Darum wurden im ersten "Harry Potter"-Film mehrere Szenen doppelt gedreht
Patrick Fey
Patrick Fey
-Freier Autor
Patrick Fey ist freier Autor und in dieser Funktion unter anderem auch als Filmkritiker für FILMSTARTS.de tätig.

In zwei verschiedenen Versionen gibt es manche Szenen des ersten „Harry Potter“-Films. Warum man Teile des Streifens doppelt drehen musste, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Harry Potter und der Stein der Weisen“ – unter diesem Titel werden die meisten Deutschen den ersten Teil der zauberhaften Filmreihe kennen. Als man sich Ende der 1990er im Hause Warner Bros. dransetzte, das erste Buch der erfolgreichen britischen Roman-Reihe zu verfilmen, war die Titelfrage jedoch nicht so klar, wie man eingangs denken würde. Der Grund dafür: Während Harry, Ron und Hermine im englischen Original-Roman alles daran setzen, den „Philosopher’s Stone“ vor dem bösen Lord Voldemort finden, suchen sie im Amerikanischen den Sorcerer’s Stone (Stein der Zauberer). Man könnte annehmen, dass sich dieses kleine Problem mit der Anpassung des Filmtitels lösen würde. Doch genau dieser Unterschied sorgte dafür, dass die Verfilmung komplizierter wurde.

Denn wenn dieser sagenumwobene Stein nun einen anderen Namen hat, der zudem einige Male während der über zweistündigen Laufzeit fällt, dann stellt das das amerikanische Publikum offenkundig vor ein Problem. Im Wissen, dass eine ganze Generation an Zuschauer*innen bereits die Buchvorlage gelesen haben, entschied man sich bei Warner folglich für einen Ansatz, der, wenn er nicht einmalig ist, so doch kaum auf viele weitere Vorbilder zurückgreifen kann: Man drehte alle Szenen, in denen der Stein der Weisen vorkam, zweimal: einmal als „Philosopher’s Stone“ und einmal als „Sorcerer’s Stone“.

Dieses Video hat die betroffenen Szenen in Kürze zum Vergleich aneinandergeschnitten.

Wenn sich „Harry Potter“-Fans gefragt haben, warum der Stein der Weisen in keinem der anderen Filme jemals wieder erwähnt wurde, so dürfte die Antwort wohl darin liegen, dass man sich im Hause Warner Bros. nie wieder mit doppelt gedrehten Szenen herumschlagen wollte.

Andere Änderungen in der Filmgeschichte

Zugegeben, das Drehen von zwei Versionen bei „Harry Potter“ stellt schon eine ziemlich aufwendige Änderung dar, jedoch sind Anpassungen von Details in Filmen für unterschiedliche Länder keineswegs ungewöhnlich in der Filmindustrie. Man denke da nur anStirb Langsam“, wo aus dem ikonischen deutschen Bösewicht Hans Gruber (gespielt von Alan Rickman, der in „Harry Potter“ den abgründig fiesen Professor Snape verkörpert) Jack Gruber wurde — wohl, weil man dem BRD-Publikum keine deutschen Terroristen zumuten wollte.

Auch „Toy Story 2“ mag einem bezüglich einer solchen Änderung in den Kopf schießen. Denn hier wurde der gesamte Bildhintergrund einer kurzen Sequenz, in der Buzz Lightyear eine motivierende Rede hält, neu animiert, sodass die internationale Version nicht mehr die amerikanische Flagge, sondern einen Globus mit leuchtendem Feuerwerk zeigt.

Das, was den Anpassungen in „Harry Potter und der Stein der Weisen“ womöglich am nächsten kommt, ist ein gängiges aber überaus kostspieliges Verfahren aus den frühen 30ern: der sogenannte Versionenfilm. Da die Synchronisation in diesen Jahren noch in den Kinderschuhen steckte und auch Untertitel kein rechtes Publikum fanden, war der Export von Filmen in internationale Märkte schwierig. Und so begann ein neuer Geschäftszweig: Für einen Versionenfilm wurde ein kompletter Film mit einem anderen Ensemble in einer anderen Sprache neu gedreht. Da sich dieses Geschäft jedoch schnell als zu teuer herausstellte, hatte das Modell bereits vor 1940 fast gänzlich an Bedeutung verloren.

Übrigens: Eine Sache die die Macher von „Harry Potter“ sicher im Nachhinein gerne noch geändert hätten ist ein Filmfehler, der sich in den ersten Teil eingeschlichen hat. Welcher das ist, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:

Wenn ihr in "Harry Potter" bei 90 Minuten und 12 Sekunden auf Pause drückt, ist die Magie augenblicklich dahin

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