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    Stephen King, eine der besten Serien aller Zeiten & mehr: Das sind die größten Einflüsse für das "Resident Evil"-Reboot
    Markus Trutt
    Markus Trutt
    -Redakteur
    Seit „Silent Hill“ ihm gezeigt hat, dass es doch auch gute Videospieladaptionen geben kann, hält Gamer Markus sehnsüchtig Ausschau nach weiteren.

    „Resident Evil: Welcome To Raccoon City“ kehrt zu den Horror-Wurzeln der Videospiel-Vorlage zurück. Im Interview mit FILMSTARTS verrät uns Regisseur Johannes Roberts die hochkarätigen Einflüsse für seine Neuverfilmung.

    Warner Bros. Entertainment Inc. and RatPac-Dune Entertainment LLC/Brooke Palmer / Constantin Film / HBO

    Mit „Resident Evil: Welcome To Raccoon City“ adaptiert „47 Meters Down“-Regisseur Johannes Roberts die Spiele-Klassiker anders, als es in den vorherigen Filmen gemacht wurde. Grundlage dafür bildeten die ersten beiden Teile der Games, in denen Claire Redfield die grausamen Experimente des Pharmakonzerns Umbrella aufdeckt, während ihr Bruder Chris unheimliche Vorkommnisse in einer Villa vor den Toren der Stadt untersucht.

    Um den Horror der Vorlage(n) einzufangen, hat sich Roberts an allerlei großen Vorbildern der Film-, Serien- und Literaturlandschaft orientiert, wie er uns im Gespräch erklärt – darunter sind die Genre-Gurus Stephen King und John Carpenter sowie die gefeierte und vielfach preisgekrönte Miniserie „Chernobyl“, die in der größten Online-Filmdatenbank der Welt, der IMDb, nach Userwertung den fünften Platz der besten Serien aller Zeiten belegt.

    Abseits davon spricht Roberts mit uns aber auch über die generellen Schwierigkeiten der oftmals geächteten Videospielverfilmungen und darüber, was er mit seinem Versuch besser machen wollte...

    Das Problem mit Videospieladaptionen

    FILMSTARTS: Videospielverfilmungen haben leider noch immer nicht den besten Ruf. Was denkst du, woran das liegt? Und wie soll der neue „Resident Evil“ das ändern?

    Johannes Roberts: Das hat wohl mehrere Gründe. Bis jetzt bestand die Adaption eines Spiels vor allem daraus, nur den Titel zu nehmen und was ganz Eigenes daraus zu machen – was weder Fans noch Nicht-Fans der Spiele wirklich angesprochen hat. Bei „Resident Evil“ wollte ich tonal jetzt zu dem Angstgefühl vorstoßen, das ich vor allem beim Spielen des Remakes von „Resident Evil 2“ hatte. Ich wollte eine Mischung daraus und aus dem, was ich gefühlt hatte, als ich zu Studienzeiten mit dem ersten Teil zum allerersten Mal die „Resident Evil“-Welt betreten hatte.

    Was ich hier machen wollte – und das ist ein Punkt, an dem viele Videospielverfilmungen versagen – war, dass wir die Figuren und die Welt werkgetreu aus den Spielen nehmen, die Charaktere aber auch ganz für sich atmen und leben können. Man braucht schließlich einen Grund, um eine Filmadaption zu machen, ansonsten könnte man auch einfach das Spiel spielen. Gerade das „Resident Evil 2“-Remake ist ja für sich schon so filmisch. Man muss an die Figuren glauben, an ihre Emotionen und ihre Geschichten – und sie dann zu Tode erschrecken.

    FILMSTARTS: Wie genau bist du eigentlich beim „Resident Evil“-Reboot an Bord gekommen? Und wie ist der neue Ansatz zustande gekommen?

