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    Schwache 8. Staffel "The Blacklist" auf Netflix: Darum lief so viel gewaltig schief
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Seit einiger Zeit läuft die achte Staffel von „The Blacklist“ auf Netflix und nicht alle Fans sind begeistert. Es ist die Staffel, die das meiste negative Feedback bekommt. Viel hat auch mit den Problemen zu tun, die es rund um die Entstehung gab.

    Netflix / NBC

    Viele Fans sind enttäuscht von der achten Staffel „The Blacklist“ und die einzelnen Episoden haben bei Portalen wie IMDb die niedrigsten Wertungen der kompletten Serie. Die beiden Serienmacher, der nun scheidende Erfinder Jon Bokenkamp (nicht mehr bei Staffel 9 dabei) sowie sein Co-Showrunner John Eisendrath, mussten im Anschluss an die Veröffentlichung viel Kritik einstecken. Doch sie sahen sich auch gewaltigen Problemen konfrontiert, durch die jene kritisierten Aspekte wie weniger Action, erzählerische Sprünge etc. überhaupt erst entstanden...

    Wir möchten euch einen Überblick über die zahlreichen Probleme bei der Produktion der achten Staffel von „The Blacklist“ geben und erklären, warum so viel so gewaltig schief lief.

    Corona, Geld und mehr: Die Probleme von "The Blacklist"

    Problem Nr. 1 - Die Corona-Pandemie: Die Herausforderungen der Corona-Pandemie waren die größten und sind auch eng mit einigen der weiteren Probleme verknüpft. Vor allem führten sie aber zu einer gewaltigen Umplanung. Bekanntlich traf das „The Blacklist“-Team die Pandemie bereits in der siebten Staffel – mitten in der Arbeit an der 19. Episode. Die Folge konnte nicht mehr regulär fertiggestellt werden, wurde am Ende mit animierten Szenen noch veröffentlicht.

    Allerdings hätte die siebte Staffel noch drei weitere Episoden umfassen sollen, die gar nicht mehr gemacht werden konnten. Die Drehbücher für diese drei Folgen wurden nun in die Skripte der ersten zwei Episoden der achten Staffel überführt. Das führte zu einem dazu, dass sie hier die Erzählung von drei auf zwei Folgen verkürzen und damit verdichten mussten, dass aber direkt auch zwei Episoden weniger für die eigentlich für die achte Staffel geplante Story zur Verfügung standen.

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    Problem Nr. 2 - Der Tod von Schauspielern: Von gleich zwei wichtigen „The Blacklist“-Mitgliedern musste die Crew Abschied nehmen: Brian Dennehy, der als Opa von Liz viele Geheimnisse trug, sowie Clark Middleton, der als Glen ein Fan-Liebling war, verstarben. Nachdem die Nachrichten erst mal persönliche Schocks waren, stellten sie die Verantwortlichen vor große Probleme, waren doch beide Figuren wichtiger Bestandteil der Zukunft der Serie.

    Da es ohne die Geheimnisse von Dennehys Dom Wilkinson absolut nicht weitergehen konnte, wurde hier die Rolle mit Ron Raines neu besetzt. Für Clark Middleton schuf man eine berührende Abschiedsepisode und brachte mit der Mutter von Glen, Paula (Marylouise Burke), eine neue Figur als Nachfolgerin in Stellung. Doch so toll die Abschiedsepisode für Glen ist, war es natürlich eine weitere Folge, die den Verantwortlichen noch mehr Zeit raubte, geplante Dinge zu erzählen.

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    Problem Nr. 3 - Budget-Kürzungen: „The Blacklist“ hatte schon vor der achten Staffel mit sinkenden Einschaltquoten zu kämpfen, dazu ist der Dreh während Corona per se erst einmal teurer, weil Sicherheitsprotokolle einzuhalten sind, die Geld und Personal brauchen. Serienerfinder Bokenkamp gab so im Podcast „The Blacklist Exposed“ zu, dass man sich von einigen Elementen verabschieden musste, welche die Serie so beliebt machten. Das bedeutete vor allem weniger Action: Explodierende Autos, ein zusammenstürzendes Hochhaus – so etwas sei einfach nicht mehr drin gewesen.

    Es gab auch deswegen mehr Szenen mit zwei Personen, die sich in einem Raum unterhalten, was auch leichter mit Corona-Sicherheitsstandards umzusetzen ist als eine Massenszene. Und es wurde sogar altes Material wiederverwendet. Wenn Liz (Megan Boone) im Verlauf der achten Staffel genau in der Box eingesperrt ist, in der Raymond Reddington (James Spader) zu Beginn der Serie saß, hatte man nicht mehr die Mittel, um an einer so großen Location mit so viel Platz zu drehen wie noch damals. Und so habe man alte Szenen einfach wiederverwendet, um den Eindruck zu vermitteln, es gebe den Platz weiterhin. Auch die Befreiungsaktion in dieser Szene bestehe teilweise aus altem, nun wiederverwendeten Material.

    Will Hart/NBC

    Problem Nr. 4 - Die Abwesenheit von Megan Boone: Bereits separat haben wir das vielleicht größte Problem der achten Staffel angesprochen. Da Hauptdarstellerin Megan Boone ihrer Rolle müde wurde, verhandelte sie nicht nur ihren Ausstieg (dazu gleich mehr), sondern auch ihre Abwesenheit für einen großen Teil der Staffel. Und die Verantwortlichen hatten sichtlich Probleme eine Geschichte, die so auf Liz fokussiert ist, zu erzählen, ohne sie dabei zeigen zu können.

