1993 hat Steven Spielberg eine in der Filmgeschichte wohl bis heute einzigartige Leistung erbracht, indem er gleich zwei bedeutende Filme in die Kinos brachte, die unterschiedlicher kaum sein könnten: „Jurassic Park“ wurde aus dem Stand zum bis dahin erfolgreichsten Film aller Zeiten, setzte neue Maßstäbe fürs Blockbuster-Kino und startete ein bis heute populäres Franchise. „Schindlers Liste“ wiederum gilt als einer der wichtigsten Filme überhaupt – 1994 konnte das filmische Shoah-Mahnmal in Schwarz-Weiß ganze sieben Oscars gewinnen, darunter für den Besten Film und die Beste Regie.
Doch natürlich war es ein enormer Kraftakt, zwei so konträre, aber gleichermaßen aufwändige Filmprojekte direkt nacheinander zu schultern. Mehr noch, zum Teil haben sich die Zeitpläne sogar überschnitten: Als Spielberg mit der Arbeit an dem Historienfilm begann, war er gleichzeitig noch mit der Postproduktion von „Jurassic Park“ beschäftigt – nach jedem Drehtag musste der Filmemacher noch mehrere Stunden am Schneidetisch verbringen, was ihn bald völlig erschöpfte, zumal es sich bei „Schindlers Liste“ nach eigenen Aussagen ohnehin um seinen „schwesten Film“ handelte.
Robin Williams und George Lucas eilten Steven Spielberg zu Hilfe
Zum Glück hatte Spielberg aber Hilfe: Robin Williams munterte ihn telefonisch auf, wenn die Last, sich Tag für Tag mit dem schwärzesten Kapitel der Menschheitsgeschichte auseinandersetzen zu müssen, zu groß wurde (mehr dazu in diesem Artikel). Ein anderer alter Bekanner wiederum griff ihm ganz praktisch unter die Arme: George Lucas, mit dem Spielberg die „Indiana Jones“-Reihe ins Leben rief.
Gegenüber The Hollywood Reporter hat sich der „E.T.“-Schöpfer an die schwierige Phase zurückerinnert: „Ich war in der Postproduktion von ,Jurassic Park', und ich sagte: ,Ich denke, ich kann [das schaffen]. Ich kann ,Schindlers Liste' machen, während ich ,Jurassic Park' fertigstelle.'“ Tom Pollock, der damalige Leiter der Universal Studios, redete ihm ins Gewissen: „Tom lehnte das ab“, so Spielberg. „Er sagte: ,,Jurassic Park' ist ein riesiges Geschäft für diese Firma, du kannst ihn nicht aufgeben.' Und ich antwortete: ,Tom, ich werde ihn nicht aufgeben. Ich habe den Film abgeschlossen. Alles, was ich noch tun muss, ist ihn zu mischen, zu vertonen und die Farben zu korrigieren.' Und er sagte: ,Nun, das kannst du nicht von Osteuropa aus machen.' Und ich meinte: ,Doch, kann ich.'“
Spielberg selbst konnte natürlich unmöglich zwischen Polen, wo „Schindlers Liste“ gedreht wurde, und den USA hin und her pendeln. Doch es gab einen Retter in der Not: „Ich rief George [Lucas] an. Ich sagte: ,George, ich stecke in Schwierigkeiten. Das Studio ist wirklich sauer auf mich, weil ich ,Jurassic Park' nicht abmische und in Europa bin, um ,Schindlers Liste' zu drehen. Würdest du ,Jurassic Park' abmischen?' Ich hatte bereits seine Mixer an dem Film arbeiten lassen, also sagte George, er würde das übernehmen. Er und Kathy Kennedy mischten den Film.“ Damit hatte sich Spielbergs Dilemma aufgelöst – und beide Meisterwerke fanden wie geplant im Abstand von nur wenigen Monaten ihren Weg auf die Leinwand!
Darum wollte Steven Spielberg bei einem seiner wichtigsten Filme zunächst auf keinen Fall Regie führen*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.