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    Beast - Jäger ohne Gnade
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Beast - Jäger ohne Gnade

    Ein brauner Löwe ist halt kein Weißer Hai

    Von Karin Jirsak

    Idris Elba in Rückenansicht. Breitbeinig hat sich der „Luther“-Star schützend vor zwei jungen Mädchen in Position gebracht. Über die von großen Tierkrallen blutig gekratzte Schulter blick er sich um, wo ES lauert. Das Biest. Seine langen, scharfen Zähne bilden den Rahmen für das Familienbild, das wir hier aus Rachenperspektive des tierischen Monsters sehen – das Filmplakat zu „Beast – Jäger ohne Gnade“ weckt Erwartungen, die der Film nicht enttäuscht: Baltasar Kormákur („Everest“), als Isländer sonst meist eher kältere Gefilde gewöhnt, liefert hier eine streckenweise ganz unterhaltsame Monsterjagd in der südafrikanischen Savanne, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt, aber auch kaum Überraschendes bietet.

    Dr. Nate Daniels (Idris Elba) wird von Schuldgefühlen geplagt. Erst kürzlich ist seine Frau an Krebs verstorben. Hätte er sie retten können, wenn er die Familie nicht verlassen hätte? Sowohl er selbst als auch seine beiden Töchter Meredith (Iyana Halley) und Norah (Leah Jeffries) hadern mit der Vergangenheit. Um ihre Trauer zu verarbeiten und sich als Familie wieder näherzukommen, fliegt das Trio nach Südafrika, wo Nate damals die Mutter seiner Töchter kennenlernte. Eine Safari mit Nates altem Studienfreund Martin (Sharlto Copley) soll Zerstreuung bringen, doch in den Schatten der Savanne lauert ein blutrünstiger Feind…

    Wenn sich selbst der 1,90 Meter große Idris Elba so sehr fürchtet, dann ist klar, dass da etwas wirklich Gefährliches auf einen zukommt!

    Im Horrorkino konnte und wird sich der Löwe als Schreckgestalt gegenüber Hai oder Riesenspinne niemals durchsetzen. Dafür gibt es gute Gründe, beispielsweise seine von Natur aus majestätisch schöne Erscheinung, dank der sich der Löwe trotz potenzieller Gefährlichkeit nur bedingt als Angstgegner empfiehlt. In Baltasar Kormákurs Action-Thriller muss daher nun auch ein in nicht näher beschriebener Weise aus Protest gegen die örtlichen Wilderer zum „Biest“ mutierter Löwe in Erscheinung treten.

    Die Farbe des Horizonts“-Regisseur Kormákur tut gut daran, dieses Biest in den meisten Szenen in Schatten zu hüllen und nur einzelne fiese Details wie seine Zähne oder sein ungepflegtes Fell in einer schnellen Bewegung aufblitzen zu lassen. So darf das Monster seinen Schrecken über weite Strecken bewahren, wenn er die etwas zu langgezogenen 93 Minuten hindurch Idris Elba („Thor“) sowie die Newcomerinnen Iyana Halley („The Hate U Give“) und Leah Jeffries („Empire“) durch die Savanne hetzt. Ein klaustrophobischer Schauplatz ohne Fluchtmöglichkeit und zusätzliche Widersacher in Gestalt der Wilderer sind als Spannungs-Booster nicht völlig uneffektiv, der wahre Horror pirscht sich aber nie nahe genug heran. Ganz im Gegensatz zum tierischen Antagonisten in dieser Urlaubsstory des Grauens.

    Baltasar Kormákur holt einiges an Abwechslung aus seinem Savannen-Setting heraus.

    Wie leicht sich so ein Biest dann doch mit einem Fußtritt aus einem fahrenden Auto abschütteln lässt, ist allerdings erstaunlich und allgemein sollte hier natürlich nicht zu viel Realismus erwartet werden. Dafür aber das eine oder andere cineastische Augenzwinkern, zum Beispiel in Form eines „Jurassic Park“-Fanshirts, das Meredith in einer der ersten Szenen trägt. Ansonsten bietet „Beast – Jäger ohne Gnade“ außer einem sinnfreien deutschen Untertitel noch eine rudimentäre Familien-Backstory, die bis auf den Schauplatz Südafrika aber rein gar nichts mit der Löwengeschichte zu tun hat, sowie Walkie-Talkie-Dialoge wie diesen hier:

    Martin: „Er starrt mich an.

    Nate: „Der Löwe? Warum sollte er das tun?

    Kann man ganz lustig oder auch einfach nur beknackt finden. Nichtsdestotrotz ist die schnörkellos inszenierte Raubtierhatz zwar keine Offenbarung, aber auch keine Zumutung – sofern man als Kinogänger*in mit dem mumifizierten Subgenre des Tierhorrorfilms etwas anfangen kann und keine großen Überraschungen erwartet.

    Fazit: Nicht die erhoffte Adrenalinspritze, die der etwa aus der Mode gekommene Tierhorror gebraucht hätte, um sich seinen Platz auf der großen Kinoleinwand (und nicht nur im Direct-to-Video-Regal) zurückzuerobern. Aber ein ganz solider Snack für Monsterfilm-Enthusiast*innen ist trotzdem dabei rumgekommen.

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