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    What A Man
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    What A Man
    Von Lars-Christian Daniels

    Matthias Schweighöfer zählt derzeit zu den beliebtesten deutschen Schauspielern und hat in seiner jungen Karriere schon so ziemlich jeden Filmpreis abgeräumt, den es hierzulande zu gewinnen gibt: Die Goldene Kamera für seinen Kinodurchbruch „Soloalbum" und seine Hauptrolle in der WDR-Produktion „Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben", den Adolf-Grimme-Preis für „Die Freunde der Freunde" und den Bambi für seinen Auftritt als Rainer Langhans in „Das wilde Leben". Auch an den Kinokassen landete er im vergangenen Jahr wieder einen echten Volltreffer: In der sympathischen Roadmovie-Komödie „Friendship!" begab er sich mit Friedrich Mücke auf eine spaßige Ossi-Odyssee durch die USA und spielte damit die Hauptrolle im erfolgreichsten deutschen Film 2010. Da liegt es auf der Hand, dass der gebürtige Mecklenburger nun den nächsten Karriereschritt wagt und sich erstmalig auch als Filmemacher versucht: Der 30-Jährige übernahm in seinem neuen Film „What A Man" nicht nur die Hauptrolle, sondern versucht sich zugleich als Regisseur, Drehbuchautor und Co-Produzent in Personalunion. Dass sein Debüt hinter der Kamera relativ enttäuschend ausfällt, liegt in erster Linie an der geringen Trefferquote der Gags und einer konventionellen Dramaturgie, die sich vor allem in der zweiten Filmhälfte bereitwillig den ungeschriebenen Gesetzen der klassischen romantischen Komödie unterwirft.

    „Wann ist ein Mann ein Mann?" schmetterte bereits Herbert Grönemeyer und suchte 1984 in seinem Song „Männer" vergeblich nach einer Antwort auf die Frage, die „What A Man" nun 2011 erneut stellt. Der junge Lehrer Alex (Matthias Schweighöfer) staunt nicht schlecht, als er seine Freundin aus dem Krankenhaus abholen muss. Carolin (Mavie Hörbiger, „Liebesluder") hat sich bei einem Seitensprung empfindlich im Analbereich verletzt und muss ihrem spießigen Freund nun wohl oder übel beichten, dass sie ihn schon seit Wochen mit Nachbar Jens (Thomas Kretschmann, „Dschungelkind") betrügt. Plötzlich wieder Single und schwer frustriert begibt sich der orientierungslose Alex auf eine intensive Selbstfindungsreise. Seine Freunde sind ihm dabei keine große Hilfe – die verplante Nele (Sibel Kekilli, „Gegen die Wand") weiß zwar, wie man Pandas in China vor dem Aussterben rettet, ist in Beziehungsfragen aber noch schlechter sortiert als Alex. Und auch die Edelmacho-Ratschläge und praktischen Übungsaufgaben seines besten Freundes Okke (Elyas M'Barek, „Türkisch für Anfänger") bringen Alex nicht wirklich weiter...

    Nein, Grönemeyers Pop-Nummer „Männer" steht nicht auf der Playlist des filmbegleitenden Soundtracks. Stattdessen dudelt in regelmäßigen Abständen Lena Meyer-Landruts weichgespülte Interpretation von Salt-n-Pepas Chartbreaker „Whattaman" durch die Geschichte – und das mit einer Penetranz, die spätestens beim Abspann zur Annahme verleitet, grade einen eineinhalbstündigen Werbespot für Lenas jüngstes Album „Good News" gesehen zu haben. Die Frage, was einen Mann denn nun eigentlich zum Mann macht, kann letztlich auch Matthias Schweighöfer nicht beantworten – will er aber auch gar nicht, denn in „What A Man" ist freilich der Weg das Ziel. Protagonist Alex, den sich Schweighöfer mit seinem Co-Autor Doron Wisotzky auf den Leib geschrieben hat, darf von einer aberwitzigen Situation in die nächste stolpern und sich dabei immer wieder zum Affen machen. Doch sei es der heikle Dildofund im Kleiderschrank, die peinlichen Flirtversuche an der Bar oder die ausufernde Sprühsahne-Orgie mit einer üppigen Physiotherapeutin – „What A Man" ist eine dieser Komödien, die einen Großteil der Gags bereits im Trailer verbrät und nur selten Überraschungstreffer landet.