    Das gipfelte in zwei Folgen, die Fans besonders sauer aufstießen. In einer Episode genau in der Mitte der insgesamt neunteiligen Abwesenheit bedient sich Liz einer Doppelgängerin, die für sie agiert. Und direkt nach ihrer Rückkehr gibt es eine viel gescholtene Folge, die (fast) nur den Zweck dazu hat, all die vergangenen Ereignisse noch einmal aus der Perspektive von Liz zu erzählen, um uns zu zeigen, dass sie doch die ganze Zeit da war.

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    Problem Nr. 5 – Der Abgang von Megan Boone: Und damit sind wir beim größten und finalen Problem der achten Staffel. Weil es klar war, dass Megan Boone die Serie verlässt, mussten die Macher endlich Antworten liefern. Die waren zwar eigentlich endlich mal überfällig, allerdings war es wohl nicht unbedingt der Plan, sie als großes Paket in einer Episode zu bringen. Doch für eine größere Verteilung der Erklärungen war aufgrund der wenigen Folgen, gerade der wenigen mit Boone, kein Platz.

    Zu wenig Platz in der 8. Staffel "The Blacklist"

    Und damit sind wir beim wiederkehrenden Resultat fast aller Probleme. Ob das Nachholen von aus der verkürzten siebten Staffel verschobenen Inhalten, das Abschiednehmen von einem Fan-Liebling, die Einschränkungen im Budget oder Abwesenheit und Abgang von Megan Boone: Am Ende führte alles dazu, dass die „The Blacklist“-Verantwortlichen trotz voller 22 Episoden weniger Zeit als geplant für ihre Erzählung hatten. Und das Ergebnis ist, dass immer wieder über Ereignisse hinweggegangen oder große Sprünge eingebaut wurden.

    NBC

    So sind viele Fans zum Beispiel unglücklich, wie mit dem vermeintlichen Tod von Reds großer Liebe Anne (LaChanze) umgegangen wurde. Dass sich das kriminelle Mastermind so für eine andere Person öffnet, sie dann verliert und kaum einen Moment zur Trauer hat, sondern es weiter im Plot ging, stieß vielen sauer auf. Die Kollegin Andrea Wöger hat auf unserer Schwesternseite Moviepilot.de auch einen Meinungstext dazu veröffentlicht.

    Vor allem beim Staffelende macht sich die fehlende Zeit so richtig bemerkbar. Die vorletzte Episode endet mit Liz im Bunker in Lettland. Dabei ist sie so schwer verletzt, dass man um ihr Leben fürchtet. In der letzten Folge braucht es aber nur ein paar Minuten im Bett und alles ist ausgestanden. Der hier suggerierte Zeitsprung wischt auch alle möglichen Probleme weg, die vorher groß aufgebaut wurden: Ein paar wenige Gespräche müssen reichen, damit Liz sich mit ihrem alten Team versöhnt, was eigentlich Stoff für mehrere Folgen ergeben hätte. Doch die Zeit war nicht da.

    Neue (und alte) Probleme in der 9. Staffel "The Blacklist" - aber auch eine Chance

    Die neunte Season von „The Blacklist“ ist für den nun alleinverantwortlichen Chefautor John Eisendrath erst mal eine Chance. Er hat einen größtenteils reinen Tisch vor sich. Es gibt keine Überbleibsel, trotz der offenen Fragen keine drängenden Erzählstränge. Er kann sich nun erst einmal selbst überlegen, was er nun in welchem Zeitrahmen erzählen wird.

    Das größte Problem ist, erst einmal eine Story zu finden, die es sich zu erzählen lohnt. Das wird von Fans bereits mit Spannung erwartet, denn die Suche nach Reds großen Geheimnissen durch Liz steht nun nicht mehr im Fokus (auch wenn noch einige Dinge offen sind).

    Doch es bleiben auch alte Probleme. Durch die gesunkenen Quoten und die nach wie vor existente Corona-Pandemie wird das Budget weiterhin eingeschränkt sein. Wie viele große Actionszenen sind in einer Staffel mit 22 Episoden unter diesen Bedingungen möglich? Und ein besonderes Problem ist das Damoklesschwert, welches über der Serie schwebt. Es wurde zwar eine komplette neunte Staffel bestellt und die Verantwortlichen sowie auch Hauptdarsteller James Spader wollen danach noch weiter machen, doch planen können sie so nicht.

    9. Staffel "The Blacklist": US-Start im Oktober 2021

    Sollten die Quoten weiter sinken, droht jederzeit die Absetzung. Die Folge: Eisendrath muss immer auf einem schmalen Grat balancieren. Er muss die Serie so mit neuen Mysterien füllen, dass die Spannung gewahrt bleibt, darf aber nicht zu viele Fragen aufwerfen, um diese im Zweifel in wenigen Episoden noch schnell auflösen zu können.

    Die neunte Staffel von „The Blacklist“ startet in den USA am 21. Oktober 2021. Wie ihr die Serie direkt in Deutschland schauen könnt und wann die Episoden dann wohl zu Netflix kommen, haben wir euch hier zusammengetragen:

    Starttermin der 9. Staffel "The Blacklist"? Mit großer Veränderung geht es auch auf Netflix weiter
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