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    Atemlos - Gefährliche Wahrheit
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Atemlos - Gefährliche Wahrheit
    Von Christoph Petersen

    Die megaerfolgreiche „Twilight"-Saga ist für ihre Stars Fluch und Segen zugleich. Momentan werden Kristen Stewart, Robert Pattinson und Taylor Lautner noch überall von kreischenden Teenager-Horden empfangen. Aber das heißt noch lange nicht, dass es nach dem Ende der Reihe (der letzte Film „Breaking Dawn (Teil 2)" startet im November 2012) so weitergehen wird. Genau wie die Nachwuchsstars aus den „Harry Potter"-Filmen wird sich auch das „Twilight"-Trio erst einmal neu beweisen müssen, um nachhaltigen Erfolg in Hollywood zu haben. Den Anfang hat in diesem Sommer Robert Pattinson gemacht, als sich der Vampir-Beau in dem Melodram „Wasser für die Elefanten" an der Seite von Reese Witherspoon als romantischer Held empfahl. Nun legt Taylor Lautner nach. In John Singletons Agententhriller „Atemlos – Gefährliche Wahrheit" positioniert sich der Werwolf-Muskelmann als kommender Actionheld – und tatsächlich macht er in den temporeichen Passagen eine ansprechende Figur. Aber außerhalb der Actionszenen offenbaren sich dafür umso größere Probleme.

    Nathan (Taylor Lautner) ist ein ganz normaler Teenager, der sich auf Partys besäuft und heimlich in seine süße Nachbarin Karen (Lily Collins) verknallt ist. Doch dann stößt er im Rahmen eines Schulprojekts auf eine Webseite, auf der nach vermissten Kindern gefahndet wird. Dort kann man sich auch ansehen, wie seit Jahren verschwundene Kinder wohl heute aussehen würden – und eines dieser Bilder erinnert stark an Nathan selbst. Aber diesem bleibt gar keine Zeit, um darüber nachzudenken, ob er nun als kleiner Junge entführt wurde oder was sonst passiert sein könnte. Denn plötzlich stürmen zwei Männer in schwarzen Anzügen herein, eliminieren seine vorgeblichen Eltern (Maria Bello, Jason Isaacs) und jagen das Haus in die Luft. Nathan gelingt gemeinsam mit Karen gerade so die Flucht. Aber damit fängt der eigentlich Schlamassel erst an - denn nun sind auf einmal der CIA-Agent Burton (Alfred Molina), der international vernetzte Söldner Kozlow (Michael Nyqvist) und sogar seine Psychiaterin Dr. Bennett (Sigourney Weaver) hinter dem Schüler her...

    Taylor Lautner ist der Grund dafür, dass es diesen Film überhaupt gibt, also fangen wir auch mit ihm an: Wegen seines fast schon zwanghaften Drangs, sich in den „Twilight"-Filmen immer wieder das T-Shirt vom Leib zu reißen und seinen Waschbrettbauch in die Kamera zu halten, musste er in den vergangenen Jahren viel Hohn und Spott über sich ergehen lassen. Trotzdem entpuppt er sich in „Atemlos – Gefährliche Wahrheit" als passabler Actiondarsteller. Statt auf überkandidelte Krachbumm-Szenarien setzt Regisseur John Singleton („Vier Brüder") lieber auf handfeste Old-School-Action wie Zweikämpfe oder Verfolgungsjagden zu Fuß. In diesen Szenen merkt man einfach, dass Taylor Lautner die meisten seiner Stunts tatsächlich selbst gemacht hat. Die Action besitzt eine angenehme Unmittelbarkeit, da wird nie umständlich geschnitten, um den Einsatz eines Stuntman oder andere Tricksereien zu kaschieren. In den ruhigeren Abschnitten wirkt der Nachwuchsmime hingegen noch immer sehr hölzern. Nimmt man ihm die Gefühle zu Co-Star Lily Collins („The Blind Side") noch ab, was wohl auch daran liegen dürfte, dass die beiden inzwischen auch im realen Leben ein Paar sind, bleiben die Trauer über die Ermordung der Eltern und die Unsicherheit ob der eigenen Identität bloße Behauptung.

    Allerdings ist für die fehlende Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit vieler Szenen und Dialoge nicht nur Taylor Lautner allein verantwortlich, sondern eine wesentliche Mitschuld ist auch beim schwachen Drehbuch von Shawn Christensen zu suchen. Denn nicht nur Lautner, sondern auch den zahlreichen etablierten Nebendarstellern gelingt es kaum, bleibende Akzente zu setzen. Ob nun Sigourney Weaver („Alien") als mütterliche Freundin, Alfred Molina („Spider-Man 2") als undurchsichtiger CIA-Mann, Michael Nyqvist („Verblendung") als zynischer Auftragskiller oder Maria Bello („A History of Violence") und Jason Isaacs („Harry Potter") als Vielleicht-Eltern - niemandem aus dieser namhaften Darstellerriege gelingt es, eine glaubhafte oder zumindest eingängliche Figur zu entwerfen, stattdessen bleiben sie alle zu 100 Prozent austauschbar. Dasselbe gilt übrigens auch für die hanebüchene Agentenstory. Zwar wird zwischendurch mal erklärt, warum genau plötzlich alle Welt hinter Nathan her ist, aber wenn man darüber länger als nur eine Sekunde nachdenkt, fällt das gesamte Handlungsgerüst auch schon wie ein windschiefes Kartenhaus in sich zusammen.

    Fazit: Als Starvehikel ist „Atemlos – Gefährliche Wahrheit" voll und ganz darauf zugeschnitten, Hauptdarsteller Taylor Lautner möglichst vorteilhaft aussehen zu lassen, aber ein wenig mehr Mühe hätte man sich bei der zerfahrenen Story trotzdem geben dürfen.

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