.

    Unter den Reichen und Schönen von Saint-Tropez, die da nun auf dem Anwesen mit dem schrulligen Pariser Schnüffler kollidieren, gibt es zwar einige wahrhaft exzentrische Gestalten, größtenteils werden sie aber nicht zu plastischen, aktiven Figuren entwickelt. Das ist besonders schade, wenn man einen internationalen Star besetzt, der so viele Möglichkeiten eröffnet wie die mallorquinische Almodóvar-Muse Rossy de Palma („Fessle mich!“, „Parallele Mütter“). Ihre Figur und der Rest des bunten Haufens bleiben als Charaktere viel zu schemenhaft, um ernsthaft ins Fadenkreuz zu geraten und interagieren dazu auch kaum bis gar nicht mit Boulin. Stattdessen sind die Sommergäste hauptsächlich damit beschäftigt, reich und (teilweise) schön zu sein, Cocktails am Pool zu schlürfen und die Augen über den Trottel-Bullen aus Paris zu verdrehen.

    Die Geschichte in den Siebzigern spielen zu lassen, bietet Regisseur Benamou indes viele Möglichkeiten, die laue Story mit knalligen Outfits und Oldtimern von todschick bis rumpelig-putzig aufzumotzen. Auch lässt sich anhand des zeitlichen Settings vermuten, dass Benamou mit seinem Kommissar Boulin etwas schaffen wollte, das an die gute alte Zeit der großen französischen Polizei-Komödien-Superhits wie „Der Gendarm von St. Tropez“ (1964) mit seinen fünf (!) Fortsetzungen (in allen spielt Louis de Funès den verplanten Gendarmen Ludovic Cruchot) anknüpft. Nicht auszuschließen also, dass auch auf Monsieur Boulin noch der eine oder andere Auftrag wartet…

    Fazit: Französischer Klamauk der alten Schule, der leider den Krimiplot zu sehr vernachlässigt. So ist „Mord in Saint-Tropez“ vor allem eine One-Man-Slapstick-Show für Christian „Monsieur Claude“ Clavier – und die gerät spätestens ab der Hälfte des Films ein wenig eintönig.

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