    Schweighöfer lässt eine eigene Linie bei der Inszenierung über weite Strecken vermissen und orientiert sich bei seinem Regiedebüt an den romantischen Erfolgskomödien des Kollegen Til Schweiger. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf die Schweiger-typischen braunen Farbfilter, auch die Ausflüge mit Nele und den Schulkindern wecken Erinnerungen an die Kindergartenszenen aus „Keinohrhasen". Den Charme des Mega-Erfolgs von 2007 erreicht „What A Man" dabei kaum, weil die meisten Einfälle zwar unverbraucht, zugleich aber nicht sonderlich komisch sind. Insbesondere in die müde Verwandlung vom konservativen Sakko-Träger zum hemmungslos baggernden Eminem-Verschnitt setzt Schweighöfer große Hoffnung, produziert dabei aber keinen einzigen Lacher. Vielversprechende Ansätze wie die ausgeprägte Flugangst des Lehrers hingegen werden knapp und ohne Gespür fürs richtige Timing abgehandelt.

    Erfreulicherweise verzichtet „What A Man" – anders als Schweigers „Zweiohrküken", in dem Schweighöfer zum zweiten Mal als Fotograf Moritz glänzte – aber wenigstens auf ausartenden Fäkalhumor: Wie genau sich Carolin beim Analverkehr mit Superstecher Jens („Einer von uns beiden hat jetzt Sex, und ich wette das bist nicht du!") Rippen und Steißbein geprellt hat, bleibt der Vorstellungskraft des Publikums überlassen. Dass „What A Man" trotz der wenigen guten Pointen nicht als Totausfall endet, liegt an den sympathischen Figuren. Schweighöfers spießiger Junglehrer bietet dem Mecklenburger wieder ausgiebig Gelegenheit, den unverwechselbaren Erfolgsstil seiner früheren Erfolgskomödien fortzusetzen. Einmal mehr spielt Schweighöfer den Versager beim weiblichen Geschlecht, der vor allem an seine Rolle in der Stuckrad-Barre-Verfilmung „Soloalbum" erinnert. Letztlich bleibt der Schauspieler aber stets Gefangener seines eigenen Drehbuchs, in dem er auf der Zielgeraden zunehmend bloß noch Konventionen der romantischen Komödie abarbeitet.

    Tatort"-Ermittlerin Sibel Kekilli ist als besorgte Öko-Freundin gewohnt bezaubernd, in ihrer ersten Komödienrolle aber in vielen Sequenzen unterfordert. Als schwächste Figur des Films erweist sich Sidekick Okke: Die witzlosen türkischen Weisheiten, die der Fitnessfreak seinem besten Freund mit auf den Weg gibt, werden ebenso vergeblich zum Running Gag aufgeblasen wie die Werbeplakate, auf denen der frustrierte Alex bei seinen täglichen Fahrradfahrten durch die Stadt regelmäßig mit anschauen muss, wie Nachbar Jens und Ex-Freundin Carolin gemeinsam „Rohre verlegen". Schweighöfers Regiedebüt erweist sich als überraschungsarme Komödie, die sich qualitativ im unteren Drittel seiner Filmografie einreiht. Aus der Bahn werfen wird dies den Bambi-Gewinner freilich nicht: In Oliver Ziegenbalgs heiß erwarteter Wladimir-Kaminer-Verfilmung „Russendisko" wird der Mecklenburger bereits im Frühjahr 2012 wieder auf der Leinwand zu sehen sein.

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