    Johannes Roberts: Ich hatte gerade „47 Meters Down“ gemacht, der gut angekommen ist. Das vorherige Franchise war zu Ende gegangen und [das Produktionsstudio] Constantin wollte einen Neuanfang, wusste aber noch nicht, wie dieser genau aussehen soll. Es gab etwa Überlegungen, das damals gerade erschienene Spiel „Resident Evil 7“ zu adaptieren, oder eine TV-Serie zu machen... und noch viele weitere Ideen, die herumflatterten. Am Ende war es einfach eine Frage von Persönlichkeiten. Als ich Robert Kulzer und Martin Moszkowicz von Constantin traf, haben wir uns direkt gut verstanden. Ich bin zur Hälfte Deutscher, meine Mutter kommt aus Stuttgart, Constantin ist ein deutsches Unternehmen. Wir waren Fremde in Amerika, hatten sehr ähnlichen Humor, sehr ähnliche Sichtweisen und einen sehr ähnlichen Filmgeschmack. Das hat einfach gepasst.

    Irgendwann kamen wir auch auf die Serie „Chernobyl“ zu sprechen, die zu der Zeit riesig war – und kehrten in unseren Diskussionen immer wieder dahin zurück. Eine Regierung, die Sachen vertuscht, und Menschen, die unwissentlich krank werden, das war wirklich unheimlich, auch das Make-Up war sehr verstörend. Es gab aber auch etwas Humor, besonders Stellan Skarsgård war unfassbar lustig. Wir haben den ganzen Vibe der Serie geliebt.

    Und schließlich waren wir an dem Punkt angekommen, an dem wir sagten: Lasst uns zum Spencer Mansion und zur Polizeistation zurückkehren, dort hat meine Liebe für „Resident Evil“ begonnen. Ihr habt schließlich einen Horror-Typen an Bord geholt und ich wollte es wirklich gruselig machen. Es hat sich alles einfach organisch aus der geteilten Liebe für dieselben Dinge ergeben und war keine von Anfang an festgelegte Richtung.

    Carpenter- und King-DNA in Raccoon City

    FILMSTARTS: Was waren denn neben „Chernobyl“ noch weitere Einflüsse und Inspirationen, um „Welcome To Raccoon City“ so unheimlich wie die Spiele zu machen?

    Johannes Roberts: Ich wollte eine ganz bestimmte Stimmung erzeugen. Wir hatten bereits entschieden, dass wir zu den Horror-Wurzeln der Spiele zurückkehren werden, und dann wurde das Remake von „Resident Evil 2“ veröffentlicht. Und als ich angefangen habe, es zu spielen, habe ich gesagt: Das ist das, was wir machen werden. Trotzdem gab es noch die knifflige Frage, wie wir unsere Version von Raccoon City präsentieren und die zwei Geschichten von „Resident Evil 1 & 2“ mit all ihren Figuren miteinander verbinden wollen – und was hinzufügen, das die Spiele nicht mitbringen.

    Ich bin ein riesiger John-Carpenter-Fan und habe mich dann einfach an seinem Film „Assault - Anschlag bei Nacht“ orientiert. Carpenter ist ein Genie, das dort all diese Figuren im Polizeirevier zusammenbringt und Spannung mit Humor mixt, alles innerhalb einer Nacht mit diesem treibenden Soundtrack. Genau das wollte ich für „Resident Evil“. Ich wollte den Ton des zweiten Spiels, die Angst des ersten Teils und dann „Assault“ als Grundstein dafür nutzen, wie ich diese Geschichte erzähle.

    Und die Stadt selbst wurde dann zu einer Stephen-King-Stadt. Meine Version von Raccoon City könnte auch Derry aus „ES“ oder Castle Rock sein. Es ist eine kleine, verdorbene, sterbende Stadt, die im Kern dieses Geheimnis hat. Hinzu kam dann auch noch diese sehr aktuelle Drama-Seite. „Chernobyl“ haben wir als Referenz genutzt, aber auch den Mark-Ruffalo-Film „Vergiftete Wahrheit“, in dem es Parallelen im Hinblick auf das verunreinigte Wasser und die Konzernstadt gibt.

    Wir haben einfach versucht, viel von der typischen amerikanischen Kleinstadtkultur einzubringen, garniert mit ein wenig „Die durch die Hölle gehen“. Das Storytelling kam also primär von Carpenter und King, das Visuelle vor allem aus dem 70er-Jahre-Kino, das ich liebe – von „Der Exorzist“ bis „Wenn die Gondeln Trauer tragen“. Das kam alles irgendwie zusammen...

    „Resident Evil: Welcome To Raccoon City“ läuft seit dem 25. November 2021 in den deutschen Kinos.

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