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    "Vertigo"-Darstellerin Kim Novak beschuldigt "The Artist" der Verschandelung des Klassikers

    Die heiße Phase im Rennen um die wichtigen amerikanischen Filmpreise ist gerade angebrochen, und die Spekulationen um die möglichen Favoriten laufen noch einmal auf Hochtouren. Nun wurde ein Vorwurf laut, den Schauspielerin Kim Novak gegenüber dem diesjährigen Überraschungshit "The Artist" anbrachte. Die "Vertigo"-Hauptdarstellerin kritisierte die Verwendung des musikalischen Liebesthemas aus dem Hitchcock-Klassiker im diesjährigen Oscar-Favoriten und bezeichnete sie gar als Vergewaltigung.

    Die Kritik kam auf, nachdem sich Kim Novak, die damals an der Seite von James Stewart in "Vertigo" gespielt hat, den Screener zu "The Artist" angesehen hat. Während der Klimax von Michel Hazanavicius' Werk, das als Oscar-Mitfavorit in zahlreichen Kategorien einschließlich der Musik (siehe unser Oscar-Special) gilt, ertönt das berühmte Liebesthema aus eben jenem Alfred-Hitchcock-Film "Vertigo", das einst der legendäre Bernard Herrmann (Filmmusik u.a. zu "Citizen Kane", "Psycho" und "Taxi Driver") komponierte. Darüber war Novak so erbost und schockiert, dass sie in einer Pressemitteilung ihrem Ärger Luft macht und Regisseur Hazanavicius die "Vergewaltigung" des Klassikers vorwirft. Nach Nowaks Auffassung sollten Filmemacher sich nicht ohne weiteres bekannter Musikthemen bedienen dürfen, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen und sich womöglcih mit fremden Lorbeeren zu schmücken.

    So allgemein formuliert klingen die Vorwürfe der Schauspielerin etwas weltfremd. Offenbar hat sie nie einen Film von Quentin Tarantino gesehen, der ja dafür bekannt ist, für seine Soundtracks bekannte Songs und auch die Themen anderer Filme zu verwenden. Damit schafft er nicht nur einen Wiedererkennungswert, sondern führt auch jüngere Zuschauer an die Musik der Klassiker heran. Auch "The Artist" ist, wie Michel Hazanavicius in einer offiziellen Presseerklärung betont, eine Hommage - und zwar an die Filme von Hitchcock, Fritz Lang, John Ford, Ernst Lubitsch, F.W.Murnau und Billy Wilder. Er liebe die Musik von Bernard Herrmann und sei sehr dankbar, sie in seinem Film - ganz legal - verwenden zu dürfen.

    Auch wenn sich die meisten Zuschauer und Kritiker klar auf die Seite des Regisseurs schlagen dürften, bleibt doch darauf hinzuweisen, dass Bernard Herrmanns Komposition so eng in die Original-Musik von Ludovic Bource integriert ist, dass Zuschauer, die sie nicht vorher kennen, womöglich gar nicht bemerken, dass hier ein fremdes Werk verwendet wird. Daher wurde auch ernsthaft geprüft, ob Bources Arbeit als Oscar-Kandidat zugelassen werden kann, denn die übermäßige Verwendung von nicht-originalen Elementen ist nicht erlaubt. Die Musik von "The Artist" wurde von der Oscar-Academy schließlich nicht beanstandet, aber Academy-Mitglie Kim Novak muss eventuell Sanktionen befürchten, denn den Stimmberechtigten ist es nicht erlaubt, sich öffentlich in despektierlicher Weise über einen der Kandidaten zu äußern.

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