1993 hat Steven Spielberg gleich zwei Filme ins Kino gebracht, die unterschiedlicher nicht sein könnten: den Dinosaurier-Hit „Jurassic Park“ – und den in Schwarz-Weiß gedrehten Holocaust-Film „Schindlers Liste“.
Während ersterer genau das lieferte, was man zu dieser Zeit von Spielberg erwartete – einen eskapistischen Mega-Blockbuster –, war „Schindlers Liste“ für die Regie-Legende ein riesiger und keinesfalls leichter Schritt. Zwar hatte sich Spielberg mit „Die Farbe Lila“ und „Das Reich der Sonne“ schon anderen historischen Stoffen angenommen, doch dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte in einem Hollywood-Film gerecht zu werden, das wäre wohl für jeden Regisseur eine schwer zu bewältigende Aufgabe gewesen – so schreckte selbst ein Schwergewicht wie Martin Scorsese vor dem Projekt zurück.
Nicht nur Spielberg selbst war unsicher, ob er einen Stoff wie „Schindlers Liste“ schultern könnte – auch andere teilten seine Zweifel. So wurden vor der Entstehung des Films Rufe laut, dass sein Stil zu „blockbusterhaft“ sei, um einen derart ernsten und gewichtigen Film drehen zu können. Mit dem australischen Regisseur Fred Schepisi („Eine demanzipierte Frau“) riet ihm sogar ein prominenter Kollege von der Regie ab. Weit schwerer dürfte aber gewogen haben, dass auch Holocaust-Überlebende den Regisseur für eine schlechte Wahl hielten.
Obwohl er am Boden zerstört war, nahm er sich der schwierigen Aufgabe an. Dabei war er es, der sich dem Studio in den Weg stellte, als es etwa verlangte, dass „Schindlers Liste“ mehr kathartische Hollywood-Momente enthalten solle.
Die Dreharbeiten erwiesen sich als nicht minder kompliziert: Nicht nur, dass Spielberg als Kind jüdischer Eltern selbst Familienmitglieder hat, die ihr Leben in Konzentrationslagern verloren haben – und es ihm vor diesem Hintergrund besonders stark zusetzte, sich den beispiellosen Gräueltaten der Nazis Drehtag für Drehtag stellen zu müssen.
Dazu kam, dass Spielberg und die Filmcrew in Polen von einem höchst unwirtlichen Winter mit Temperaturen von 15 Grad unter Null überrascht wurden, und dass Neonazis antisemitische Sprüche und Hakenkreuze am Set hinterließen. Ben Kingsley, der im Film als Itzhak Stern zu sehen ist, geriet darüber sogar in ein Handgemenge an der Hotelbar.
Robin Williams rief Steven Spielberg einmal in der Woche an
Was das alles mit Robin Williams zu tun hat? Der 2014 verstorbene Schauspieler arbeitete für „Hook“ mit Spielberg zusammen und war seitdem eng mit dem Regisseur befreundet. Als er von dem Zustand des „E.T.“-Schöpfers erfuhr, beschloss er, ihn aus der Ferne aufzuheitern.
„Robin wusste, was ich durchmachte, und einmal pro Woche rief er mich pünktlich an und machte 15 Minuten Stand-up-Comedy am Telefon“, erzählte Spielberg im Rahmen einer Wiederaufführung anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von „Schindlers Liste“ auf dem Filmfestival in Tribeca (via USA Today). „Ich lachte hysterisch, weil ich so viel loszulassen hatte.“ Außerdem merkte Spielberg an, dass sich Williams nie offiziell von ihm verabschiedete – sondern einfach auflegte, wenn Spielberg gerade seinen Lach-Höhepunkt erreicht hatte.
Das (und der regelmäßige Konsum von „Saturday Night Live“-Folgen) half Spielberg schließlich dabei, den strapaziösen Dreh durchzustehen – der am Ende ein mit sieben Oscars ausgezeichnetes Meisterwerk hervorbrachte, das heute als einer der definitiven Filme über die Shoah und eines der wichtigsten Werke des US-amerikanischen Films überhaupt gilt.
Wenn ihr wissen wollt, wie „Star Wars“-Schöpfer George Lucas seinen „Indiana Jones“-Mitstreiter bei „Jurassic Park“ unterstützt hat, lest auch den folgenden Artikel:
"Ich stecke in Schwierigkeiten": So hat "Star Wars"-Schöpfer George Lucas einen der größten Blockbuster von Steven Spielberg gerettetDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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